Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Feuilleton
Merken

Einmalig: Ein Dresdner Verein bringt eine Million Euro für die Orgel des Kulturpalastes auf

Er ist unter den unzähligen Fördervereinen einmalig: der Förderverein der Dresdner Philharmonie. Er hat sogar ein eigenes Orchester.

Von Bernd Klempnow
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Blick in die Eule-Orgel des Kulturpalastes – finanziert vom Förderverein der Dresdner Philharmonie.
Blick in die Eule-Orgel des Kulturpalastes – finanziert vom Förderverein der Dresdner Philharmonie. © Peter Hilbert

Fördervereine gibt es viele. Dass aber der Förderverein für ein Orchester ein eigenes Orchester hat und damit auftritt, das dürfte einmalig sein. Mehr noch. Jeder vierte der derzeit 200 Mitglieder des Fördervereins der Dresdner Philharmonie musiziert. Verstärkt um bis zu zwölf Spitzen-Philharmoniker wie Konzertmeister gibt es Abende, die sich hören lassen können.

So wie das Laienorchester auf Augenhöhe mit Philharmonikern kommenden Donnerstag in der Dresdner Dreikönigskirche meisterliche Werke von Rossini, Paganini und Schubert interpretiert – für einen sensationellen Ticketpreis von 18 Euro, ermäßigt 10 Euro.

Thomas de Maiziere, CDU-Politiker, ist der neue Präsident des Fördervereins der Dresdner Philharmonie.
Thomas de Maiziere, CDU-Politiker, ist der neue Präsident des Fördervereins der Dresdner Philharmonie. © www.loesel-photographie.de

Anlass zu dem Konzert ist das 30-jährige Bestehen des Vereins, der einst von acht Personen gegründet wurde. Längst ist die Zahl der Mitglieder, ob Personen oder Firmen, stabil bei 200, die zwischen 21 und 101 Jahre alt sind. „Dresden ist nicht Berlin oder München, was das Potenzial großer Förderer angeht. Aber Dresden hat einen großartigen, weltweit beachteten Konzertsaal“, sagt Vereins-Präsident Thomas de Maizière. „Das wäre ohne den Förderverein nicht möglich gewesen.“ Tatsächlich ging von ihm 2002 die Initiative für den Neuen Konzertsaal aus. Und er startete eine Aktion zur Finanzierung der Orgel für den Kulturpalast, weil die Stadt diese vergessen hatte. Gut eine Million Euro kamen zusammen. 2017 wurde diese Eule-Orgel geweiht.

Zweieinhalbstündige Sinfonie wird rekonstruiert

Auch sonst stemmt der vergleichsweise kleine Verein Großtaten wie die Unterstützung von CD-Produktionen, Festivals und Veranstaltungen, den Kauf von Instrumenten und die Sanierung des Grabes eines Gründungsvaters der Philharmonie. Aktuell ermöglicht er die Herstellung des Notenmaterials für die sechssätzige Sinfonie „Gloria! Ein Sturm- und Sonnenlied“ von Jean Louis Nicode, einem der ersten Dirigenten des Orchesters. Ende dieses Jahres soll diese Arbeit fertig sein. Dann könnte „Gloria!“ erklingen – für jene und mit jenen, die Sitzfleisch haben, denn die Sinfonie geht Zweieinhalbstunden.

Gut zwei Millionen Euro hat der Verein bislang gesammelt. Doch was haben die Mitglieder vom Engagement? „Die Gründung der Philharmonie vor gut 150 Jahren war bürgerschaftlich geprägt“, sagt de Maizière. Diese Haltung prägt das Orchester, das Publikum und den Verein bis heute. „Diese Haltung wollen wir in die Zukunft tragen – mit vielen und noch mehr neuen Freunden für die große Kunst.“

"Hier zählen nicht der Glamour und das Gesehenwerden."

EEs gibt die Mäzene, die helfen. Es gibt jene Mitglieder, die Tourneen begleiten, die Generalproben besuchen und Künstlergespräche anregen. Ein Unterschied zu Vereinsmitgliedern etwa in Hamburg sei, sagt de Maizière, dass die hiesigen dicht am Förderobjekt sein wollen und unprätentiös agieren. „Hier zählen nicht der Glamour und das Gesehenwerden. Hier tut man.“

Eben auch das Vereinsorchester, das Konzertmeister Wolfgang Hentrich 2002 initiiert hat. Das gibt Talenten die Chance, solistisch hervorzutreten. So wie nächste Woche der 19-jährigen Lettin Agne Gecaite, die das D-Dur-Violinkonzert vom „Teufelsgeiger“ Paganini spielen wird.

Konzert: 30. Mai, 19.30 Uhr, Dreikönigskirche. Tickets nur in der Dreikönigskirche und an der Abendkasse.