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Grünes Gewölbe: Kunstsammlungen fallen auf falschen Diamantenhändler rein

Ein Niederländer hat behauptet, er könne einen Teil des Diebesguts aus dem Grünen Gewölbe zurückkaufen. Er floh mit dem Geld - der Schmuck bleibt verschwunden. Inzwischen befindet sich der Beschuldigte in Dresden.

Von Karin Schlottmann & Alexander Schneider
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Ein Mann aus den Niederlanden soll behauptet haben, er könne den gestohlenen Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens für die SKD zurückkaufen.
Ein Mann aus den Niederlanden soll behauptet haben, er könne den gestohlenen Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens für die SKD zurückkaufen. © Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion D

Antwerpen. Bei der Suche nach den gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf einen Betrüger hereingefallen. Ein 54-jähriger Niederländer hatte vorgetäuscht, er könne eines der bekanntesten Stücke aus der Diebesbeute, den Bruststern des Weißen-Adler-Ordens, für 40.000 Euro zurückkaufen.

Nach der Übergabe des Geldes Ende vorigen Jahres in Antwerpen sei er verschwunden, wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag weiter mitteilte. Der Beschuldigte sei einige Monate später identifiziert und nach Deutschland überstellt worden. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Grünes Gewölbe: 40.000 Euro aus Privatspenden weg

Der Mann soll im Dezember 2021 einen Kunstdetektiv kontaktiert und sich als Diamanthändler aus Antwerpen ausgegeben haben. Bei dem Detektiv soll es sich nach SZ-Informationen um den Niederländer Arthur Brand handeln, der als einer der erfolgreichsten Privatermittler in der Branche gilt. Dieser wandte sich an einen Rechtsanwalt, der im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen und einer privaten Initiative mit der Rückgewinnung des gestohlenen Schmucks befasst ist.

Da die Geschichte des Beschuldigten auch aus Sicht der Polizei plausibel geklungen habe, sei das Treffen mit dem Beschuldigten in Antwerpen vereinbar worden. „In dem längeren Gespräch legte er einen außerordentlichen Kunstsachverstand an den Tag“, gab die Staatsanwaltschaft an.

Weder die Staatsanwaltschaft noch das Landeskriminalamt nahmen an der Geldübergabe teil. Statt den Schmuck wie versprochen wieder zu beschaffen, sei der Beschuldigte mit dem aus Privatspenden stammenden Betrag in Höhe von 40.000 Euro verschwunden.

Mit Europäischem Haftbefehl nach Dresden gebracht

Da der vorbestrafte Beschuldigte sich in den Niederlanden bereits seit Anfang März wegen anderer Vorwürfe in Haft befunden habe, konnte er schnell identifiziert werden. Auf der Grundlage eines Europäischen Haftbefehls des Amtsgerichts Dresden wurde er am 10. November nach Dresden gebracht. Zu den Vorwürfen habe er sich bisher nicht geäußert, hieß es.

Fast auf den Tag genau vor drei Jahren, am 25. November 2019, hatten Täter bei einem spektakulären Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe in Dresden Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten des 17. und 18. Jahrhunderts von kunsthistorischem Wert aus den Vitrinen erbeutet. Eine Reihe von Sicherheitsmängeln haben den Einbruch erleichtert. Sechs Mitglieder eines arabisch-stämmigen Clans müssen sich seit Anfang des Jahres vor dem Landgericht Dresden wegen Bandendiebstahls und besonders schwere Brandstiftung verantworten.