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Grünes Gewölbe: Prozess soll länger dauern

Der Prozess um den Dresdner Juwelendiebstahl bekommt weitere Verhandlungstage. Auch, weil ein Alibi Widersprüche aufweist.

Von Alexander Schneider
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Der Prozess um den Einbruch ins Grüne Gewölbe könnte länger dauern.
Der Prozess um den Einbruch ins Grüne Gewölbe könnte länger dauern. ©  dpa/Robert Michael

Der Prozess um den Einbruch ins Grüne Gewölbe Dresden könnte länger dauern als zunächst vorgesehen. Richter Andreas Ziegel, der Vorsitzende Richter der Jugendkammer des Landgerichts Dresden, verkündete am Freitag weitere sieben Verhandlungstage bis 20. Dezember 2022. Ursprünglich war der Prozess gegen die sechs Angeklagten der Berliner Großfamilie Remmo bis Ende Oktober geplant.

Am Freitag stand das vermeintliche Alibi von Ahmed Remmo im Mittelpunkt. Seine Verteidiger hatten wiederholt gefordert, das Verfahren gegen den 24-Jährigen abzutrennen und ihn freizusprechen. Ihr Mandant sei am Morgen des Tattages, dem 25. November 2019, in der Notaufnahme einer Klinik in Berlin-Neukölln bis 2.46 Uhr behandelt worden. Zudem habe er um 3.30 Uhr einen Schlüssel in den Briefkasten seiner Lebensgefährtin geworfen, wovon es Filmaufnahmen gebe.

Ein Dresdner Ermittler hatte schon Monate vor der Verhaftung des Verdächtigen im August 2021 dessen Alibi überprüft. Der Polizist bestätigte nun im Prozess, dass Ahmed Remmo in der Klinik war, wo er um 0.42 Uhr ein Selfie von sich an seine Freundin geschickt habe. Die Behandlung wurde auch von der Krankenkasse abgerechnet, der Patientenbrief sei um 2.46 Uhr ausgedruckt und ihm übergeben worden. Das weitläufige Klinikgelände könnte er gegen 3 Uhr verlassen haben.

Wutnachrichten der Ex-Lebensgefährten

Widersprüchlich waren die Angaben und das Verhalten der damaligen Lebensgefährtin des Angeklagten. Ein Ermittler berichtete im Zeugenstand von der Auswertung Hunderter Chatnachrichten und Fotos der Handys von Ahmed und vor allem seiner damaligen Lebensgefährtin. So habe die 31-Jährige gedroht, ihn anzuzeigen, weil er sie geschlagen habe, und sie habe auch geschrieben, "das mit den Juwelen" auszusagen, so der Ermittler.

Im Zeugenstand mit ihren Handynachrichten konfrontiert, sagte die Berliner Kosmetikerin aus, sie könne sich nicht an ihre Nachrichten erinnern. Sie habe vieles "einfach so gesagt" und aus Wut geschrieben. "Ich war eifersüchtig, weil er auch 'was mit anderen Frauen hatte", sagte sie. "Ich wollte ihm schaden und habe unüberlegte Sachen gesagt." Unter anderem soll die 31-Jährige geschrieben haben: "Du hast mir doch selbst gesagt, dass du bei den Juwelen dabei warst."

Schon vorher widersprüchliche Aussagen

Aus den rekonstruierten Chats ergaben sich auch andere Hinweise, die für die Polizei höchst interessant sind. So soll die Frau geschrieben haben, dass sie einen der beiden mitangeklagten Zwillingsbrüder, die zunächst geflohen waren, bei sich aufgenommen habe: "Die werden niemals darauf kommen, dass er bei mir ist." Weiter fanden die Ermittler etwa Absprachen, die Chatinhalte zu löschen.

Das Gericht wird nun die Glaubwürdigkeit der Aussage der 31-Jährigen bewerten müssen. Gegen sie werde ermittelt, weil sie im Verdacht steht, einem der Angeklagten Unterschlupf gewährt zu haben, wie Richter Ziegel sagte. Die Staatsanwaltschaft geht nach wie vor davon aus, dass der 24-Jährige trotz seiner Behandlung in der Notaufnahme an der Tat beteiligt war.

Prozessbeobachter berichteten, dass die 31-jährige bereits in der Verhandlung um den Einbruch ins Berliner Bode-Museum mit widersprüchlichen Aussagen aufgefallen sei. Ahmed Remmo wurde dort Anfang 2020 für seine Beteiligung zu einer Jugendfreiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.