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Kants Dresdner Schuhe und die Aschenbrödel-Philosophie

Der berühmte Philosoph Immanuel Kant wurde vor 300 Jahren geboren. Ein Paar seiner Schuhe wird in Dresden aufbewahrt. Das macht uns nachdenklich.

Von Marcus Thielking
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Kants Schuhe in der Dresdner Rüstkammer.
Kants Schuhe in der Dresdner Rüstkammer. © Matthias Hiekel / dpa

In drei Tagen ist es endlich so weit: Immanuel Kant wird 300 Jahre alt. Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten, um sich auf das Jubiläum des berühmten Philosophen vorzubereiten: Entweder, Sie lesen noch mal schnell Kants Hauptwerk "Kritik der reinen Vernunft" (1071 Seiten, Reclam-Verlag, 16,80 Euro). Oder Sie denken über seine Schuhe nach.

Ein Paar Schuhe von Immanuel Kant wird in Dresden wie ein Schatz gehütet, in der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen. Außen schwarzbraunes Leder, innen weißes Ziegenleder, fein gearbeitet, flache Absätze, lederne Zierschnalle. "Die Schuhe Kants stehen beispielhaft für eine modische Unentschiedenheit im Epochenumbruch am Ende des 18. Jahrhunderts", heißt es in der Beschreibung des Museums.

Man kann sich richtig vorstellen, wie der Königsberger Philosoph in diesen schicken Slippern durch die Flure wandelte und seine klugen Sätze formulierte, wie zum Beispiel den legendären kategorischen Imperativ: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."

Joschka Fischers Turnschuhe

Dass Schuhe berühmter Persönlichkeiten zu Museumsobjekten werden, ist keine Seltenheit. Man denke nur an Joschka Fischers Turnschuhe, die er 1985 zur Vereidigung als erster hessischer Umweltminister der Grünen trug. Das Paar Nike-Schuhe in vergilbtem Weiß steht heute im Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main. Und wo wir schon bei Politik und Philosophie sind: Auch der berühmte Schuh Aschenbrödels zieht jedes Jahr Zigtausende Fans in die Winter-Ausstellung auf Schloss Moritzburg.

Nun könnten Sie einwenden: Was soll das Gefasel über Schuhe? Hierauf wäre zu erwidern, dass auch das Betrachten alter Latschen eine hochphilosophische Angelegenheit sein kann. Oder wie schon Immanuel Kant in seiner "Kritik der reinen Vernunft" so treffend schrieb: "Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind." Denken Sie mal drüber nach!

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Newsletter "SZ Foyer - Kultur und Debatte in Sachsen", der jeden Freitag erscheint. Jetzt kostenlos anmelden.