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Peter Kraus: „Ich will keine Mitklatsch-Party“

Erneut ist Rock-’n’-Roll-Star Peter Kraus auf Abschiedstour. Er präsentiert in Dresden ein neues Album und hat klare Vorstellungen, wie die Shows ablaufen sollen.

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Peter Kraus setzt selbst mit 83 Jahren noch auf eine energiegeladene Bühnenshow; demnächst tritt der Sänger wieder in Dresden auf.
Peter Kraus setzt selbst mit 83 Jahren noch auf eine energiegeladene Bühnenshow; demnächst tritt der Sänger wieder in Dresden auf. © PR

Peter Kraus, in München geborener Schauspieler und Sänger mit österreichischem Pass, war bereits Ende der 50er-Jahre eine Art deutschsprachiges Pendant zu Elvis Presley. Bis heute kann und will der 83-Jährige vom Rock’n’Roll nicht lassen. Weshalb er wieder auf Tour geht. Zuvor spricht er im Interview über den Rock’n’Roll, den Ruhestand und sein spezielles Fitnessprogramm.

Herr Kraus, Haben Sie Baz Luhrmanns Elvis-Film im Kino gesehen?
Ein sensationeller Film, der mich allerdings musikalisch nicht ganz begeistert hat. Aber vielleicht habe ich da auch zu viel erwartet. Dafür fand ich wiederum den Hauptdarsteller grandios.

Das Ganze war ein großer Erfolg und beweist letztlich auch, dass man mit dem Rock’n’Roll der 60er- und 70er-Jahre noch Massen begeistern kann. Was denken Sie, woran das liegt?
Es ist nicht allein die Musik, die die Menschen heute begeistert. Es ist die Zeit, in der viele gerne gelebt hätten. Wir hatten nichts, mussten neu beginnen, das schweißte zusammen – heute haben wir zu viel und Angst, alles zu verlieren.

Was aber hat der Rock’n’Roll, was aktuellen Musikströmungen fehlt?
Guter Rock’n’Roll wird live ausschließlich mit richtigen Instrumenten gespielt. Das war damals so, und auch heute spielen wir immer noch genauso auf Konzerten. Das spüren und sehen die Fans. Und nur das geht zugleich in die Beine und ins Herz!

Peter Kraus Anfang der 60er-Jahre zusammen mit Louis Armstrong.
Peter Kraus Anfang der 60er-Jahre zusammen mit Louis Armstrong. © HUEBSCHMANN

Sie selbst waren ja schon mal 2014 auf Abschiedstournee, jetzt geht’s wieder auf die Bühne. Was hat Sie dazu angetrieben?
Stimmt, ich habe mittlerweile schon fünf Abschiedstourneen gemacht, jetzt kommt die sechste. Warum? Weil es mir gut geht, ich fit bin und Freude habe, mich, meine Musiker und die Konzertbesucher glücklich zu machen.

Worauf freuen Sie sich mehr: auf die Show und das Musikmachen oder auf das Publikum?
Die Musik haben wir ja erst kürzlich schon im Studio aufgenommen. Die CD „Idole“ ist ein Erfolg, in den Jazz-Charts schon lange ganz oben! Jetzt kommt das Publikum dazu, mit dem ich die neuen Songs, aber auch meine alten Hits teile – und das ist die Vollendung! Das ist für mich das Highlight!

Rechnen Sie eher mit vielen alten Fans im Saal oder mit neugierigen jungen Leuten?
Es wird so sein wie immer: Alt und Jung werden gemeinsam die Konzerte genießen. Und das ist gut so. Natürlich überwiegt das ältere Publikum. Ich hoffe, die Jugend wird neugieriger und Swing und Jazz, was wir als neue Elemente in unserer Musik eingebaut haben, kann dazu beitragen.

Vor wem spielen Sie lieber?
Ob alt oder jung, das ist egal, solange es ein aufmerksames Konzertpublikum ist, das Live-Musik hören und mich und meine Band sehen will. Was ich nicht will, ist eine Mitklatsch-Party.

Halten Sie sich konsequent fit oder müssen Sie jetzt vor den Konzerten ein spezielles Trainingsprogramm absolvieren?
Ich halte mich generell fit, das fällt mir insofern leicht, weil ich ein ausgesprochener Bewegungsmensch bin. Ich kann und will einfach nicht ruhig sitzen bleiben. Mein Sohn nennt mich deshalb auch „Action Man“.

Wie sieht Ihre Show jetzt aus, was spielen Sie mit wem und wie?
Mit meinen langjährigen, exzellenten Musikern an Drums, Bass, Piano, Gitarre, Saxofon und Trompete, dazu eine gute und quirlige Sängerin – und schon geht die Post ab. Es wird die gewohnte Portion Rock’n’Roll geben mit all meinen Hits. Aber auch einen Teil mit den Songs vom neuen Jazz-Album „Idole“.

Wollen Sie sich nach den anstehenden Konzerten tatsächlich zur Ruhe setzen oder wird es weitergehen?
Wir werden sehen. Festlegen will ich mich jetzt lieber noch nicht.

Was sind sonst Ihre Pläne für die nächste Zukunft?
Das ist eher unspektakulär: Meine Frau und ich haben viel Schönes erlebt und gesehen. Wir wollen in Zukunft in erster Linie unser Zuhause genießen.

Falls Sie sich doch für den Ruhestand entscheiden: Gibt es einen Sänger im deutschsprachigen Raum, den Sie als ihren legitimen Nachfolger ansehen?
Dazu müsste ich die Interpreten, die mir jetzt durch den Kopf gehen, auch privat kennen und wissen, wie sie ticken. Ich selbst wollte vielseitig sein, alles ausprobieren. Einiges ist mir gelungen. Heute sind die Vorgaben für einen Sänger jedoch anders. Deshalb lege ich mich da auch lieber nicht auf einen fest.

Was geht Ihnen beim Blick auf die aktuelle Musikszene gehörig auf die Nerven?
Diese schreckliche, elektronische Berieselungsmusik in Kaufhäusern, Restaurants und ähnlichen Einrichtungen. Und es wird viel kopiert, wenig Eigenständiges erfunden.

Das Interview führte Andy Dallmann.

Das Dresden-Konzert: Peter Kraus und Band, 16.2., Kulturpalast; Tickets unter 0351 48642002 oder hier.