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"Do it yourself" an der Bürgerbühne: Eine Reise in die Welt des Heimwerkens

"Respekt wer's selber macht" ist das Motto einer neuen Bürgerbühnen-Inszenierung am Staatsschauspiel. Es wird eine skurrile Reise in die Welt des Selbermachens.

Von Fionn Klose
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Spülmaschine reparieren lassen oder lieber selbst ans Werk gehen? „Do it yourself“ an der Bürgerbühne in Dresden (hier zu sehen sind Stella Jathe und Christina Schechter) ist ein Stück für alle, die etwas selber machen, oder selber machen wollen.
Spülmaschine reparieren lassen oder lieber selbst ans Werk gehen? „Do it yourself“ an der Bürgerbühne in Dresden (hier zu sehen sind Stella Jathe und Christina Schechter) ist ein Stück für alle, die etwas selber machen, oder selber machen wollen. © Sebastian Hoppe

Dresden. Verdammt, warum macht die Spülmaschine so komische Geräusche? Eine Frage, die sich viele schon einmal gestellt haben. Wenig später kracht oder knirscht es laut, und die Maschine macht gar nichts mehr. Was in der Not tun? Wahrscheinlich sollte man erstmal per Hand spülen und schleunigst den Techniker rufen. Nur – das kann teuer werden. Lieber gleich eine neue Spülmaschine kaufen? Das kann noch teurer werden. Vielleicht sollte man die Sache selbst in die Hand nehmen. Eventuell klappt das ja.

"Respekt, wer’s selber macht" ist nicht nur der Slogan eines Baumarktes, sondern auch das Motto der Inszenierung "Do it yourself" an der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden. Regisseur Tobias Rausch hat mit Menschen, die irgendetwas selbst angepackt haben, ein Stück entwickelt, das viele individuelle Geschichten über das Selbermachen einbezieht. "Es geht viel um Kreativität, um sich selbst Ausdruck zu verschaffen", sagt Rausch. "Aber auch um das Thema: Was kann ich eigentlich selbst, und warum will ich was selber machen?" Das Thema sei auch durch Baumarktwerbung inspiriert und die Situation in der Coronazeit, "als man gemerkt hat, es scheint das Wichtigste zu sein, dass die Baumärkte nicht zumachen."

Regisseur Tobias Rausch (Mitte), mit seinen Ensemblemitgliedern Nefertari Nachtigall (rechts) und Bertolt List.
Regisseur Tobias Rausch (Mitte), mit seinen Ensemblemitgliedern Nefertari Nachtigall (rechts) und Bertolt List. © Fionn Klose

Während der Pandemie durften Baumärkte über längere Zeit geöffnet bleiben. Aber auch sie mussten zeitweise schließen. Lange Schlangen zogen sich damals über die Parkplätze vieler Märkte. Etliche Menschen entdeckten ein neues Hobby: Heimwerken. Sie hübschten ihr Zuhause auf, reparierten Dinge, die schon lange hätten repariert werden müssen. Es war die Zeit des Selbermachens.

Ein marodes Haus, desinteressierte Bewohner und Konflikte

Auch im fiktiven Haus der Spielerinnen und Spieler von "Do it yourself" muss einiges repariert werden. "Das Haus ist marode und steht eigentlich vor dem Zusammenbruch", sagt Tobias Rausch. Aber das scheint niemanden in der Hausgemeinschaft zu interessieren. Nur wenige sprechen die Probleme im Haus an. "Da entstehen natürlich Konflikte wie in jeder Gemeinschaft, und die werden teilweise ganz heftig ausgetragen", sagt Ensemblemitglied Bertolt List.

Es gibt jene, die das selbst anpacken wollen, aber auch andere, die versuchen, die Handwerker zu erreichen. "Man kommt aber am Telefon nie durch", sagt Rausch. "Dann werden zwei in den Baumarkt geschickt, und es gibt eine Gruselszene." Es sei eine surreale Welt, in die das Publikum mitgenommen wird. "Am Anfang wirkt das wie eine ganz normale Haus-WG", so Rausch. "Aber es wird immer skurriler auf eine Art und Weise."

Nefertari Nachtigall ist zum ersten Mal bei der Bürgerbühne dabei. "Ich bin gar nicht so die handwerkliche Person", sagt sie. "Vor allem im Vergleich zu den Leuten um mich herum, die alles Mögliche selber machen können." Dabei macht sie einiges selbst: Tattoos, Pullis stricken. Beim Nachdenken über diese kleinen Sachen, die sie selber macht, entstanden großen Fragen, die auch Teil der Inszenierung sind. Wann wird einem überhaupt wirklich zugetraut, etwas selber zu machen? Warum kann es passieren dass, wenn man etwas selber machen will, es einem wieder weggenommen wird, weil das Vertrauen in einen fehlt?

Viele Fragen, die sich die Spielerinnen und Spieler bei "Do it yourself" stellen wollen. Dabei kommt ihren individuellen Geschichten und gesammelten Erfahrungen eine wichtige Rolle zu. Ihre Reise in die schräge Welt des Selbermachens kann spannend werden. Und Inspiration sein für einige, die sich gerne selbst einmal ans Spülmaschinenreparieren machen wollen, als sofort den Handwerker zu rufen.

Informationen:

Uraufführung am 24. Februar um 20 Uhr; Kleines Haus 3, Glacisstraße 28, 01099 Dresden

Weitere Termine am 6. März um 20 Uhr und am 26. März um 20 Uhr