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Semperoper Dresden trauert um Komponisten Peter Eötvös

Der ungarische Komponist und Dirigent Peter Eötvös ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Zu Dresden hatte er eine besondere Beziehung.

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Peter Eötvös (1944 - 2024)
Peter Eötvös (1944 - 2024) © dpa

Der ungarische Komponist und Dirigent Peter Eötvös ist am Sonntag in Budapest im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Das berichteten ungarische Medien unter Berufung auf seine Familie. Der international als Meister zeitgenössischer Musik gefeierte und lange in Deutschland aktive Künstler hatte sich von Zoltan Kodaly, Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez inspirieren lassen.

Auch die Semperoper in Dresden trauert um den Komponisten: "Mit Péter Eötvös verliert die Musikwelt einen der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, der nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich der sächsischen Kulturstadt verbunden war", heißt es in einer Mitteilung der Sächsischen Staatskapelle und der Semperoper. Eötvös war ein Jahr alt, als seine Familie am 13. Februar 1945 nachmittags aus Ungarn in Dresden ankam. Die Stadt wurde in der Nacht bombardiert, aber die Familie überlebte.

In der Saison 2018/2019 ernannte die Staatskapelle den Musiker zum Capell-Compositeur und gab die Erstaufführung seines Orchesterwerks "Per Luciano Berio". In einem Sonderkonzert im November 2018 stand Péter Eötvös in Dresden selbst am Pult. Als Neuproduktion der Semperoper Dresden hatte im Dezember 2019 Péter Eötvös' Kammeroper "Der Goldene Drache" in der Inszenierung von Barbora Horáková Joly Premiere in der Spielstätte Semper Zwei.

Kompositionen zum Kosmos

Schon früh hatten Eötvös Vorstellungen vom Kosmos beschäftigt. Unter dem Eindruck der ersten Weltraum-Reise des sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin 1961 entstand sein Opus No. 1, das Klavierstück "Kosmos". Später folgten zehn Opern und Orchesterstücke mit Titeln wie "Psychokosmos" (1993), "Seven - Memorial for the Columbia Astronauts" (2006) und "Multiversum", uraufgeführt im Oktober 2017 in der Hamburger Elbphilharmonie. Zugleich wurzelt seine Musik auch in den Traditionen der Volksmusik Ungarns und des Karpatenbeckens, wie bei seinem Lehrer Kodaly, einem der bedeutendsten Sammler und Bearbeiter dieses Musikgutes.

Geboren am 2. Januar 1944 im heute rumänischen Ort Odorheiu Secuiesc in Siebenbürgen, nahm Eötvös ab dem Alter von 14 Jahren bei Kodaly (1882-1967) Unterricht an der renommierten Budapester Franz-Liszt-Musikakademie. 1963 erhielt er sein Diplom als Komponist. Von 1964 bis 1966 studierte er mit einem Stipendium an der Musikhochschule Köln Dirigieren.

Internationaler Durchbruch

Noch als Student von Kodaly war der Teenager Eötvös als Auftragskomponist der Budapester Filmfabrik und großer Budapester Theater gefragt. Köln hingegen war in den 60er-Jahren ein Zentrum der aufstrebenden Neuen Musik. Für Eötvös erschloss sich dort eine neue Welt. Karlheinz Stockhausen (1928-2007) holte ihn 1968 in sein Ensemble. Von 1971 bis 1979 arbeitete er am Studio für Elektronische Musik des WDR in Köln. In der internationalen Szene der zeitgenössischen Musik erwarb sich der junge Tonsetzer aus Budapest zunehmend Rang und Namen.

1979 holte ihn Pierre Boulez (1925-2016) zu dem von ihm gegründeten Ensemble Intercontemporain. 1998 schaffte Eötvös mit den "Drei Schwestern" nach Tschechow, uraufgeführt 1998 in Lyon, den internationalen Durchbruch als Opernkomponist. (dpa mit SZ/mk)