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Stahl-Cello-Erfinder Jan Heinke ist tot

Der innovative Dresdner Musiker starb nach einer Krebserkrankung

Von Andy Dallmann
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Jan Heinke , als er den Förderpreis der Stadt Dresden verliehen bekam.
Jan Heinke , als er den Förderpreis der Stadt Dresden verliehen bekam. ©  André Wirsig

Er sang einst im Kinderchor der Staatsoper Dresden und hat Mitte der Neunziger an der Dresdner Musikhochschule Jazzsaxofon studiert, doch bekannt wurde er vielmehr durch Klänge, die er mit den von ihm erfundenen Stahlinstrumenten kreierte: Der 1968 in Dresden geborene Musiker Jan Heinke ist am Mittwoch nach einer Krebserkrankung gestorben.

Internationale Erfolge mit dem Stahl-Quartett

Heinke bekam 2008 den Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden, weil seine „facettenreiche und innovative Arbeit dem Dresdner Musikleben maßgebliche Impulse verleiht“, so die Jury. Er entwarf ab 1990 erste Instrumente, die er in den nachfolgend immer komplexeren Strukturen Stahl-Celli nannte. 2001 gründete Heinke schließlich das Stahlquartett, das in unterschiedlichen Besetzungen Jazzmusiker sowie klassische Instrumentalisten vereinte und international Erfolge feierte. Die Truppe spielte in Übersee ebenso wie regelmäßig auf Dresdner Bühnen. Zudem verfasste Heinke, der sich leidenschaftlich mit dem Obertongesang beschäftigte, Musik für Theaterprojekte.

Er war Gastsolist bei der Neuen Elblandphilharmonie und der Mittelsächsischen Philharmonie, spielte jedoch auch mit Bands wie Strömkarlen und live mit Literaten zusammen. Wie die meisten freien Künstler hatte er zuletzt enorm unter den Corona-Einschränkungen gelitten und etliche Projekte absagen oder auf Eis legen müssen. Gemeinsam mit dem Schlagwerker Demian Kappenstein, mit dem er häufiger zusammenarbeitete, hatte Heinke aber auch im Juni 2020 im Dresdner Jazzclub Tonne den Kulturbetrieb nach dem Lockdown wieder starten können. Ein Fest der Klänge, der aufgebrochenen Konventionen, der überraschenden Momente. Genau dafür stand Heinke, der leidenschaftliche Musiker und Erfinder, bis zuletzt.