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Tennisstar Andrea Petkovic hält nächste Dresdner Rede

"Es ist vorbei. Es ist okay": In der Dresdner Rede von Andrea Petkovic geht es am Sonntag auch um ein Leben nach der Sucht.

Von Karin Großmann
 3 Min.
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Andrea Petkovic
Andrea Petkovic © PR

Profisport ist eine Sucht, sagt Andrea Petkovic. In ihrem neuen Buch erzählt sie davon und von den schwarzen Stunden danach. Bis August 2022 war Tennis ihr Leben. Mit sechs stand sie zum ersten Mal auf dem Platz. Zeitweise spielte sie für den TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz in der Tennisbundesliga der Damen. Sie erreichte Platz neun in der Weltrangliste. Ständig war sie unterwegs von einem Turnier zum nächsten. Sie wusste, wie sich der süße Rausch des Triumphes anfühlt. Sie kannte den Druck, gegen die Besten bestehen zu müssen, und die Angst, den Erfolg nicht wiederholen zu können. Sie fügte sich ein in einen Alltag, den andere für sie organisierten mit streng getakteten Trainingseinheiten, Langstreckenflügen und einsamen Hotelzimmern. Der Körper zahlte den Preis. Jahre der Dauerstress gehen nicht spurlos vorbei. Verletzungen häuften sich.

Fürs Tennis geboren

Dabei hieß es doch, sie sei fürs Tennis geboren. Erst im Nachhinein begreift die Sportlerin: „Nur weil man für etwas gemacht ist, heißt es nicht, dass man es liebt.“ Andrea Petkovic beschönigt nichts, wenn sie jetzt mit 36 Jahren Bilanz zieht. Sie sei nur eine Schauspielerin gewesen, schreibt sie, die eine Tennisspielerin mimte. Ihr habe weder Talent noch Wille gefehlt, sondern der Instinkt. Als sie 2022 von der Bühne ging, stellte sich die erhoffte Freiheit nicht ein. Stattdessen: tiefe Verunsicherung. Es gab keinen Grund mehr, ausreichend zu schlafen, gesund zu essen, zu meditieren, auf Alkohol zu verzichten. Alles, was bislang nur dem einen Zweck gedient hatte – zu siegen –, war sinnlos geworden. Dass man Dinge einfach so zum Spaß tun kann, musste sie erst lernen. Die Sportlerin beschreibt einen Bruch, wie er sich auch jenseits des Spielfelds ereignet, wenn ein Lebensabschnitt endet und ein neuer nicht greifbar wird. Sie ging auf die Suche. Moderierte, kommentierte und nahm jedes Angebot an, das sie kriegen konnte.

Inzwischen hat Andrea Petkovic wohl ihre neue Identität gefunden. „Es ist vorbei. Es ist okay.“ Vielleicht hat das Schreiben geholfen. Ihr autobiografischer Erzählband „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ wurde viel gelobt. Ihr neues Buch „Zeit, sich aus dem Staub zu machen“ liest sich spannender als ein Abenteuerroman, leicht und locker, selbstironisch und voll entwaffnender Ehrlichkeit. Man muss nichts von Tennis verstehen, um das Buch zu mögen. Es erscheint am 7. März bei Kiepenheuer & Witsch (224 S., 23 Euro).

  • Andrea Petkovic hält am Sonntag, 11 Uhr, im Schauspielhaus Dresden ihre Dresdner Rede. Tickets für 13 Euro (ermäßigt oder mit SZ-Card 10 Euro) unter 0351- 48642002 oder 0351-4913555 oder online.