Laubegaster Werft soll erweitert werden

Dresden. Schiffe werden in der Laubegaster Werft schon länger nicht mehr gebaut. Seit das Unternehmen 2013 Insolvenz anmelden musste, stehen viele Flächen auf dem Gelände an der Österreicher Straße leer. Sven Spielvogel, der die Werft im Sommer vergangenen Jahres für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag vom Vorbesitzer Reinhard Saal übernommen hatte, will diese Fläche nun gern anders nutzen. Seiner Firma gehört das Grundstück samt den Gebäuden und technischen Anlagen, sogar die Maschinen, an denen Holz- und Metallteile bearbeitet werden, wenn ein Dampfer repariert werden muss. Nun hat sich die Dresdner Gestaltungskommission mit den Ideen zur Erweiterung des Industriedenkmals beschäftigt.
Demnach sind eine neue Halle und ein Bürotrakt auf dem Werftgelände geplant. Die Halle, die zur Wartung genutzt werden soll, ist eine Stahlkonstruktion mit Thermoplattenfassade, die in Anthrazit gestaltet werden könnte. Die Büros sollen in einem Kopfbau untergebracht werden, der über einem Sockel vier Geschosse, hohe Fenster und eine rostige Cortenstahl-Fassade bekommen soll. Der Bürotrakt ist etwas höher als Halle, aber niedriger als die Linden davor. Kopfbau und Halle werden mit einem flachen Gebäude verbunden.
"Kein Bürogebäude wie in der Innenstadt"
In der Gestaltungskommission äußert sich Professor Jürg Sulzer zu den Plänen. "Es ist wichtig, dass dieser Ort funktional und gestalterisch gestärkt wird. Das Projekt an sich steht außer Frage und man ist auf dem richtigen Weg", so Sulzer. Dennoch gibt es auch Kritik an der Gestaltung der Neubauten. Demnach wünscht sich die Kommission im Erscheinungsbild deutlich mehr Anlehnung an die industrielle Umgebungsbebauung. Nicht gewünscht seien eine einheitliche Fassade der Halle und ein Bürohaus-Würfel mit Rasterfassade.
Gleichzeitig solle die geplante Halle nicht einfach nur als Box erscheinen. "Gestalterisch sollte hier mehr der Charakter des Ortes aufgegriffen werden." Insbesondere beim Kopfbau gibt es eine konkrete Forderung: "Das darf kein Bürogebäude sein, das eigentlich in der Innenstadt stehen würde." Dabei verweist das Gremium auf einen Erlwein-Bau auf der gegenüberliegenden Elbseite: das alte Wasserwerk Tolkewitz, das ein Beispiel für die Industriearchitektur des anfänglichen 20. Jahrhunderts sei. "Auf jeden Fall sollte der Kopfbau einen eigenen Charakter erhalten."

Als Beispiel für künftige Mieter hatte Sven Spielvogel gegenüber der SZ auf die neue Tanzschule Hartmann verwiesen, die eigentlich am 1. April öffnen wollte, das aber aufgrund von Corona verschieben musste. Mittlerweile läuft das Geschäft. "Das ist eine Nutzung, die den Betrieb auf dem Werftgelände gut ergänzt", findet Spielvogel. Wenn die anderen Firmen Feierabend haben, wird abends im großen Saal, der für die Tanzschule umgebaut wurde, das Tanzbein geschwungen.
Welche anderen Mieter das Angebot noch erweitern könnten, darüber mache sich Spielvogel derzeit Gedanken. Platz wäre für weitere Büros, auch für die Hallen gibt es Ideen. Insgesamt stehen auf dem Werft-Areal 3,5 Hektar zur Verfügung. "Wir wollen den Standort stärken." Auch wirtschaftlich, denn derzeit würden die ungenutzten Flächen kein Geld bringen. Auch auf dem Außengelände gibt es genug Platz, der anderweitig genutzt werden könnte. Als Stellfläche für Wohnmobile zum Beispiel.
Einen Bauantrag habe er noch nicht eingereicht, er wollte nun erst einmal abwarten, was die Gestaltungskommission zu seinen Plänen sagt. "Wir wollen davon überzeugen, dass ein Umbau und eine Erweiterung notwendig sind, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben." Spielvogel sieht in der Werft großes Entwicklungspotenzial und sei bereit, Vorschläge und Änderungen, die die Gestaltungskommission anregt, aufzunehmen. "Danach arbeiten wir an unserem Konzept weiter." Den Bauantrag will Spielvogel noch in diesem Jahr stellen.

Natürlich wolle er auch weiterhin die Möglichkeit bieten, dass die Schiffe der Weißen Flotte in der Werft gewartet und repariert werden können. Mit dem neuen Eigentümer Robert Straubhaar, der die Weiße Flotte mit seinem Schweizer Unternehmen United Rivers AG übernommen hat, sei er bereits im Gespräch dazu. "Wir sehen uns in der Verantwortung, das auch weiterhin zu machen", so Spielvogel. Straubhaar hatte im SZ-Interview kürzlich signalisiert, dass auch er auf eine weitere Zusammenarbeit setzt. Straubhaar räumte aber ein: "Da wir nicht Werftbesitzer, sondern nur Mieter sind, stehen nach der Übernahme deutlich höhere Mieten im Raum. Wir werden mit den Eigentümern reden und einen Weg finden."
Daran ist auch Sven Spielvogel interessiert. Immerhin sei die Werft als Industriedenkmal voll funktionstüchtig, es gebe viel Technik, die aufwendig gewartet werden müsse. "Insgesamt ist die Werft keine einfache Liegenschaft", sagt Spielvogel, der dennoch hofft, dass eine breitere und kreative Nutzung der Räume und des Geländes möglich ist.