Direkt am Elberadweg: Hobby-Imker aus Dresden-Pieschen verkauft Honig im Schaukasten
Dresden. Der Rasen ist fein säuberlich getrimmt, an einer Seite hängen pralle Weintrauben, eine überdachte Terrasse spendet Schatten. Der Garten von Markus Röleke ist eine kleine Idylle. Nicht nur für ihn, sondern auch für etwa 250.000 Bienen, die dieses Fleckchen Erde ihr Zuhause nennen.
Sieben Bienenvölker unterhält Markus Röleke. Er kennt sie gut. "Das Volk hier vorn ist ein bisschen aggressiv, die hier hinten sind aber ganz lieb", erklärt er, als es um ein Fotomotiv geht. Trotzdem ist das Imkern ein Hobby für ihn, beruflich hat er als Elektroingenieur mit Bienen so gar nichts am Hut.
Abgeschaut hat er sich die Leidenschaft für die gestreiften Insekten, um die so einige Menschen einen großen Bogen machen, von seinem Großcousin, der sich seit über 30 Jahren inbrünstig um Bienenvölker kümmert. Zwischen Schulabschluss, Lehre und Studium fehlten Markus Röleke der Raum und die Zeit für dieses Hobby. Doch mit 32 Jahren bekam er den Garten in Pieschen, absolvierte eine Imker-Schulung und fing schließlich 2021 Jahr mit den ersten Bienenvölkern an.
Bienen fliegen drei Kilometer im Umkreis von Dresden-Pieschen
Und die sind seither fleißig. Regelrechte Flugschneisen konnte Markus Röleke in seiner Parzelle schon beobachten - zu den Linden auf der anderen Elbseite oder den Robinien am benachbarten Eselsnest. Dabei tragen die Bienen den Nektar aus bis zu drei Kilometern Umkreis zusammen, können also bis zum Großen Garten fliegen.
Im Honig versammelt sich dann der Geschmack aller Blüten aus Pieschen und der Umgebung. Markus Röleke hat ihn "Pieschener Gold" getauft. Er beschreibt den Sommerhonig 2023 als "feincremig, lindig mit einem rundum sommerlichen Geschmack".
Diesen Honig holt er zusammen mit seiner Frau Mandy eigenhändig aus den Waben und schleudert ihn in seinen vier Wänden. Danach wird der Honig gefiltert. Regelmäßiges Rühren während des Kristallisationsprozesses sorgt dafür, dass das Ganze cremig wird. Anschließend wird der Honig, der durch die unterschiedliche Blühzeit der Pflanzen jedes Jahr anders schmeckt, in Gläser abgefüllt.
Nahezu täglich frische Honig-Gläser am Elberadweg
Weil Markus Röleke nicht kiloweise Honig essen kann, kam er auf eine Idee. Warum den Honig nicht den tausenden Radfahrern, Sportlern und Passanten am Elberadweg anbieten? Er baute eine Art Schaukasten, brachte eine Kasse des Vertrauens an und stellt seither nahezu täglich morgens frische Honiggläser hinein. "Honig-Automat" nennt er das.
Ein 500-Gramm-Glas können Honigliebhaber für 7 Euro direkt vom Elberadweg mitnehmen. Mit der Kasse des Vertrauens funktioniert es laut dem Hobby-Imker mal besser, mal schlechter. Bis in den Herbst hinein können Dresdner und Gäste sich hier noch bedienen. Dann will Markus Röleke den Schaukasten bis zum kommenden Frühjahr abbauen.
Dass in seiner direkten Nachbarschaft die Entstehung des neuen Viertels Marina Garden mit Baulärm und -dreck einhergehen, mache den Bienen nichts aus, versichert der Hobby-Imker. Und er ist zufrieden, dass der alte Schandfleck gewichen ist. "Ich freue mich, dass hier etwas passiert", sagt er. Die künftige Begrünung von Dächern und Balkonen wird den Bienen und dem Honig jedenfalls zugutekommen.