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Dresdens Taschenbergpalais: Liebesnest, Ruine und Luxushotel

Das Taschenbergpalais ist einer der wichtigsten Bauten des barocken Dresdens. Das Haus hat eine bewegte Geschichte. Jetzt ist es Luxushotel. Viele Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur haben dort übernachtet.

Von Ralf Hübner
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Kriegsruine: Am 30. Juni 1993 wurde der Grundstein für den Wiederaufbau des Kempinski-Hotels Taschenbergpalais gelegt.
Kriegsruine: Am 30. Juni 1993 wurde der Grundstein für den Wiederaufbau des Kempinski-Hotels Taschenbergpalais gelegt. © Foto: SZ/Klaus Thiere

Dresden. Die Gästezimmer des Hotels Taschenbergpalais Kempinski stehen leer. Noch bis zum Herbst sollen Bauleute bei einer "umfassenden Renovierung", wie es heißt, dem bekanntesten Dresdner Luxushotel zu neuem Glanz verhelfen. Das Taschenbergpalais gehört zu den wichtigen historischen Bauten der Altstadt. Der Krieg hatte das einstige Liebesnest August des Starken in eine ausgebrannte Ruine verwandelt. Vor 30 Jahren wurde für den Wiederaufbau als Luxusherberge der Grundstein gelegt." Historisches Kleinod Taschenbergpalais entsteht neu", berichtete die Sächsische Zeitung damals. Von einem "bedeutsamen Schritt" bei der Wiederherstellung des historischen Stadtzentrums war die Rede.

Für 45 Millionen Mark hatte die damalige Advanta Management AG aus Frankfurt am Main 1991 das 6.400 Quadratmeter große Palaisgrundstück auf dem Wege des Erbbaurechts vom Freistaat erworben. Der Wiederaufbau sollte sich weitgehend am Original orientieren, an dem auch der spätere Zwinger-Erbauer Matthäus Daniel Pöppelmann seine Spuren hinterlassen hatte. Im März 1995 wurde das Hotel eröffnet. Seither übernachteten dort Prominente aus aller Welt – Königinnen, Präsidenten und Künstler.

Alles hatte mit Anna Constantia, der späteren Reichsgräfin von Cosel begonnen, der wohl bekanntesten Mätresse August des Starken. Er hatte die junge Frau im Dezember 1704 kennengelernt. Seine Emissäre handelten mit der 24-Jährigen die Konditionen aus, unter denen sie bereit war, die Mätresse des zehn Jahre älteren August zu werden. August wollte für seine Geliebte ein nahes Palais bauen. Doch Dresden zählte damals rund 21.000 Einwohner, innerhalb der Festungsmauern war alles mit Häusern dicht bebaut. Für ein neues Palais war kein Platz.

Die Gelegenheit ergab sich 1705, als Oberhofmarschall Friedrich Adolph von Haugwitz starb und die Cosel sein Anwesen auf dem Taschenberg gleich neben dem Schloss für 10.500 Taler aus der Privatschatulle des Kurfürsten erwerben konnte. Wenig später kam noch das Haus des Grafen Einsiedel hinzu. Sofort wurde mit dem Bau begonnen. Dabei wurden die schon vorhandenen Häuser nicht komplett abgerissen, sondern teilweise in den Neubau einbezogen. Am Ende waren es sieben Häuser, die so in das Palais integriert wurden. Der Bau gilt als erster großer Auftrag August des Starken für Matthäus Daniel Pöppelmann, an dem vermutlich auch dessen Vorgesetzter, Landbaumeister Johann Friedrich Karcher, mitwirkte.

Herausragende Leistung des Dresdner Rokoko

Vermutlich um 1707 zog die Cosel in das neue Palais ein. Da waren das Haupthaus mit seiner repräsentativen Fassade und der Nordtrakt fertig. Drei reich mit Ornamenten geschmückte Risalite und drei Vestibüle markierten den Haupteingang. Das Wichtigste aber war das doppelt angelegte Treppenhaus. Das neue Palais machte dem Schloss zunehmend Konkurrenz. Dann kam das Liebes-Aus zwischen dem König und der Gräfin. Nach sechs Jahren verließ die in Ungnade gefallene Cosel am 22. Dezember 1713 das Palais bei Nacht und Nebel. Die Burg Stolpen wurde nun zu ihrer lebenslangen, unfreiwilligen Herberge.

1719 heiratete Augusts Sohn und Nachfolger, Friedrich August II., die Kaisertochter Maria Josepha. Deshalb befahl August, das Palais als Wohnsitz für das Paar umzubauen. Geschosshöhen wurden angeglichen und Wände herausgerissen, Wandbespannungen aus farbigem Damast und Samt, Gobelins und Kronleuchter angebracht und neue Möbel aufgestellt. In dem Haus wurden Empfänge gegeben und auf Bällen getanzt.

Nach dem Tod August des Starken 1733 ließ der neue Hausherr, Kurprinz Christian Friedrich, einen Teil der schönen Treppenanlage für seine Münzsammlung abreißen. 1756 wurden der westliche Flügel und der Ehrenhof errichtet, nach dem Siebenjährigen Krieg wurde am Ostflügel weitergebaut, der Südflügel erhielt seine endgültige Gestalt. Der große Hof im Inneren gilt bis heute als herausragende Leistung des Rokoko in Dresden. Friedrich Christian blieb auch im Taschenbergpalais, nachdem er Kurfürst geworden war, und machte es für kurze Zeit zur Residenz. Er starb nach nur dreimonatiger Regentschaft 1763.

Noch einmal wurde von 1843 bis 1848 kräftig gebaut, die hohen Mansarddächer wurden durch niedrigere Satteldächer ersetzt. Doch eigentlich gab es damals schon keine richtige Verwendung für das Palais mehr und nachdem die Monarchie 1919 abdanken musste, zog eine Anstalt für Krankengymnastik und 1943 eine Konservenfabrik ein. Die Hauptkasse der Staatstheater verkaufte dort Tickets und das Wehrkreiskommando der Wehrmacht machte sich breit. Bei der Zerstörung im Krieg blieben nur die Umfassungsmauern stehen.

Bei der jetzigen Renovierung erhalten Zimmer und Suiten ein neues Design, das auf zeitgenössischen Luxus zugeschnitten ist, wie es heißt. Die öffentlichen Bereiche, alle Zimmeretagen und das Café Vestibül würden erneuert und umgestaltet. Gleichzeitig werden auch technische Einrichtungen auf den neuesten Stand gebracht.