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Die Selbermacher vom Dresdner Konglomerat

In den verschiedenen Werkstätten des Dresdner Vereins "Konglomerat" entstehen sowohl Schlüpfer als auch Holzprodukte und vieles mehr. Das Wichtigste: Wissen und Fähigkeiten sind zum Teilen da.

Von Kay Haufe
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Anna Betsch und Bettina Weber vom Dresdner Verein "Konglomerat" in der Siebdruckwerkstatt. Auch hier ist Selbermachen angesagt - aber unter Anleitung.
Anna Betsch und Bettina Weber vom Dresdner Verein "Konglomerat" in der Siebdruckwerkstatt. Auch hier ist Selbermachen angesagt - aber unter Anleitung. © Christian Juppe

Dresden. Selbst machen, ausprobieren, andere von eigenen Ideen überzeugen - dafür gibt es eine Adresse in Dresden: Jagdweg 1 bis 3. Hier, zwischen Freiberger und Rosenstraße, sitzt der Verein Konglomerat, unter dessen Dach mehrere Werkstätten eingezogen sind. Dort können mit der Siebdruckmaschine zum Beispiel individuelle T-Shirts, Stoffbeutel oder Papier bedruckt werden. Mit Siebdruck hat der Verein angefangen, sagt Anna Betsch, die seit 2018 bei Konglomerat dabei ist.

Inzwischen sind weitere Werkstätten dazugekommen. In der Nähwerkstatt gibt es Kurse, wie man eigene Schlüpfer näht, nebenan stehen drei Laser, mit denen verschiedene Materialien geschnitten und graviert werden können.

Im Raum neben den Nähmaschinen sieht es aus wie in einer Hobbywerkstatt, dort steht auch ein selbstgebauter 3-D-Drucker. Es gibt einen Stammtisch, bei dem sich die Interessenten austauschen, welche neuen Entwicklungen es auf dem Gebiet gibt. "Auch die Freifunker treffen sich hier regelmäßig", sag Anna Betsch. Freifunk Dresden ist eine lokale nicht-kommerzielle Initiative mit dem Ziel, ein WLAN-Netzwerk über Dresden aufzuspannen und freien Internetzugang anzubieten.

Geräte, die in keinen Hobbykeller passen

Ein weitaus größeres Format hat die Holzwerkstatt im hinteren Teil des Gebäudes. Nicht zu übersehen ist die Formatkreissäge, die in keinen Hobbykeller passen würde. "Wir haben hier vorwiegend Geräte, die sich ein einzelner nicht anschaffen würde aufgrund der Größe oder der Kosten", sagt Bettina Weber, die im Vorstand des Vereins mitarbeitet. Die Holzwerkstatt sei ein beliebter Bereich für Leute, die zu Hause werkelten und an einem gewissen Punkt nicht mehr alleine weiterkämen.

Viele von denen, die einmal hier waren, kämen immer wieder. Auch, wenn sie genügend Erfahrung haben, andere in die Technik einzuführen und anzuleiten. An den großen Maschinen gibt es auch Einweisungskurse mit praktischen Produktideen, wo Bilderrahmen oder Messerblöcke entstehen.

Jede Werkstatt organisiert sich eigenständig und verfügt über einen eigenen Finanzrahmen. Wer Lust hat, eine zu nutzen, für den gibt es verschiedene Tarife. Vereinsmitglieder zahlen einen Basisbeitrag von 90 Euro pro Jahr und können dann aus verschiedenen Abos wählen. Wer nicht in den Verein eintreten möchte, für den gelten Externen-Tarife. Für 15 Euro kann man eine Werkstatt für einen Tag nutzen, für 99 Euro einen ganzen Monat. Die Jahresnutzung für zehn frei wählbare Tage kostet 160 Euro.

Dafür erhält der Interessierte aber nicht allein das jeweils gewünschte Gerät, sondern immer auch die Anleitung Ehrenamtlicher. "Wir wissen, was wir haben und wir teilen gern", bringt Bettina Weber die Philosophie des Konglomerats auf den Punkt. Leider verlernten die Menschen das Teilen. "Dabei ist es so was Tolles."

Wenn neue Mitglieder kommen, sagen die Älteren direkt, dass es schön wäre, wenn sich die Neuen so entwickeln, dass sie ebenfalls gern etwas teilen und weitergeben. "Das ist sehr essenziell für den Verein."

Neues Leben für ausrangiertes Material

Eine noch junge Idee ist die der Materialvermittlung. Dabei geht es um Material, was zu schlecht für die Mülltonne ist, wie beispielsweise rund 300 Quadratmeter MDF-Platten, für die es nach einer Ausstellung im Japanischen Palais keine Verwendung mehr gab. "Wir haben gesagt, das Material wollen wir wiederverwenden. In der Holzwerkstatt ist daraus ein neues Kassenhäuschen für das Museum entstanden", sagt Bettina Weber. "Wir sind generell ein Ort, an dem Projekte gestartet werden können, an dem wir Dinge ermöglichen wollen."

Eine gewisse Hilfestellung gibt dafür auch das Preisgeld vom Wettbewerb Verein des Jahres von Ostsächsischer Sparkasse und Sächsischer Zeitung. Der Konglomerat e. V. holte gleich zwei Platzierungen. Einmal 2.000 Euro als zweiter Platz im Bereich Soziales und 500 Euro für den Publikumspreis. "Wir entscheiden gemeinsam, was wir damit machen. Sicher findet auch ein kleines Fest statt."