Dresden. Falk Altmann sitzt in seinem Mercedes Kleintransporter und will losfahren, als er bemerkt den Platten. Ein Schreck durchfährt den Laubegaster, denn er ahnt bereits, was passiert ist.
Und tatsächlich: Der Reifen wurde zerstochen. Mal wieder. Es ist der 12. Januar dieses Jahres. Falk Altmann ist stinksauer, denn schon im vergangenen April hatte es ein Reifenstecher auf seinen Transporter abgesehen.
Gleich zweimal machte sich der Unbekannte damals an den Rädern zu schaffen, innerhalb weniger Tage musste Altmann die platten Reifen austauschen, gut 100 Euro kostet das pro Exemplar.
Doch auch dieses Mal bleibt es nicht bei einem Plattfuß - am 31. Januar schlägt der Reifenstecher erneut zu. Dieses Mal sind es sogar zwei zerstochene Reifen. In Summe macht das inzwischen fünf.
Nicht nur, dass für den Reifentausch jedes Mal ein finanzieller und zeitlicher Aufwand verbunden ist, Altmann kann in dieser Zeit auch nirgendwo hinfahren. "Das nervt total!"
Zusammenhang zu Angriff auf Altenpflegerin?
Dazu kommt das mulmige Gefühl, dass es jemand persönlich auf ihn abgesehen hat. Doch wie schon im vergangenen Frühjahr gebe es auch jetzt keinen Streit mit Nachbarn oder jemand anderem.
Was gegen den persönlichen Angriff spricht: Im April 2020 wurden auch die Reifen an anderen Autos, die in der Nähe geparkt waren, zerstochen. Damals bestätigte die Polizei, dass es mehrere Anzeigen dazu gab, die Beamten ermittelten, allerdings ohne Erfolg. Auch vermehrte Streifenfahrten in dem Gebiet blieben ohne Ergebnis.
Nun ist der Reifenstecher also wieder unterwegs. Ende Januar, wenige Tage nach der ersten Attacke auf Altmanns Fahrzeug, hatte es einen ganz ähnlichen Vorfall in Laubegast gegeben: Am 15. Januar hatte ein Mann nur wenige Hundert Meter von Altmanns Wohnung eine Mitarbeiterin eines Pflegedienstes bedroht und einen Reifen an ihrem Auto zerstochen.
Auch an einem weiteren Pkw versuchte er, den Reifen zu beschädigen, bevor er die Flucht ergriff. Die Polizei suchte daraufhin Zeugen. Es wird gegen einen 32-jährigen Deutschen ermittelt.
Ob es allerdings einen Zusammenhang mit den Angriffen auf Altmanns Transporter gibt, ist unklar, so Polizeisprecher Marko Laske auf SZ-Anfrage. "Darüber können wir nur mutmaßen. Es gibt keine zwingenden Hinweise darauf."
Das sagt die Polizei zu den Reifenstichen
Auch Laske geht inzwischen davon aus, dass es sich bei den zerstochenen Reifen von Falk Altmann um eine gezielte Beschädigung handelt. Unklar sei, warum zwischen den ersten beiden Angriffen im April 2020 und den jetzigen Reifenstechereien eine so große Zeitspanne liegt.
Allein deshalb stuft die Polizei die Vorfälle auch nicht als Serie ein. Im Dresdner Stadtgebiet komme es immer wieder zu derartigen Angriffen, zuletzt gab es eine Serie von Reifenstechereien an zwölf Fahrzeugen in Radebeul-Ost.
Einen Schwerpunkt gebe es in Dresden nicht, so Laske, aber konkrete Zahlen seien ohnehin schwer zu recherchieren, da zerstochene Reifen als Sachbeschädigung eingeordnet und nicht gesondert aufgeführt werden, erklärt der Polizeisprecher.
Einsatzwagen in Laubegast? "Nicht möglich"
Laske hat Verständnis dafür, dass Betroffene wie Falk Altmann, sich durch derartige Übergriffe bedroht fühlen. "Ich verstehe den Unmut und wir ermitteln auch zu den einzelnen Vorfällen." Altmann bestätigt das, zwei Beamte waren vor Ort gewesen und untersuchten seinen Transporter.
Dennoch, sagt Laske, sei es aufgrund der umfangreichen Polizeiarbeit in einer Großstadt wie Dresden nicht möglich, nun gezielt Einsatzwagen auf Streife nach Laubegast zu schicken. Grundsätzlich rate er Betroffenen, das Fahrzeug in einer Garage oder auf einem abgeschlossenen Grundstück unterzustellen - wenn das möglich ist.