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Dresden zahlt viel Geld für mysteriösen Tunnel am Hauptbahnhof

Unter der Bayrischen Straße am Dresdner Hauptbahnhof gibt es einen einsturzgefährdeten Tunnel. Die Stadt sucht seit einem halben Jahr nach dem Besitzer - und zahlt in der Zwischenzeit viel Geld.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Im März ließ die Dresdner Stadtverwaltung die Bayrische Straße teilweise sperren. Der Grund: ein einsturzgefährdeter Tunnel unter der Fahrbahn.
Im März ließ die Dresdner Stadtverwaltung die Bayrische Straße teilweise sperren. Der Grund: ein einsturzgefährdeter Tunnel unter der Fahrbahn. © Landeshauptstadt Dresden (Archiv)

Dresden. Ein Tunnel unter der Bayrischen Straße beschäftigt die Dresdner Stadtverwaltung. Die Unterführung, die zwischen dem Hauptbahnhof und dem alten Postgebäude verläuft, ist einsturzgefährdet. Daher musste die Bayrische Straße bereits im März gesperrt werden. Ein halbes Jahr später darf der Straßenabschnitt zwar größtenteils wieder befahren werden. Doch der Tunnel gibt immer noch Rätsel auf - und verursacht inzwischen hohe Kosten.

Denn nach wie vor ist unklar, wem der Tunnel eigentlich gehört, wer also für dessen Instandhaltung verantwortlich ist. Die Deutsche Bahn machte die Stadt im vergangenen Winter zwar auf die Unterführung aufmerksam, fühle sich jedoch nicht für das Bauwerk zuständig, so die Stadt auf eine Anfrage des AFD-Stadtrats Thomas Ladzinski. Obwohl diverse Unternehmen des Konzerns den Tunnel auch heute noch nutzen würden.

Sanieren oder verfüllen

Die Stadt betont ebenfalls, dass ihr der Tunnel nicht gehöre. Daher sei er auch nicht in deren Unterlagen verzeichnet gewesen. "Eine klare Rechtsnachfolge für den ehemaligen Postbahntunnel besteht nicht", fasst die Stadt den aktuellen Stand zusammen. Die juristische Wertung des Sachverhalts wird erst im Herbst abgeschlossen sein.

Für die Stadt ist die Klärung des Eigentums wichtig. Denn der Tunnel ist weiterhin einsturzgefährdet. "Um die Gefahren für den öffentlichen Verkehr auf der Bayrischen Straße zu beseitigen, muss der Tunnel entweder grundhaft erneuert oder tragfähigkeitswirksam verfüllt werden." Und das kostet. Unter den aktuellen Umständen - also der ungeklärten Frage nach den Besitzverhältnissen - könne man allerdings nicht vorhersagen, wann diese Arbeiten durchgeführt werden, so die Stadt weiter.

Klar ist, dass der Tunnel den Steuerzahler schon jetzt eine ganze Menge Geld kostet. Denn allein für die Sicherung der einsturzgefährdeten Stelle auf der Bayrischen Straße werden bis zum April nächsten Jahres Kosten von mindestens 18.000 Euro entstehen, heißt es aus der Verwaltung. "Hinzu kommen die Kosten für die mit dem Thema befassten Mitarbeiter und Juristen." Die Kosten für endgültige Lösungsvarianten seien derzeit nicht kalkulierbar.

Über 6.000 Fahrzeuge fahren täglich über den Tunnel

Bekannt ist über den Tunnel, dass die Unterführung den Hauptbahnhof und das alte Postgebäude auf der anderen Seite der Bayrischen Straße verbindet. Früher sind dort Postsendungen von den posteigenen Waggons unterirdisch ins Posthaus transportiert worden. Zugänglich ist der Tunnel nur aus den Kellerräumen des Bahnhofs.

Nach der Besichtigung der Unterführung durch Stadtmitarbeiter im März wurde entschieden, die Straße darüber kurzfristig zu sperren, da befürchtet wurde, die Fahrbahn könnte einsacken. Das wäre nicht nur für Autofahrer gefährlich. Auch zahlreiche Fernbusse sind täglich auf der Straße unterwegs. Bei der letzten Verkehrszählung im September 2018 sind auf dem Abschnitt rund 6.400 Fahrzeuge pro Tag gezählt worden, davon drei Prozent schwere LKW.