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Dresdner Oberschule: "Wir Lehrer können nicht mehr"

Dresdner Schulen kämpfen mit belegten Turnhallen, Personalmangel und Corona-Folgen. Wie will Bildungs-Bürgermeister Jan Donhauser das Problem lösen?

Von Julia Vollmer
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Noch immer müssen Geflüchteten in Turnhallen schlafen.
Noch immer müssen Geflüchteten in Turnhallen schlafen. © Marion Doering

Dresden. Seit drei Monaten müssen viele ukrainische Geflüchtete in Dresden in Turnhallen schlafen. Freiwillig macht das niemand. Trotzdem gab es einige Konflikte mit den Eltern und Schulleitern, da in der Zeit auch kein Schulsport in den Hallen stattfinden konnte. Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) antwortet, wann die Schulturnhallen wieder genutzt werden können und was die Stadt macht, um zu helfen.

Wann können die Schulturnhallen wieder genutzt werden?

Die Stadt nutzt derzeit noch vier Schulturnhallen als Notschlafplätze für Geflüchtete: Turnhalle des Gymnasiums Dresden-Pieschen an der Erfurter Straße (160 Plätze), Halle des Gymnasiums Dreikönigsschule an der Alaunstraße (100 Plätze), Halle des BSZ Bau und Technik an der Blochmannstraße (80 Plätze) und Halle der 30. Oberschule an der Glacisstraße (60 Plätze). Diese Objekte seien aber nur zu etwa einem Drittel ausgelastet. Die Stadt hat angeordnet, dass die Turnhallen ab spätestens dem 30. Juni wieder frei sein werden.

Lediglich die Halle des BSZ Bau und Technik wird noch bis 31. Juli weitergenutzt. Die Menschen werden in anderen städtischen Objekten untergebracht. "Wir sind froh, dass wir eine Lösung gefunden haben", betont Bildungsbürgermeister Jan Donhauser. Vor allem die Unterbringung von Geflüchtete mit geringer Bleibeperspektive etwa aus dem Irak oder Afghanistan in der Halle der 30. Oberschule hatte für Wirbel gesorgt.

"Wir werden die Halle nach Malerarbeiten Mitte Juli wieder an die Schule geben können und die 30. Oberschule kann auch ihre Abschlussfeier für die Schüler in der Halle feiern", betont Katrin Düring, Leiterin des Amtes für Schulen. Donhauser will nun das Geld, dass sein Amt etwa für den Bodenschutz der Hallen ausgegeben hat, dem Geschäftsbereich Finanzen in Rechnung stellen.

An welchen Schulen werden die ukrainischen Kinder unterrichtet?

Über 1.800 Anträge auf einen Schulplatz in Dresden hat Dresden bekommen, so Düring. Davon seien rund 1.000 Mädchen und Jungen bereits in der Schule, 300 Anträge seien noch immer unbearbeitet und die übrigen Kinder werden noch an die Schulen verteilt. Warum immer noch so viele Anträge unbearbeitet sind und die Kinder in der Luft hängen, bleibt offen.

Doch einige Schulen kämpfen auch vorher mit Herausforderungen. Die Lehrer der 128. Oberschule haben einen offenen Brief an die OB-Kandidierenden geschickt und auf einige Probleme hingewiesen. "Wir, die Lehrer der 128. Oberschule müssen nun aber sagen: Wir können nicht mehr. Nachdem uns all diese zahlreichen Herausforderungen nie verzagen ließen und nur noch mehr unsere Leidenschaft für diesen Beruf entfachten, sind wir am Ende unserer Belastbarkeit angekommen." Persönlich zu erreichen war in der Schule niemand.

Am Ende eines langen, wieder von Corona geprägten Schuljahres sei die Nachricht gekommen, dass an der Schule zwei weitere Klassen entstehen sollen. Darunter, so Bildungsbürgermeister Jan Donhauser, auch eine Vorbereitungsklasse, in der neben Kindern aus anderen Ländern, auch ukrainische Schüler unterrichtet werden sollen.

"Uns fehlen sowohl die räumlichen, materiellen als auch personellen Ressourcen für dieses Vorhaben. Auf unsere Fragen, wo diese herkommen sollen, gibt es keine Antwort", heißt es in dem Brief der 128. Oberschule. In Dresden würden über 70 Vollzeitlehrkräfte an Oberschulen benötigt, dafür habe es nur 40 Bewerbungen gegeben. "Unsere nun vier offenen Stellen sind dabei nicht berücksichtigt", so die Schule.

Seit sieben Jahren lernen viele Kinder aus Geflüchteten-Familien an der Schule. "Wir machen mittlerweile die Hälfte der Schülerschaft aus. Wir lernen Deutsch, wollen Teil dieser Gesellschaft sein und uns mit unseren Stärken und Talenten einbringen", schrieben die Lehrer in dem offenen Brief. Viele der Eltern hätten es schwer, die deutsche Sprache zu lernen. Hier helfe der Schulassistent.

Bildungsbürgermeister Jan Donhauser.
Bildungsbürgermeister Jan Donhauser. © Sven Ellger

Was macht die Stadt, um der Schule zu helfen?

Konfrontiert man Bildungsbürgermeister Donhauser und seine Amtsleiterin mit dem Brief der 128. Oberschule, betonen beide, man sei im Gespräch mit Schulleiter Thomas Lorenz. "Er hat den zusätzlichen Klassen zugestimmt", betont Donhauser.

Neben der Vorbereitungsklassen seien auch die Sitzenbleiber und Kinder, die vom Gymnasium auf die Oberschule wechseln müssen, eine Ursache für die zusätzlichen Klassen. Corona sei da natürlich auch einen Grund für die teilweise entstandenen Lernrückstände.

Katrin Düring betont, man sei auch beim Thema Platzkapazitäten im Gespräch. "An der 128. Oberschule gibt es zudem viel Unterstützung für die Kinder und Lehrer durch Sozialarbeitende und Schulassistenten." Zudem habe man an dem Standort im letzten Schuljahr 140.000 Euro in den Bau investiert. Außerdem habe die Schule ihr Budget noch aufstocken können. Um Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen zu entlasten, sollen die Vorbereitungsklassen besser über die ganze Stadt verteilt werden.