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Wegen Infineon und Co.: Fast 30 Millionen für Dresdens Kanalnetz

Die Dresdner Stadtentwässerung investiert 29 Millionen Euro, um unter anderem die Chipfabriken besser ans Kanalnetz anzuschließen. Biogas soll noch effizienter eingesetzt werden.

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Geschäftsführer Ralf Strothteicher vor dem Biogasspeicher in der Schlammbehandlung der Dresdner Kläranlage. Dort wird das Gas aus den benachbarten Faultürmen gespeichert, mit dem die Blockheizkraftwerke betrieben werden.
Geschäftsführer Ralf Strothteicher vor dem Biogasspeicher in der Schlammbehandlung der Dresdner Kläranlage. Dort wird das Gas aus den benachbarten Faultürmen gespeichert, mit dem die Blockheizkraftwerke betrieben werden. © Stadtentwässerung Dresden

Dresden. Die Halbleiterindustrie in Dresden wächst rasant. Das ist gut für die Wirtschaft, stellt aber das Kanalnetz vor Herausforderungen: "Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt mit ihren knapp 8,7 Millionen Kubikmetern 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein", erklärt die Stadtentwässerung in einer aktuellen Mitteilung.

Und Infineon wolle seinen Dresdner Standort noch kräftig ausbauen, plane an der Südostecke des Werks an der Königsbrücker Straße einen Neubau für rund 1.000 zusätzliche Jobs, der 2026 fertig werden soll. Damit wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet.

Besserer Anschluss für Mikrochipfabriken

Deshalb will die Stadtentwässerung in diesem Jahr allein 22 Millionen einer Gesamtinvestitionssumme von 29 Millionen Euro in das Kanalnetz stecken. Geschäftsführer Ralf Strothteicher spricht vom geplanten "Industriesammler Nord": "Das Projekt hat bei uns höchste Priorität. Die Planung ist weit fortgeschritten."

Infineon erweitert sein Werk an der Königsbrücker Straße. Die Mikrochipfabrik soll einen Direktanschluss ans Klärwerk Kaditz erhalten.
Infineon erweitert sein Werk an der Königsbrücker Straße. Die Mikrochipfabrik soll einen Direktanschluss ans Klärwerk Kaditz erhalten. © Stadtentwässerung Dresden

Der Hauptkanal für die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe soll rund zehn Kilometer lang werden. Mit dem insgesamt rund 47 Millionen Euro teuren Großprojekt sollen das rechtselbische Kanalnetz entlastet und die Möglichkeiten für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen werden. Künftig werde das Abwasser direkt von den Gewerbegebieten zur Kläranlage geleitet. Ab dem Frühjahr würden die Bauleistungen europaweit ausgeschrieben. Im dritten Quartal soll der Bau beginnen, der spätestens 2027 abgeschlossen werde.

Rund 100 Projekte zur Kanalsanierung in 2023

Rund 100 einzelne Baumaßnahmen plant die Stadtentwässerung außerdem für das rund 1.800 Kilometer lange Dresdner Kanalnetz. Zum Beispiel werden im Zuge der grundhaften Erneuerung der Neuländer Straße in Trachau Kanäle für gemischtes Ab- und Regenwasser auf einer Länge von 750 Metern erneuert. Außerdem sollen Mischwasserkanäle in Löbtau auf der Frankenbergstraße (500 Meter) sowie auf der Wernerstraße (400 Meter) saniert werden.

Neuer Gasspeicher für Blockheizkraftwerke

2,4 Millionen Euro will die Stadtentwässerung außerdem in einen neuen Gasspeicher für die Blockheizkraftwerke im Kaditzer Klärwerk investieren. Dort wird aus dem Klärgas, das in den Faultürmen entsteht, in den Kraftwerken Strom und Wärme gewonnen. Da die Faultürme immer besser arbeiteten und mehr Biogas erzeugten, soll bis 2024 ein zweiter 5.000 Kubikmeter fassender Gasspeicher errichtet werden. "Wir wollen verhindern, dass Klärgas abgefackelt werden muss", erläutert Strothteicher. Es soll effizient zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden.

Neue "Rührwerke" und Lüftungsanlagen

Kräftig investiert die Stadtentwässerung auch, um die Kläranlage selbst zu optimieren. Die sechs 18 Jahre alten Belebungsbecken, in denen Mikroorganismen die Hauptarbeit bei der Abwasserreinigung leisten, sollen kleinere, energiesparende "Rührwerke" erhalten, die das Abwasser strömen lassen.

Solche propellerartigen Rührwerke sind in den Belebungsbecken installiert. Sie bewegen das Abwasser durch das Wand-Labyrinth.
Solche propellerartigen Rührwerke sind in den Belebungsbecken installiert. Sie bewegen das Abwasser durch das Wand-Labyrinth. © Stadtentwässerung Dresden

Rund 3,2 Millionen Euro sollen bis 2026 außerdem in neue Lüftungsanlagen in den Gebäuden am Einlaufbereich der Kläranlage investiert werden. Die rund 20 Jahre alten Anlagen würden ersetzt, um Gesundheitsgefahren für Beschäftigte sowie Explosionsgefahren durch entstehende Gase auszuschließen.

Ein weiteres derartiges Saug- und Spülfahrzeug will die Stadtentwässerung 2023 kaufen. Sein Tank fasst 13 Kubikmeter. Kanäle können mit ihm von Schmutz befreit werden, indem sie mit einem Schlauch abgesaugt werden.
Ein weiteres derartiges Saug- und Spülfahrzeug will die Stadtentwässerung 2023 kaufen. Sein Tank fasst 13 Kubikmeter. Kanäle können mit ihm von Schmutz befreit werden, indem sie mit einem Schlauch abgesaugt werden. © Stadtentwässerung Dresden

Insgesamt rund vier Millionen Euro investiert die Stadtentwässerung 2023 im Klärwerk, weitere drei Millionen für weitere Projekte. Dazu zählt auch ein neues Saug- und Spülfahrzeug für die Kanalreinigung (SZ/dob)