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Wie die Dresdner Stadtentwässerung Stromkosten spart

Schon jetzt werden pro Jahr 18 Millionen Kilowattstunden Strom bei der Dresdner Stadtentwässerung erzeugt. Auch für einen Blackout ist das Kaditzer Klärwerk gewappnet.

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Hoch empor ragen die Faultürme im Klärwerk Kaditz. Aus dem Klärschlamm wird dort Gas gewonnen. Das steigt in die Spitze des jeweiligen Eis und wird abgeleitet. Mit dem Klärgas wird der Großteil der Energie im Klärwerk erzeugt.
Hoch empor ragen die Faultürme im Klärwerk Kaditz. Aus dem Klärschlamm wird dort Gas gewonnen. Das steigt in die Spitze des jeweiligen Eis und wird abgeleitet. Mit dem Klärgas wird der Großteil der Energie im Klärwerk erzeugt. © Sylvio Dittrich

Dresden. Die Inflation erlebt seit dem Beginn des Ukrainekrieges Höhenflüge. Angeheizt wird sie vor allem von den Energiepreisen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag die Teuerungsrate im November 2022 bei zehn Prozent. Für die Stadtentwässerung zahlt sich eine Strategie aus, die sie seit vielen Jahren verfolgt.

"Schon jetzt erzeugen wir in der Kläranlage Kaditz jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom selbst", erklärt Ralf Strothteicher, Geschäftsführer der Stadtentwässerung. Das ist so viel, wie der Verbrauch von rund 9.000 Dresdner Zwei-Personen-Haushalten, die durchschnittlich etwa 2.000 kWh jährlich benötigen.

Mit dem in Kaditz selbst erzeugten Strom werden rund 85 Prozent des Bedarfs der Kläranlage gedeckt, auf der etwa 21 Millionen Kilowattstunden im Jahr verbraucht werden. "Unser Ziel ist es, künftig unseren gesamten Strombedarf zu decken", sagt der Geschäftsführer.

Auch für Notfälle wie einen Blackout ist die Stadtentwässerung gewappnet. Regelmäßig testet das Unternehmen in den Anlagen den Ernstfall, wenn bei einem Blackout der Strom für mehrere Stunden oder Tage ausfällt. Erstmals wurde das im Mai 2016 geübt. Damals wurde die Stromversorgung am Zulauf gekappt.

Gas aus Faultürmen

Der Großteil des grünen Stroms wird aus dem Klärgas der beiden Faultürme erzeugt. 2021 waren es rund 17,3 Millionen Kilowattstunden. In die Faultürme kommen täglich rund 1.000 Tonnen Klärschlamm. Die blauen "Eier" waren Ende 2011 mit zwei Blockheizkraftwerken in Betrieb genommen worden, das dritte folgt Ende 2014.

So kann aus dem Klärgas der beiden Faultürme grüner Strom erzeugt werden. Das funktioniert so: Bakterien zersetzen organische Bestandteile im Klärschlamm und es steigt Faulgas empor, etwa 60 Prozent Methan, der Rest Kohlendioxid.

Jährlich entstehen in den Faultürmen über sieben Millionen Kubikmeter Klärgas – Tendenz steigend. 2021 waren es bereits rund 7,9 Millionen Kubikmeter. Deshalb ist der Bau eines zweiten Gasspeichers bis 2024 geplant, der ebenfalls rund 5.000 Kubikmeter fasst. Er ist einerseits nötig, damit auch in Spitzenzeiten immer genügend Gas für die Blockheizkraftwerke zur Verfügung steht.

Neuer Speicher und mehr Klärgas

Wird hingegen nicht viel Strom benötigt oder müssen die Kraftwerke für Wartungsarbeiten abgeschaltet werden, ist genügend Speicherkapazität da. "Wir wollen unbedingt verhindern, dass Klärgas abgefackelt werden muss", sagt Strothteicher. Es soll effizient zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden.

Die Investition von rund 2,4 Millionen Euro für den neuen Speicher soll sich durch die Energieerzeugung bereits nach wenigen Jahren lohnen.

In den Faultürmen wird vor allem mehr Klärgas erzeugt, da immer mehr Bio-Abfälle zugesetzt werden, beispielsweise die Inhalte der Fettabscheider von Gaststätten und Hotels oder aus der Lebensmittelindustrie. "2023 konzentrieren wir uns darauf, weitere Bioabfallstoffe zu organisieren", kündigt Strothteicher an.

Derzeit werden rund 12.000 Tonnen jährlich in den Faultürmen zugesetzt. Da diese Stoffe viel energiehaltiger sind als Klärschlamm, sind sie so wichtig. "Deshalb versuchen wir zusätzlich Partner zu gewinnen, von denen wir solche Zusatzstoffe erhalten."

Neue Solaranlage auf Carport

Außerdem wird im Klärwerk Kaditz Strom aus Wasserkraft gewonnen. 2021 waren es fast 670.000 kWh. Durch einen 275 Meter langen Kanal fließt das gereinigte Abwasser von der Kläranlage bis zur Elbmitte. Dabei geht es bergab. Das nutzt die Stadtentwässerung mit einem kleinen Kraftwerk zur Energiegewinnung.

Durchschnittlich rund 160.000 Kilowattstunden grünen Strom gewinnt die Stadtentwässerung jährlich aus Sonnenenergie. Die größte Anlage steht auf dem Dach des Kaditzer Regenüberlaufbeckens. Dort sind 949 Solarmodule installiert.

2022 ist eine weitere Solaranlage mit 175 Modulen mit einer Leistung von 65 Kilowatt auf dem Dach eines neuen Carports hinzugekommen. Mit ihr können jährlich durchschnittlich 64.000 kWh Strom erzeugt und somit 21,3 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.