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Leder im Linienbus: Sitzluxus bei den Dresdner Verkehrsbetrieben

Die DVB testen in einem Dresdner Bus Sitze mit Lederbezug. Wie der Test abläuft und was das Ergebnis sein könnte.

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Die Ledersitze sind hellgrau und bestehen aus einem speziell zusammengesetzten Leder. Die DVB testen sie in einem Bus.
Die Ledersitze sind hellgrau und bestehen aus einem speziell zusammengesetzten Leder. Die DVB testen sie in einem Bus. © PR/DVBAG

Dresden. Eigentlich sind sie gut: Die Ledersitze sind strapazierfähig, brauchen weniger Pflege als Stoffbezüge und sie müssen seltener ausgetauscht werden. Sie sind also wirtschaftlicher als Stoffsitze. Doch kommen sie auch bei den Kunden an, sind sie - insbesondere an heißen Sommertagen - tatsächlich eine sinnvolle Alternative? Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wollen das wissen und haben dafür einen Ledersitz-Test gestartet.

Ein halber Bus mit neuen Sitzbezügen

Dazu haben die Verkehrsbetriebe einen Ziehharmonika-Bus umgerüstet. Es handelt sich um einen Mercedes-Bus, Baujahr 2016, der knapp 21 Meter lang ist. Meistens fährt er auf den Strecken der Linie 62 (Dölzschen/Löbtau Süd - Johannstadt) und 64 (Reick - Kaditz), manchmal auch auf der Linie 63 (Löbtau - Pillnitz).

Im hinteren Busteil, also hinter dem Ziehharmonikagelenk, haben alle Sitze jetzt einen Lederbezug. Vorn ist der Bus ausschließlich mit den üblichen Stoffsitzen ausgestattet. So wollen die DVB-Verantwortlichen erkunden, wie die Ledersitze angenommen werden.

Zusätzlich gibt es rund um die Ledersitze QR-Codes, die man mit dem Handy scannen kann. Das führt dann zu einer DVB-Umfrage zum Sitztest, bei dem die Fahrgäste die Lederausstattung bewerten können.

Ein besonderes Material

Die Bezüge bestehen zwar aus Leder, doch nicht im ursprünglichen Sinn. Es handelt sich um "E-Leather", erklärt DVB-Sprecher Falk Lösch, eine britische Erfindung. Dabei würden Abfälle und Reste aus Naturleder, die bisher keine Verwendung fanden und zumeist auf dem Müll landeten, mit Wasserstrahlen unter hohem Druck zerkleinert und anschließend aufgearbeitet.

Daraus entstehe Material, das als "E-Leather" im öffentlichen Verkehr, in der Flugzeugindustrie oder an Mobiliar in hochfrequentierten Räumen Verwendung findet. Beschädigte Bezüge würden nicht weggeworfen, sondern aufgearbeitet. Auch für das verwendete Wasser gebe es einen nahezu geschlossenen Kreislauf. Das mache die Herstellung besonders nachhaltig.

Reinigung ist einfacher

Die mittelgrauen Testbezüge sind an den Rändern etwas abgesetzt und mit DVB-gelben Nähten verbunden. Im Gegensatz zu Stoffsitzen und deren Polsterung brauchen sie keine Tiefenreinigung. Sie werden bei der nächtlichen Fahrzeugreinigung lediglich feucht abgewischt. Das macht die Bezüge hygienischer gegenüber Stoff, sagt Lösch.

Der mit knapp 1.500 Euro etwa ein Drittel höhere Anschaffungspreis amortisiere sich schnell durch den geringeren Pflegeaufwand. Außerdem müssten Stoffsitze im Durchschnitt alle fünf Jahre erneuert werden, Ledersitze halten je nach Beanspruchung ein bis zwei Jahre länger.

Die Ledersitze sollen mehrere Monate lang getestet werden. Dabei interessiert die DVB besonders, wie sie in den warmen Sommermonaten ankommen. Bestehen sie den Praxistest, könnte das Unternehmen die nächsten Neufahrzeuge gleich mit den Ledersitzen bestellen, so Lösch.

Fahrzeuge im Bestand würden aber nur dann umgerüstet, wenn nach rund fünf Jahren ohnehin ein Tausch der Stoffsitze ansteht und die verbliebene Einsatzdauer den Aufwand rechtfertigt. Ein Einsatz bei der Straßenbahn sei bisher noch nicht vorgesehen.