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Eltern sauer, Schüler verständnisvoll: Welche Folgen der Lehrerstreik in Dresden hatte

Tausende Lehrer haben am Dienstag in Sachsen gestreikt. Welche Auswirkungen das auf die Schüler in Dresden hatte und wann wieder gestreikt werden soll.

Von Julia Vollmer
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Blick ins leere Klassenzimmer: In Dresden sind mehrere Schulen am Dienstag bestreikt worden.
Blick ins leere Klassenzimmer: In Dresden sind mehrere Schulen am Dienstag bestreikt worden. © dpa

Dresden. Wird unsere Schule bestreikt? Wie viel Unterricht findet statt? Wird mein Kind betreut? Vor diesen Fragen standen am Dienstagmorgen viele Dresdner Familien. Die Gewerkschaft GEW hatte die Lehrer zum Streik aufgerufen. Wie viele Pädagogen sich daran beteiligen würden, blieb bis zuletzt offen.

Die Gewerkschaft GEW zeigte sich am Nachmittag zufrieden mit dem Streik. "Es waren rund 7.000 Lehrkräfte hier bei der Kundgebung in Leipzig, darunter viele hunderte aus Dresden, die mit dem Bus angereist waren", sagte Gewerkschaftssprecher Matthes Blank. Genaue Zahlen konnte er nicht nennen.

Kaum Streik-Auswirkungen auf Dresdens Schüler

Zwar haben sich viele Dresdner Lehrerinnen und Lehrer am Arbeitskampf beteiligt, die Auswirkungen für die Kinder hielten sich allerdings in Grenzen. Aus der Elternschaft Fragt des Gymnasiums Pieschen, der Unischule und des Gymnasiums Bürgerwiese sind am Dienstag zumindest keine Beschwerden über ausgefallene Stunden zu hören gewesen.

Auch das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) hat keine größeren Stundenausfälle beobachtet. "Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Streiktag an den Dresdner Schulen ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen ist. Die geplanten Notbetreuungen wurden ordnungsgemäß umgesetzt, der Standort Dresden hat keine Beschwerden oder Ähnliches erhalten", so Lasub-Sprecher Clemens Arndt. Konkrete Aussagen zur Streikbeteiligung könne er noch nicht treffen, da die Auswertungen für den gesamten Freistaat noch laufen würden.

Wie die Schulen selbst mit der Ankündigung des Streiks umgegangen sind, war sehr verschieden. Manche hatten Eltern und Kinder bereits Ende vergangener Woche informiert, manche bis zum Montagabend nicht. Das Gymnasium Cotta zum Beispiel verschickte am Freitag eine Information an die Eltern und betonte, dass die Betreuung der Kinder auch am Streiktag gesichert sei.

Aufgerufen zum Arbeitskampf waren Lehrkräfte, Hochschulbeschäftigte, studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte. Die GEW fordert 10,5 Prozent mehr Lohn für sie, mindestens 500 Euro im Monat mehr. Doreen Siebernik von der GEW sagte: "Wenn die Arbeitgeber jetzt nicht wach werden und die Kollegen im öffentlichen Dienst anständig und fair bezahlen, dann verschärft sich der Fachkräftemangel weiter." Man erlebe aktuell die größte Bildungskrise der Geschichte Deutschlands.

"Wenn die Arbeitgeber jetzt sparen, machen sie sich auch an den Kindern in unserem Land schuldig. Wer Kindern ihr Recht auf eine gute Kindheit, auf beste Bildung und Teilhabe nimmt, macht sich schuldig an der Zukunft", sagt sie. Es brauche jetzt gute Arbeitsbedingungen und eine gute Bezahlung gehöre dazu. Am 6. Dezember wird es wieder einen Lehrerstreik in Dresden geben.

Schülerinnen und Schüler äußern Verständnis, die Eltern sind sauer

Der Dresdner Kreiselternrat wünscht sich zum Wohl der Kinder und Jugendlichen eine schnelle Lösung im Tarifkonflikt. "Wenn in einem extrem kurzen Schuljahr bei ohnehin hohem Unterrichtsausfall auch noch gestreikt werden muss, geht das zulasten der Kinder", sagt der Vorsitzende Achim Horeni. Der Kreiselternrat sei sauer und sieht "Arbeitskampf im öffentlichen Dienst mit Unverständnis". Verlässlichkeit sei das Allerwichtigste - gerade im Bildungssektor.

"Wir appellieren an Gewerkschaften und die öffentlichen Arbeitgeber, hier zügig einen Knopf dran zu machen - die Zeiten sind zu ernst, als dass solche Konflikte in die Schulen hereingetragen werden", so Horeni weiter.

Der Stadtschülerrat (SSR) zeigt dagegen Verständnis für den Streik: "Als gewählte Schülervertretung wollen wir uns auch für die Interessen der Lehrkräfte stark machen und stehen somit solidarisch mit denen, die am Warnstreik teilnehmen", sagt Nicolas Boucher, Vorstandsmitglied im SSR Dresden. Man unterstütze den Einsatz der Lehrkräfte für eine lebendige Demokratie - auch wenn dafür Unterricht ausfalle. "Lehrkräfte geben täglich ihr Bestes - dafür müssen sie fair entlohnt werden und die Möglichkeit haben, unter besseren Arbeitsbedingungen arbeiten zu können. Langfristig kann sich dies auch positiv auf die Qualität des Unterrichts auswirken", so Boucher.