SZ + Dresden
Merken

Neumarkt Dresden: Der Traum vom Traum-Brautkleiderladen ist geplatzt

Im noblen Quartier QF auf dem Neumarkt verkauft das Geschäft "Soulmaid" hochwertige Designerbrautkleider. Doch dem jungen Unternehmen ging das Geld aus. Bräute können jetzt absolute Schnäppchen machen.

Von Kay Haufe
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Jesse Brose mit einigen der hochwertigen Brautkleider, die jetzt im "Soulmaid" in Dresden besonders günstig zu haben sind.
Jesse Brose mit einigen der hochwertigen Brautkleider, die jetzt im "Soulmaid" in Dresden besonders günstig zu haben sind. © Matthias Rietschel

Dresden. Es hatte so gut angefangen. Als Ulrike Pröger im November 2022 ihr Brautmodengeschäft Soulmaid eröffnete, hatte sie mit der Passage des Quartiers QF am Neumarkt die passende Location für die Hochzeitskleider gefunden, die sie verkaufen wollte. Das Unternehmen hatte sich auf hochwertige Brautmoden internationaler Designer spezialisiert, die es in dieser Auswahl kein zweites Mal in der Region gab. "Zu uns kamen sogar Kundinnen aus München, Stuttgart, Berlin und Bremen, weil sie ganz bestimmte Kleider suchten, die nur wir hatten", sagt Verkaufsberaterin Jesse Brose.

Um die Bräute richtig zu verwöhnen, hatte die Soulmaid Brautmoden Event GmbH sogar ein Rundum-Paket für den Besuch in Dresden organisiert: Neben der Anprobe mit Häppchen und Champagner gab es je nach Wunsch auch eine Anfahrt in der Limousine und die Übernachtung im Luxushotel.

Die erste Saison für Brautkleid-Verkauf verpasst

Doch obwohl durchaus zahlungskräftiges Klientel in den Laden kam und sich aus den 2.000 bis 16.000 Euro teuren Kleidern die Traumrobe aussuchte, lief das Geschäft nicht wie erhofft. "Wir haben mit der Eröffnung im November eigentlich die erste Saison verpasst, denn wir mussten ja erst bekannt werden", schätzt Jesse Brose rückblickend ein.

Was sie damals noch nicht wussten: Die Brautmodesaison ist sehr kurz. Die künftigen Bräute suchen sich ihr Kleid in der Zeit von November bis Januar aus, damit bis zum Hochzeitstermin, der meist im Sommer liegt, noch genügend Zeit für die Herstellung des Kleides und Änderungen bleibt. "Aber diese Erfahrung hatten wir noch nicht."

Dazu kam, dass sich aufgrund der Pandemie-Jahre viele Hochzeiten verschoben hatten, die Bräute das Kleid aber meist schon hatten, sagt Brose. Auch die Unsicherheit, welche finanziellen Belastungen aufgrund von steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen das Jahr 2023 noch bereithält, habe manches heiratswillige Paar von einer Hochzeit zurückschrecken lassen.

Es kamen einfach zu wenige Kundinnen in den Laden. "Mit diesem Ausmaß der Zurückhaltung haben wir nicht gerechnet", sagt die Verkaufsberaterin. "Und wir wissen auch, dass sich manche Frau aufgrund unseres luxuriösen Ladens erst mal gar nicht herein getraut hat, weil sie dachte, die Kleider seien unbezahlbar. Dabei haben wir durchaus schon Angebote für 2.000 Euro."

2023 für Hochzeitsbranche insgesamt schlecht

Als bekannt wurde, dass dem jungen Unternehmen zu früh das Geld ausgegangen war und es Insolvenz anmelden musste, haben die Soulmaid-Frauen viele Nachrichten erhalten. "Auch Firmeninhaber aus der Branche haben uns geschrieben und bedauert, dass wir aufgeben müssen", sagt Brose. Dadurch hätten sie erfahren, dass 2023 für alle Brautmoden-Anbieter ein ganz schwieriges Jahr war.

Auch Dienstleister, die mit Hochzeiten zu tun haben, wie Fotografen oder Wedding-Planer, haben Soulmaid mitgeteilt, dass sie große Probleme hatten. "Das hat uns zumindest gezeigt, dass wir offenbar nicht allein mit der schwierigen Situation waren."

Betrübt über die Insolvenz ist auch QF-Centermanagerin Andrea Knabe. "Soulmaid hat perfekt in das Konzept unserer Passage mit hochwertiger Mode und luxuriösen Waren gepasst. Wir haben versucht, der Geschäftsführung entgegenzukommen, aber das hat leider nicht geholfen."

Designer-Brautkleider zum Einkaufspreis

Rückblickend sagt Jesse Brose, dass es in diesem Winter wieder einen leichten Kundenanstieg gegeben hat. "Hätten wir den Winter noch durchhalten können, hätte es vielleicht geklappt." Doch laut dem zuständigen Insolvenzverwalter Ralf Hage konnten weder Banken noch private Investoren davon überzeugt werden, weiteres Geld in das Konzept zur weiteren Finanzierung zu investieren.

Eine positive Entwicklung hat die Insolvenz jedoch: Künftige Bräute können jetzt ein absolutes Schnäppchen machen, denn die Designerkleider werden für den Einkaufspreis plus Mehrwertsteuer verkauft, sagt Brose. So kann man zum Beispiel ein Peter-Langner-Milano-Kleid für gut 4.000 statt 10.000 Euro erwerben.

Die Zeit drängt jedoch. Da sich die Verkäuferinnen nach wie vor viel Zeit für die Anprobe nehmen und niemand ein Brautkleid quasi im Vorbeigehen kauft, ist der Terminkalender für die ersten beiden Januarwochen bereits gut gefüllt. "Vom 9. bis 13. Januar haben wir aber noch freie Termine", sagt Brose. Interessentinnen können sich die Kleider, die meisten davon gibt es noch in der Größe 38, auf dem Instagramkanal von Soulmaid anschauen und bereits eine Nachricht senden, wenn sie es reservieren möchten.

Leerstand im QF, aber neue Interessenten

Trotz der Insolvenz von Soulmaid verlief 2023 für das Einkaufscenter QF recht gut, wie Andrea Knabe einschätzt. "Wir hatten 13 Prozent mehr Frequenz als noch 2022." Zum Vor-Pandemiejahr 2029 würden aber immer noch zehn Prozent zu den durchschnittlichen Umsätzen fehlen. "Damit sind wir aber nicht allein, sondern das trifft den gesamten Handel."

Vor allem die Adventssamstage 2023 seien sehr gut gelaufen. "Aber obwohl fast die Hälfte der Touristen in der Stadt zurück sind, fehlen uns noch die kauffreudigen Asiaten, die erst langsam wiederkehren."

Andrea Knabe hat sieben leerstehende Läden in der Passage des QF, vor allem im Erdgeschoss. Für drei davon gebe es jedoch Verhandlungen, die schon kurz vor der Unterschrift des Mietvertrages stünden. Der ehemalige Lange&Söhne-Laden ist im Sommer entkernt worden und hat einen neuen Fußboden sowie eine Tür in die Passage erhalten.

"Mode im weitesten Sinn ergänzt sich immer gegenseitig, das können Schuhe, Accessoires oder Taschen sein", sagt Knabe auf die Frage, welche Branchen sie sich für das QF wünscht. Verlängert wurde kürzlich der Vertrag für das Ukrainische Haus.