Dresden. In Ostdeutschland gilt als Niedriglohnbeschäftigter, wer weniger als 1.885 Euro brutto pro Monat verdient. In Dresden wird diese Schwelle in immer mehr Branchen unterschritten, warnt der Industrieverband Bauen-Agrar-Umwelt.
Zu den Branchen, in denen besonders wenig gezahlt werde, zählten unter anderem die Landwirtschaft, die Gebäudereinigung und die Floristik. Einer Antwort auf eine Anfrage der Linken im Deutschen Bundestag zufolge, arbeiten in Dresden zwölf Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Niedriglohn-Sektor, insgesamt 20.600 Menschen.
„Dass selbst eine Vollzeitstelle häufig nicht ausreicht, um finanziell halbwegs abgesichert zu sein, ist alarmierend“, sagt Jörg Borowski, Bezirksvorsitzender der IG BAU Dresden. Ein Grund dafür sei auch, dass immer mehr Unternehmen nicht mehr nach Tarifvertrag bezahlen, so Borowski.
„Je mehr Firmen aus Tarifverträgen aussteigen, desto schlechtere Karten haben die Beschäftigten. Es droht eine immer tiefere Spaltung des Arbeitsmarktes“, warnt Borowski. Die Corona-Pandemie verschärfe diese Situation noch.
Denn Beschäftigte im Handwerk könnten nur selten Homeoffice machen, so Borowski. Wegen hoher Mieten in den Städten müssten sie zudem oft weite Pendelwege in Kauf nehmen. Die Gewerkschaft will aktiv bei Dresdner Unternehmen dafür werben, die Tarifbindung beizubehalten.
Sie verweist auf Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach profitieren von Tarifverträgen auch die Firmen. In tarifgebundenen Unternehmen steige die Produktivität, Mitarbeiter seien motivierter. (SZ/dkr)