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Dresdner Pflegeheimleiter setzt auf Mitarbeitende aus Vietnam und Ghana

In der Pflegebranche herrscht Fachkräftemangel. Um die Personallage und die Versorgung der Patienten zu gewährleisten, wird unter anderem auf Mitarbeiter aus anderen Ländern gesetzt.

Von Julia Vollmer
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In der Pflege sind neben den Fachkenntnissen auch Empathie und Fürsorge für die alten Menschen gefragt. Fachkräfte sucht Dresden nun im Ausland.
In der Pflege sind neben den Fachkenntnissen auch Empathie und Fürsorge für die alten Menschen gefragt. Fachkräfte sucht Dresden nun im Ausland. © Sebastian Willnow/dpa

Dresden. Insgesamt 40 Jahre gibt es das Pflegeheim Rainer Fetscher jetzt schon in Dresden. Mit 257 Plätzen ist es eines der größten in Sachsen. Seit fünf Jahren ist Nico Herbrich Heimleiter in dem Prohliser Heim und er kennt die Herausforderung der Branche. Demente Bewohnerinnen und Bewohner, steigende Kosten für die Plätze, aber auch für Energie. Doch neben diesen Herausforderungen gibt es einen noch gravierendes Problem: der Fachkräftemangel.

"Wir haben von unseren 257 Plätzen nur 215 belegt, da auch wir noch ein paar Mitarbeitende mehr gebrauchen können", sagt er. Er wolle nicht jammern, aber es sei nicht immer einfach, die Dienstpläne zu schreiben und zu planen. Gerade in der Urlaubs- und Krankenzeit im Winter wird das zum Kraftakt. Er versuche, in der Planung Rücksicht zu nehmen auf Mitarbeitende mit Kindern, aber die Herausforderungen bleiben.

Ebenso wie etwa in der Gastronomie bleiben auch in der Pflegebranchen die Arbeitszeiten in der Nacht, am Wochenende und am Feiertag. Es sei zunehmend schwierig Menschen zu finden, die das in Kauf nehmen wollen. Herbrich setzt viel auf Fachkräftegewinnung aus dem Ausland. "Bei uns arbeiten Menschen aus Vietnam, aus Polen oder aus Ghana und wir machen dabei ganz tolle Erfahrungen", sagt er.

Die Mitarbeiter aus anderen Ländern seien entweder schon ausgebildet oder er bildet sie in seinem Team zu Fachkräften aus. Er habe auch viele Pflegehelfer gewinnen können, die vorher zum Beispiel in der Gastronomie gearbeitet haben und in der Pandemie eine neue Chance gesucht haben. Herbrich setzt auf gutes Arbeitsklima und die Leidenschaft von seinem Team und sich für den Job.

Wie groß ist der Fachkräftemangel in den Kliniken Dresdens?

Nicht nur in den Pflegeheimen, sondern auch in den Kliniken ist die Personallage angespannt. Im Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden etwa sind zwar aktuell alle Positionen im pflegerischen Bereich besetzt, kurzzeitig würden aber in einzelnen Bereichen Fachkräfte fehlen, für die Nachbesetzungen gesucht werden.

"Wir spüren, dass der Wettbewerb um Pflegekräfte zunimmt. Aber bisher ist es uns glücklicherweise immer gelungen, gutes Personal zu gewinnen und zu halten. Trotzdem sind wir permanent auf der Suche nach Personal, das zu uns passt, um Fluktuationen auszugleichen", sagt Markus Schröter, Leiter im Bereich Personal. Neben der Pflege im Krankenhaus bestehen im St. Joseph-Stift auch Einsatzmöglichkeiten im Hospiz und in der Kurzzeitpflege.

Auch bei den Pflege-Azubis seien alle 27 Stellen für die generalistische Pflegeausbildung besetzt, doch die Sorge bleibt. "Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber nimmt ab – auch hier sind die sich verändernden Bedingungen am Arbeitsmarkt zu spüren", so Schröter.

Auch das Diakonissenkrankenhaus leidet unter dem Fachkräftemangel. "Über den Sommer hatten wir aufgrund von Schwangerschaften und Erkrankungen in einem Bereich offene Stellen, die wir aber planmäßig mit Absolventen unserer Berufsfachschule besetzen konnten", sagt Pflegedirektor Michael Junge. "Derzeit haben wir keine offenen Stellen. Allerdings verzeichnen auch wir einen spürbaren Rückgang an Bewerbungen von Fachkräften."

Die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt sei deutlich spürbar. "In Bereichen, in denen wir absehbar einen Bedarf an neuen Kollegen erwarten, haben wir deshalb bereits heute Stellen ausgeschrieben und stellen geeignete Bewerber ein, um keine Vakanzen entstehen zu lassen", sagt er.

Nico Herbrich leitet das Seniorenpflegeheim Rainer Fetscher der Awo.
Nico Herbrich leitet das Seniorenpflegeheim Rainer Fetscher der Awo. © Awo Dresden

Was wird getan, um Azubis und Fachkräfte für Dresden zu gewinnen?

"Die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung stellt angesichts der demografischen Rahmenbedingungen im Freistaat Sachsen weiterhin eine große Herausforderung dar", teilt das Sächsische Sozialministerium (SMS) auf Anfrage von Sächsische.de mit. Um dem Personalmangel zu begegnen, brauche es faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, so das SMS. Hier seien die Arbeitgeber gefragt.

Um die Digitalisierung in der Pflege voranzubringen und damit die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern, beabsichtigt das Sozialministerium, eine Kompetenzstelle zur Unterstützung der Digitalisierung der Pflege im Freistaat Sachsen zu errichten.

"Vor allen Bemühungen, neue Auszubildende und Fachkräfte zu gewinnen, steht im St. Joseph-Stift das Ziel, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten", sagt Claudia Weinhold, Sprecherin des Joseph-Stiftes. Außerdem setze man auf Praktika oder den Bundesfreiwilligen-Dienst, in dem potenzielle Interessierte Klinikluft schnuppern könnten. Das St. Joseph-Stift ist auch auf Berufsorientierungs- und Karrieremessen präsent.