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Spendenlauf in Dresden: Runde um Runde gegen den Krebs

Die Krebs-Patienten haben jetzt ein neues Sportzentrum. Es zu betreiben, kostet Geld. Das sollen am Freitag möglichst viele Dresdner im Großen Garten erlaufen.

Von Nadja Laske
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Unterarm und Ellenbogen soll Jan Goldenbogen parallel zum Boden bewegen. Darauf achtet Therapeutin Nadine Giesemann im neuen Sporttherapeutischen Zentrum.
Unterarm und Ellenbogen soll Jan Goldenbogen parallel zum Boden bewegen. Darauf achtet Therapeutin Nadine Giesemann im neuen Sporttherapeutischen Zentrum. © Christian Juppe

Dresden. Ein gutes Vierteljahr sitzt Jan Goldenbogen der Schock in den Knochen. Doch er lässt ihn dort nicht. Auch nicht im Bauch, im Kopf, in der Seele. Als der 38-Jährige die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom erhielt, stand er mitten im Leben. Dort will er auch bleiben - und tut viel dafür.

Jan Goldenbogen ist dreifacher Vater, Familienmensch, als Biotechnologe Mitarbeiter eines Pharmaunternehmens und immer schon sportlich. Seit April absolviert er eine Chemotherapie. "Ich habe eine Gewebeverdickung bemerkt und mich untersuchen lassen", erzählt er. Die Nachricht, er leide an einer Krebserkrankung, versetzte ihn, seine Familie und Freunde in einen Ausnahmezustand.

Aus menschlicher und medizinischer Sicht ist das vollkommen verständlich. Doch das Gefühl, aus der Bahn geworfen zu sein, lässt sich zumindest in Teilen auffangen. Am besten damit, alle Optionen auf eine gut verträgliche Therapie und rasche Genesung zu nutzen.

Spendenlauf für Sportzentrum

Zu diesem Zweck gibt es am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Dresden ein neues sporttherapeutisches Zentrum. Ziel der Ärzte und Wissenschaftler des sogenannten NCT/UCC ist es, Krebspatienten eine maßgeschneiderte Diagnostik und Therapie anzubieten. Dass dazu auch der Sport gehört, ist keine Neuigkeit. Doch nie war es so einfach für Krebspatienten des Uniklinikums, ganz individuell angepasst an Diagnose, Therapie und Gesamtzustand, ihren Körper zu ertüchtigen.

Dafür wurde unterm Dach des Tumorzentrums ein großer, heller Trainingsraum mit zahlreichen Geräten eingerichtet. Jeder ambulante Krebspatient des Hauses darf dort dreimal wöchentlich kostenfrei und begleitet von einer Sporttherapeutin oder einem Sporttherapeuten gezielte Übungen absolvieren.

"Wir schließen damit eine Versorgungslücke in der Region", sagt Professor Martin Bornhäuser. Er ist Mitglied im Direktorium des NCT/UCC und Chef der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum. Rehabilitationssport sei in der Krebsnachsorge zwar fest etabliert. Während der Behandlung jedoch klaffe vielfach eine Lücke zwischen wissenschaftlichen Empfehlungen zur Bewegungstherapie und der tatsächlichen Versorgung.

Start an der Torwirtschaft

Koordinations- und Krafttrainingskurse stehen im neuen Sportzentrum auf dem Programm. Jan Goldenbogen hat sich an einem Gerät in Schrittposition aufgestellt. Mit der linken Hand fasst er einen Griff und zieht damit die Gewichte am anderen Ende des Seiles gezielt von der rechten zur linken Brust. Dr. Sandra Weigmann-Faßbender korrigiert die Position seines linken Ellenbogens.

"Häufig bekommen Krebspatienten Rezepte für den Rehasport erst weit nach der Diagnose oder nach der Therapie", sagt sie. Darin sieht die Sportwissenschaftlerin ein Problem: Wichtige Ressourcen des Erkrankten werden verschenkt oder zu spät aktiviert. Professor Bornhäuser stimmt ihr zu: "Wir streben eine ganzheitliche Therapie an, und dazu gehört unumstritten der Sport." Da aber nicht alle Patienten in Dresden leben, übernehmen die Sportwissenschaftler und -therapeuten auch Beratungen zur sportlichen Betätigung und vermitteln geeignete Sportzentren in der Region.

Für die Einrichtung des Sportraumes hat die Stiftung Hochschulmedizin Mittel zur Verfügung gestellt. Der Betrieb jedoch muss mit Spenden aufrechterhalten werden. Deshalb findet am Freitag, dem 1. Juli, ein Spendenlauf statt. Von 17 bis 19 Uhr starten die Läufer im Großen Garten an der Torwirtschaft. Mit ihrer selbst gewählten Spende unterstützen sie das neue sporttherapeutische Zentrum - Runde um Runde für Menschen, die dem Krebs mit Kraft davonlaufen wollen.