Dresden. Trotz des ungemütlichen Wetters haben sich am Samstagabend tausende Besucher versammelt, um der traditionellen Open-Air-Vesper beizuwohnen. Ein sprichwörtliches Meer blau angeleuchteter Regenschirme hatte sich vor dem Gotteshaus versammelt.
Die Predigt hielt Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz. Er rief die Gläubigen dazu auf, sich zu öffnen und füreinander einzustehen. Dies erfordere Mut und Fantasie. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat ebenfalls ein Grußwort gesprochen. Der MP bezog sich auf die Lage in der Welt. "Hass wird nicht durch Hass überwunden, Krieg nicht durch mehr Waffen beendet. Liebe, Vernunft und Menschlichkeit ist das, was wir in dieser Zeit brauchen", sagte er in seiner Ansprache.
Die musikalische Leitung der 31. Weihnachtlichen Vesper hatte der Dirigent Ludwig Güttler. Veranstalter der jährlichen Vesper auf dem Neumarkt sind die Fördergesellschaft der Frauenkirche Dresden und die Stiftung Frauenkirche.
Erste Christvesper 1993 an den Trümmern der Frauenkirche
Die erste Weihnachtliche Vesper fand am 23. Dezember 1993 statt. Kurz zuvor war der Altar der Frauenkirche aus den Trümmern freigelegt worden. Das Wahrzeichen Dresdens wurde bis 2005 wiederaufgebaut. Die Vesper entwickelte sich danach zur größten regelmäßig unter freiem Himmel stattfindenden Gottesdienstveranstaltung in Deutschland.
Jährlich zieht die Vesper zahlreiche Besucher an, die sich am Tag vor Heiligabend auf das Weihnachtsfest einstimmen wollten. Im Laufe der Jahre sind so mehr als 500.000 Teilnehmer zusammengekommen.
Für viele Besucher vor Ort und an den Fernsehern ist die Christvesper der Beginn von Weihnachten. "Was gibt Hoffnung und Halt?", fragt Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke mit Blick auf den Krieg in Israel, die tödliche Attacke in Prag, den Tod von Gunther Emmerlich.
Gottesdienste an Heiligabend in ganz Sachsen
Einen Tag später zu Heiligabend werden in den rund 1.300 sächsischen Kirchen etwa eine halbe Million Besucherinnen und Besucher erwartet. Die Kirchengemeinden laden am Nachmittag und Abend zu Christvespern, Krippenspielen und Konzerten ein.
Am frühen Morgen des 25. Dezembers finden vielerorts, vor allem aber im Erzgebirge, Christmetten statt, in denen die biblische Weihnachtsgeschichte nachgespielt wird. Auch der Dresdner Kreuzchor lädt zu einer solchen Frühmette ein. Zudem werden in den Kirchen an den Weihnachtsfeiertagen Festgottesdienste und Konzerte veranstaltet. (SZ/juj)