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Messerstecherei auf Dresdner Kneipen-Meile: Zeugin leidet unter Alpträumen

Vor einem Restaurant in der Münzgasse in Dresden soll ein 25-Jähriger einen Mann niedergestochen haben. Am zweiten Prozesstag berichten zwei Zeugen, wie sie die Tatnacht erlebt haben.

Von Theresa Hellwig
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Vor dem "Ayers Rock" in der Dresdner Münzgasse wäre im Januar 2023 fast ein Mann gestorben. Seit Mittwoch wird gegen den mutmaßlichen Täter verhandelt.
Vor dem "Ayers Rock" in der Dresdner Münzgasse wäre im Januar 2023 fast ein Mann gestorben. Seit Mittwoch wird gegen den mutmaßlichen Täter verhandelt. ©  xcitepress (Archiv)

Dresden. Die Alpträume, so berichtet die Zeugin, suchen sie immer noch heim. Als sie vor Kurzem die Vorladung vors Gericht erhalten habe, sei es wieder schlimmer geworden. Etwa zehn Monate liegt die Tat jetzt zurück, die die junge Frau noch immer im Dunkeln verfolgt – und die seit dieser Woche vor dem Dresdner Landgericht verhandelt wird.

Eduard T. soll in der Nacht zum 14. Januar, so die Anklage, einen Mann mit Messerstichen so schwer verletzt haben, dass dieser hätte sterben können. Nur durch die schnelle Hilfe vor Ort und dann in der Klinik überlebte er. Auch auf die Begleiterin des Mannes soll Eduard T. eingestochen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 25-Jährigen deshalb versuchten Totschlag, zweifache gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vor.

Am zweiten Prozesstag sind zwei Zeugen befragt worden

An diesem zweiten Prozesstag am Freitag sind nun die ersten Zeugen vernommen worden. Die junge Frau, die noch immer von der Tatnacht träumt, ist eine davon.

Gemeinsam mit einem Kollegen und einer Kollegin habe sie damals auf der Terrasse des australischen Restaurants "Ayers Rock" gesessen. Nacheinander schildern die junge Frau und ihr Kollege im Gerichtssaal, wie sich der Angeklagte zu ihnen an den Tisch gesetzt habe. Eduard T. ist Deutscher, aber in Russland geboren. Auf Russisch soll er sich in jener Nacht, so schildern beide übereinstimmend, mit der anderen Kollegin unterhalten haben. Das Gespräch sei in ein Streitgespräch ausgeartet.

"Ich saß zwischen den beiden", berichtet die Zeugin. "Er hat mir wild mit den Armen vor dem Gesicht rumgefuchtelt." Weil ihr das unangenehm war, sei sie aufgestanden. Als ihr Kollege den Mann bat, zu gehen, soll Eduard T. diesen am Pullover gepackt haben. Der Angeklagte habe ein Sixpack Bier dabei gehabt - das habe die Zeugin in Richtung Ausgang gebracht, um ihm zu signalisieren, dass er nun wirklich gehen solle.

Er packte den Zeugen und warf ihn über die Straße

Daraufhin soll es zum ersten Mal ausgeartet sein. Weil der Kollege den Eindruck gehabt habe, dass Eduard T. seine Kollegin treten wollte, sei er aufgestanden, um einzuschreiten. Daraufhin habe der Angeklagte den Mann gepackt – und ihn über die Straße geschleudert.

Dann sei Eduard T. tatsächlich verschwunden; für einen Moment. Denn im nächsten Augenblick, so schildert die Zeugin, habe das Personal des Restaurants die Gäste gebeten, schnell ins Restaurantinnere zu kommen. "Aus dem Augenwinkel habe ich gesehen, wie er mit einer stechenden Bewegung jemanden angegriffen hat", sagt die Zeugin. Beim Erzählen stockt sie immer wieder, hält kurz inne. "Ich habe rausgeschaut. Da war viel Blut zu sehen", erinnert sie sich. "Die Begleiterin hielt den Kopf des Mannes."

Vor der Tür des Restaurants habe sich ein Bild der Verwüstung geboten: Die Terrasse habe zerstört ausgesehen, überall hätten Glasscherben gelegen. Die Zeugin klingt immer noch ungläubig, als sie davon berichtet. "Es ging alles so schnell."

Eigentlich hatte das Gericht noch mehr Fragen an sie und an andere Zeugen gehabt. Wegen gesundheitlicher Probleme einer Schöffin ist die Verhandlung jedoch abgebrochen worden. Am Mittwoch wird weiterverhandelt.