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So teuer werden Dresdens Bibliotheken

Die Gebühren für die Dresdner steigen. Bevor der Stadtrat das beschlossen hat, gab es nochmal Auseinandersetzungen und gegenseitige Vorwürfe.

Von Andreas Weller
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Die Bibliothek Südvorstadt ist die erste in Dresden, die jeden Tag geöffnet hat - nun werden die Gebühren erhöht.
Die Bibliothek Südvorstadt ist die erste in Dresden, die jeden Tag geöffnet hat - nun werden die Gebühren erhöht. © René Meinig

Dresden. Die Dresdner müssen künftig mehr für die Nutzung der städtischen Bibliotheken bezahlen. Die Befürworter nennen dies "moderat", schließlich gebe es dafür auch mehr Leistung.

Die Gegner werfen ihnen vor, den Dresdnern "in die Tasche zu greifen", obwohl die "nicht notwendig" sei. Der Streit und wie viel die Dresdner nun bezahlen müssen.

Familien müssen 50 Prozent mehr bezahlen als bisher. Die Jahresgebühr steigt von 20 Euro auf 30 Euro. Auch das Abo steigt von 20 auf 25 Euro für Familien pro Jahr. Erwachsene müssen 20 statt 15 Euro als Jahresgebühr bezahlen und 15 statt zehn Euro im Abo. Die Nutzung für ein halbes Jahr pro Erwachsenem steigt von acht auf zehn Euro.Deutlich erhöht werden die Säumnisgebühren, die pro Tag und Medium anfallen. Maximal sind pro Medium von Erwachsenen und Jugendlichen ab 14 Jahren 24 Euro zu zahlen. Bisher lag die Säumnisgebühr bei maximal 12,50 Euro, außer für Filme sind es 23 Euro. Kinder unter 14 Jahren zahlen maximal 12 Euro - bisher waren es 6,25 Euro und 11,50 Euro pro Film. Zusätzlich werden die Mahngebühren erhöht.

Bücher aus dem Automaten

Es ist die erste Erhöhung seit sechs Jahren, die Säumnisgebühren wurden sogar 30 Jahre nicht angehoben. Dadurch sollen 150.000 Euro in diesem und 200.000 Euro ab dem Jahr 2022 zusätzlich eingenommen werden.

Das Geld ist eingeplant, um zusätzliche Aufgaben zu finanzieren. So soll das Projekt "Bibo 7/10" ausgebaut werden. Das bedeutet, die Bibliotheken bleiben in einigen Stadtteilen an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Am Wochenende von 10 bis 18 Uhr, Bücher und DVD am Automaten auszuleihen und die Räume als eine Art nachbarschaftszentrum zu nutzen. An diesen tagen ist nur Sicherheitspersonal vor Ort, es gibt keine Beratungen. In Südvorstadt funktioniert das bereits seit 2019. Nun sollen die Bibliotheken in Prohlis, Gruna, Neustadt und Gorbitz dazukommen.

Freie Wähler und AfD sind strikt gegen die Gebührenerhöhungen, unterstellen sogar einen Plan dahinter. "Als wir im Oktober den Bibliotheksentwicklungsplan beschlossen haben, hat niemand davon gesprochen, dass die Gebühren erhöht werden sollen", so AfD-Stadtrat Harald Gilke. "Die Erhöhung ist nicht nachvollziehbar und nicht notwendig, weil viel Geld für unnötige Sachen ausgegeben wird." Gilke spielte damit auch auf den Haushalt an, in dem Grüne, CDU, Linke, SPD und FDP einige ihrer Wunschprojekte untergebracht haben, die nun finanziert werden müssen und die weiteren Gebührenerhöhungen für Müll und Abwasser - und demnächst wohl fürs Parken. Das sei "keine Politik für die Dresdner". Ähnlich argumentierte auch Susanne Dagen (Freie Wähler). "Wir haben eine tiefgreifende Krise und Sie wollen eine schöne, neue Bibo-Welt, die nur bezahlbar ist, wenn man den Bürgern in die Tasche greift."

"Gebührenerhöhungen schmerzen immer"

Grünen Fraktionschefin Christiane Filius-Jehne stellte klar: "Wir wurden im Kulturausschuss über die Gebührenerhöhung mit dem Entwicklungsplan informiert. Der Vorschlag kam von den Bibos, nicht von uns." Sie nennt die Erhöhungen ausgewogen. "Und es ist auch nicht teuflisch, wenn Bibliotheken sonntags öffnen. So werden sie Treffpunkte für die Nachbarschaft. Als moderat bezeichnet CDU-Stadträtin Petra Nikolov die Erhöhungen. "Gebührenerhöhungen schmerzen immer, aber Bildung kostet Geld. Außerdem entstehen so kleine Stadtteilzentren." Die neuen Gebühren gelten, sobald sie im Dresdner Amtsblatt veröffentlicht werden. Das wird voraussichtlich kommende Woche geschehen.

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