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Der SZ aufs Dach gestiegen: So war der Entdeckertag in Dresden

Das Haus der Presse in Dresden öffnete am Samstag seine Tore und gab Einblicke hinter die Kulissen der Sächsischen Zeitung.

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Einer der begehrtesten Orte beim SZ-Entdeckertag im Haus der Presse war die Dachterrasse mit einem wunderbaren Blick über Dresden.
Einer der begehrtesten Orte beim SZ-Entdeckertag im Haus der Presse war die Dachterrasse mit einem wunderbaren Blick über Dresden. © Jürgen Lösel

Die Schlange zu den Fahrstühlen hinter der Rezeption reicht bis nach draußen. Nicht mal mehr die Fahrstuhltüren sind zu sehen. So voll ist es im Haus der Presse in Dresden selten. Die Besucherinnen und Besucher wollen auf die Dachterrasse oder in den Keller, das Archiv besichtigen. Am Samstag waren sie alle zum SZ-Entdeckertag eingeladen.

Zu erleben gab es einen Blick hinter die Kulissen der Sächsischen Zeitung. Die Gäste konnten den Newsroom entdecken und viel über die Arbeit in der SZ-Onlineredaktion erfahren. Auf der Dachterrasse nahmen Mitglieder des Leserbeirats und Leser-Botschafter Olaf Kittel Platz. Mit Blick die Altstadt konnten die Leser Fragen stellen, die ihnen zur Zeitung und zu den Aufgaben Beirats auf den Nägeln brannten.

Im SZ-Archiv gab es Führungen durch die aktuelle Ausstellung zur Geschichte des Hauses der Presse.
Im SZ-Archiv gab es Führungen durch die aktuelle Ausstellung zur Geschichte des Hauses der Presse. © Jürgen Lösel

Familie Schierz aus Riesa ist besonders früh dran. Inmitten des Stimmengewirrs, dem lauten Surren der Kaffeemaschine und dem Besteckgeklimper an der Augustobar genießt das Paar Weißwein, Rose und Gulaschsuppe. „Wir lesen seit über 50 Jahren die SZ in Papierform“, sagt der Mann. „Deswegen wollten wir den Tag nutzen, dieses Gebäude hier mal kennenzulernen.“ Sie waren schon im Archiv und beim Leserbeirat, erzählen sie. „Wir wollten wissen, wo die Themenideen so herkommen, das wurde uns hervorragend erklärt.“

Im Gang hinter der Augustobar drücken sich die Menschen aneinander vorbei. Vor dem Stand des SZ-Archivs steht eine ältere Dame, ihre Handtasche in der einen, ein Stück Pappe in der anderen Hand. „13.45 Uhr“ steht darauf geschrieben. Dann beginnt die nächste Führung durch den Newsroom. Wann es denn die nächste Archivführung gebe, fragt sie Sven Geisler, den Leiter des Archivs. „Immer zur vollen Stunde“, sagt er. Gleich ist es 13 Uhr. Die Dame nickt und geht entschlossen in Richtung Fahrstuhl.

Großer Andrang herrschte am Samstag im Haus der Presse: Hier warten Besucher an den beiden Fahrstühlen, um zur Dachterrasse zu gelangen.
Großer Andrang herrschte am Samstag im Haus der Presse: Hier warten Besucher an den beiden Fahrstühlen, um zur Dachterrasse zu gelangen. © Jürgen Lösel

Es geht eine Etage tiefer, in die Katakomben des Hauses der Presse. Alles ist dunkel, als die Besucher aus dem Fahrstuhl kommen. Durch eine weiße Stahltür dringt warmes Licht. Hinter ihr sind historische Titelseiten der SZ zu sehen. Auf einem Sigmund Jähn im Kosmonautenanzug. Für viele hier ein Foto wert. Unter Leuchtstoffröhren und zwischen Backsteinwänden liegt die Geschichte der SZ und des Hauses.

Auch Künstler stellten ihre Werke aus.
Auch Künstler stellten ihre Werke aus. © Jürgen Lösel

Jens Jahn vom Archiv steht vor dem Layout einer alten Titelseite. Aufmacherzeile und die Überschrift eines Unterlegers sind mit Bleistift geschrieben. „Früher wurde Zeitung noch mit dem Lineal gemacht“, sagt Jahn. „Das kann man sich gar nicht mehr vorstellen. In den Lokalredaktionen haben sie die Manuskripte geschrieben und Fahrer sind dann jeden Tag ihre Runde gefahren und haben das abgeholt.“ „Dresden – schöner denn je“ ist der Titel einer Sonderausgabe vom 4. Juli 1969. Der Öffentlichkeit sollte mit dieser Ausgabe die Umgestaltungspläne des sozialistischen Stadtzentrums gezeigt werden.

SZ-Redakteurin Johanna Lemke erklärt im Newsroom der Sächsischen Zeitung, wie hier die Reporter und Editoren an den Schlagzeilen tüfteln, die dann über die große Bildschirm-Leinwand flimmern.
SZ-Redakteurin Johanna Lemke erklärt im Newsroom der Sächsischen Zeitung, wie hier die Reporter und Editoren an den Schlagzeilen tüfteln, die dann über die große Bildschirm-Leinwand flimmern. © Jürgen Lösel

„Da sollte Dresden ja auch eine U-Bahn bekommen“, sagt SZ-Redakteurin Kristina Grunwald und zeigt mit dem Finger auf einen Linienplan. Sie sei vier Jahre alt gewesen, als die Ausgabe erschien, ihre Oma habe sie gesammelt. In einer Glasvitrine ist die kleinste SZ ausgestellt. Sie ist nur so groß wie eine Briefmarke, aber trotzdem lesbar. „Wenn man gute Augen hat“, sagt Grunwald. Ansonsten müsse man zu einer Lupe greifen. 1999 wurde die Ausgabe ins Guinness Buch der Rekorde eingetragen. Die Urkunde hängt neben der Vitrine.

Auch die Karikaturen-Ausstellung war ein Publikumsmagnet.
Auch die Karikaturen-Ausstellung war ein Publikumsmagnet. © Jürgen Lösel

Nach circa 30 Minuten ist die Führung durch die Geschichte der SZ vorbei. Es wartet aber noch ein Highlight auf die Gäste: der Besuch von Moderator und Entertainer Wolfgang Lippert. Er erzählt auf der Bühne in der Kantine von seinem neusten Buch „Ein Kessel Buntes“. Es handelt von der gleichnamigen Fernsehshow, die Lippert moderierte. Das Buch vereint mehr als 40 Interviews und Anekdoten.

Im Dachcafé gab es eine Talkrunde mit Mitgliedern des SZ-Leserbeirates unter der Leitung von SZ-Autor Olaf Kittel (r).
Im Dachcafé gab es eine Talkrunde mit Mitgliedern des SZ-Leserbeirates unter der Leitung von SZ-Autor Olaf Kittel (r). © Jürgen Lösel

Stefanie und Laetizia Nowarra haben sich für die Newsroom-Führung entschieden. SZ-Redakteurin Johanna Lemke erklärt vor einem großen Bildschirm den Tagesablauf in der Online-Redaktion und woher eigentlich die Themen kommen. „Es ist sehr interessant“, sagt Stefanie Nowarra. „Ich habe nicht so richtig die Vorstellung, wie eine Zeitung entsteht.“ Laetizia ist noch Schülerin. Sie informiert sich vor allem online. „Ich lese alles, was so reinkommt“, sagt sie. Ihre Mutter Stefanie ist da anders. „Ich blättere gerne mal“, sagt sie. „Am liebsten in der Zeitung.“