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FDP will geplanten Radweg an der Bautzner Straße in Dresden verhindern

Von der Brockhausstraße bis zur Mordgrundbrücke will die Stadtverwaltung Dresden eine Fahrspur zur Radspur markieren. Die FDP will den Plan in letzter Minute stoppen und stattdessen einen Radweg am Hirschberg installieren.

Von Kay Haufe
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Holger Zastrow ist selbst oft auf dem Radweg auf der Bautzner Straße unterwegs.
Holger Zastrow ist selbst oft auf dem Radweg auf der Bautzner Straße unterwegs. © Sven Ellger

Dresden. Die FDP-Fraktion im Dresdner Stadtrat will die geplanten Radspuren auf der Bautzner Straße stoppen. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) will jeweils eine drei Meter breite Fahrspur im Abschnitt von der Brockhausstraße bis zur Mordgrundbrücke bis zum 15. Oktober als Radweg markieren lassen. Der gesamte motorisierte Verkehr, das sind rund 21.500 Fahrzeuge pro Tag, soll dann auf der Spur mit den Straßenbahngleisen fahren.

Dagegen macht die FDP jetzt mobil. Sie will stattdessen, dass mit dem vorgesehenen Geld eine Fahrspur des sogenannten Hirschberges ab der Mordgrundbrücke bis zur Collenbuschstraße auf dem Weißen Hirsch für den Radverkehr markiert wird. Stadteinwärts soll es von der Collenbuschstraße bis zur Mordgrundbrücke einen überfahrbaren Radschutzstreifen geben. Von der Mordgrundbrücke bis zur Brockhausstraße soll der Schutzstreifen für Radfahrer entweder fortgeführt oder der benachbarte Fußweg wieder als Hochbordradweg nutzbar gemacht werden.

Radfahrer haben stadtauswärts auf der Bautzner Straße Höhe einen separaten kombinierten Fuß- und Radweg, der sollte ausgebaut werden, so der FDP-Vorschlag.
Radfahrer haben stadtauswärts auf der Bautzner Straße Höhe einen separaten kombinierten Fuß- und Radweg, der sollte ausgebaut werden, so der FDP-Vorschlag. © Sven Ellger

Einen entsprechenden Eilantrag will die FDP zur Stadtratssitzung am Donnerstag einbringen. "Bürgermeister Kühn macht Dinge, die einfach sind, er schwingt den Pinsel", sagte Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow am Mittwoch. Das Geld solle man lieber für wirklich gefährliche Stellen für Radfahrer wie am Hirschberg verwenden. Für diesen Bereich seien bereits 2018 vom Stadtrat Radwege beschlossen worden, passiert sei bisher nichts.

"Radfahrer sind heute sehr sicher auf dem bestehenden Radweg mit Hochboard stadtauswärts unterwegs, erst ab der Mordgrundbrücke wird es schwierig", so Zastrow, der selbst dort oft unterwegs ist. Dort müsse die Stadtverwaltung ansetzen.

Die Stadt nicht weiter spalten

Doch warum kommt die FDP mit dem Antrag erst jetzt um die Ecke, nachdem bereits mehrere Wochen bekannt ist, dass die breiten Radspuren auf der Bautzner Straße kommen sollen? "Wir hatten tatsächlich auf ein Veto des Oberbürgermeisters zu diesem Projekt gehofft, so wie er es beim Verkehrsversuch am Blauen Wunder getan hat", sagt Zastrow. Doch das ist nicht passiert.

Weil die Radwege bereits bis 15. Oktober markiert werden sollen, der zuständige Bauausschuss aber erst danach tagt, müsse man nun einen Eilantrag stellen. In das normale Verfahren könne man das Thema nicht mehr rechtzeitig einbringen. "Darüber muss aber erneut diskutiert werden. Der Verkehrsversuch am Blauen Wunder spaltet bereits die Stadt. Die Radwege auf der Bautzner werden das noch verstärken", ist der FDP-Politiker überzeugt.

Man dürfe nicht vergessen, dass das Auto das meistgenutzte Verkehrsmittel in Dresden sei, nach der Straßenbahn, so Zastrow. Mit den breiten Radwegen müssten sich aber heute Busse, später Straßenbahnen und alle anderen motorisierten Verkehrsteilenehmer eine Spur teilen, was Zeitverlust bedeute. Deshalb sei es sinnvoller, den bestehenden Fuß- und Radweg bis zum Mordgrund zu verlängern und dann die Radspur bis zum Weißen Hirsch zu führen, was für einen Ausgleich aller Verkehrsteilnehmer sorgen würde. "Es ist schon erstaunlich, dass Kühn sogar bis vor wenigen Tagen die völlig intakte Asphaltdecke vom Schloss Eckberg bis zum Mordgrund hat erneuern lassen." Die dafür ausgegeben 300.000 Euro hält Zastrow für Verschwendung von Steuermitteln.

Ob der Eilantrag am Donnerstag vom Oberbürgermeister zugelassen wird, weiß Zastrow nicht. Aber er glaubt, dass ihn einige andere Stadträte unterstützen werden, nicht nur aus der CDU, von den Freien Wählern oder der AfD.

Trennung Rad- und motorisiertem Verkehr am Hirschberg

Beim Fahrradclub ADFC sieht man die geplanten breiten Radwege naturgemäß als große Bereicherung für die Radfahrenden, die ihre Sicherheit erhöhen. Aber der Verein sieht auch den Hirschberg als Problembereich, auf dem sich mitunter sehr gefährliche Situationen ergeben. "Bergauf beschleunigen die Autos, während man auf dem Rad vergleichsweise langsam unterwegs ist. Eine Trennung von Fahrrädern und motorisiertem Verkehr ist hier überfällig", hatte Nils Larsen vom Dresdner ADFC-Vorstand kürzlich gesagt.

Bereits 2001 hatte der Stadtrat eine Radwegeplanung für den Bereich zwischen der Mordgrundbrücke und Weißig beschlossen. "Der Missstand ist also lange bekannt", sagt Larsen. Der ADFC hatte Baubürgermeister Stephan dazu aufgefordert, die Bergstrecke zu entschärfen und kurzfristig sichere Radwege zu schaffen. Der ADFC-Vorstand hat dazu bereits den gleichen Vorschlag gemacht, wie er jetzt von der FDP kommt. Zumindest die Strecke bergauf sollte von der Stadtverwaltung kurzfristig mit der Markierung eines Radfahrstreifens auf der Fahrbahn entschärft werden.

Die Stadtverwaltung sieht es indes nicht als ganz einfach an, sichere Radwege am Hirschberg zu schaffen. Laut dem Straßen- und Tiefbauamt ist die Radwegeplanung auf der Bautzner Landstraße bis zum Ullersdorfer Platz in drei Teilabschnitte gegliedert. Für den ersten von der Mordgrundbrücke bis zur Steglichstraße ist eine umfangreiche Sanierung der Bautzner Landstraße nötig, um Radverkehrsanlagen anlegen zu können. "Dies bedingt bauliche Eingriffe in das Baudenkmal Mordgrundbrücke und eine neue Stützwandkonstruktion am Hirschberg", schreibt das Amt. Ein Zeitpunkt zum Planungsbeginn könne derzeit noch nicht benannt werden.