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So oft nutzen die Dresdner die neuen DVB-Leihräder

Seit 2018 verknüpfen Mobilitätspunkte in Dresden ÖPNV, Leihräder und Leihautos. Jetzt liegt eine komplette Analyse vor. Das sind die wichtigsten Zahlen.

Von Dirk Hein
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Am Pirnaischen Platz entstand 2018 Dresdens erster Mobipunkt.
Am Pirnaischen Platz entstand 2018 Dresdens erster Mobipunkt. © René Meinig

Dresden. Im September 2018 entstand am Pirnaischen Platz Dresdens erster "Mobipunkt". 345 000 Euro hat die neue Stellfläche samt Fahrradständern und Ladestationen für Elektroautos gekostet. Dafür wurde ein Stück des Parkplatzes neben der Straßenbahnhaltestelle umgestaltet.

Bislang sind 44 solcher Mobilitätspunkte entstanden, 21 neue Punkte folgen. Perspektivisch sollen es knapp 100 Stellen werden, die immer an wichtigen Verknüpfungspunkten zwischen Auto, ÖPNV und Radverkehr liegen. Doch wie werden die Umsteigepunkte von den Dresdner angenommen?

4.000 Fahrten pro Tag

Seit August 2020 können an den Mobipunkten insgesamt 1.000 neue Räder ausgeliehen werden. Die DVB kooperieren dazu mit der Firma Nextbike. Seither wurden damit weit über eine Million Fahrten erledigt. DVB-Abokunden fahren täglich 30 Minuten kostenfrei. Das Rathaus hoffte anfangs auf 700 Entleihungen pro Tag, aktuell sind es je nach Witterung durchschnittlich bis zu 4.000 Fahrten.

1.000 Mobibikes können momentan in Dresden ausgeliehen werden.
1.000 Mobibikes können momentan in Dresden ausgeliehen werden. © Sven Ellger

"Mit momentan 1.000 verfügbaren Rädern stößt das System bereits an seine Grenzen", sagt Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Fast jeder vierte DVB-Abokunde hat sein Kundenkonto mit dem Leih-System verknüpft.

Weitere wichtige Kennzahl: An den Verknüpfungspunkten wurde bislang über 39.000-mal ein Fahrzeug ausgeliehen. Die Flotte von aktuell 350 Carsharing-Fahrzeugen in Dresden ersetzt schätzungsweise zwischen 2.100 bis 3.500 private Pkw, was laut Rathaus etwa 20 Kilometer an parkenden privaten Pkw am Straßenrand entspricht.

Kostenloses Parken wird zum Problem

An den Mobilitätspunkten können auch E-Autos aufgeladen werden. In Dresden fanden im ersten Halbjahr 2021 an diesen Ladesäulen etwa 69.000 Ladevorgänge statt. Durch den schnellen Aufbau der Ladeinfrastruktur übersteigt das Angebot momentan die Nachfrage. Die vorhandenen Kapazitäten reichen wahrscheinlich bis 2026 aus. Erst danach erscheint dem Rathaus ein weiterer Ausbau notwendig. Im Jahr 2025 werden jährlich etwa 300.000 Ladevorgänge an den Mobipunkten erwartet.

Etwa 3.200 Fahrzeuge in Dresden verfügen momentan über ein E-Kennzeichen und dürfen an Ladesäulen während des Ladens kostenfrei parken. Bürgermeister Kühn: "Dieses Angebot wird stark genutzt, auch wenn das Laden technisch häufig nicht erforderlich ist. Die geladene Strommenge ist dann gering, aber die Verweilzeit hingegen lang." Das Rathaus will daher mittelfristig umdenken.

Extra-Kosten zulasten der DVB

Pro Mobilitätspunkt und für jeden einzelnen Ladepunkt werden aktuell laufende Kosten für Winterdienst und Wartung in Höhe von etwa 1.000 Euro pro Jahr fällig. Durch Erlöse aus Stellplatzmieten privater Leihauto-Anbieter erhofft sich das Rathaus ab 2023 jährliche Einnahmen von 10.000 Euro.

Echter Kostentreiber ist jedoch das Leihgeschäft mit den Rädern. Pro Jahr schießt das Rathaus über die Verkehrsbetriebe etwa 500.000 Euro zu. Die Ladesäulen hingegen können, so der Plan im Rathaus, etwa ab 2024 kostendeckend betrieben werden.

Kritiker sehen im Leihgeschäft mit den Rädern daher auch die größten Probleme. "Sehr viele Nutzer wollen einfach nur mit den DVB auf Arbeit kommen. Sie zahlen die Räder aber mit", sagt der CDU-Verkehrsexperte im Stadtrat, Veit Böhm. Aktuell summieren sich diese Verluste bei den DVB.

Die Verkehrsbetriebe selbst stehen jedoch hinter dem Ausleihsystem. Sie sehen darin einen wichtigen zusätzlichen Anreiz, ein DVB-Abo abzuschließen.