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German Innovation Award geht nach Dresden

Das Start-up Packwise beweist in Kooperation mit dem Chemiekonzern BASF, dass sich Containerflotten umweltfreundlich managen lassen.

Von Nora Miethke
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Die Packwise-Chefs Gesche und Felix Weger sowie Entwickler René Bernhardt wollen die Nutzung der Container optimieren.
Die Packwise-Chefs Gesche und Felix Weger sowie Entwickler René Bernhardt wollen die Nutzung der Container optimieren. © Ronald Bonß

Unternehmen aus der Lebensmittelbranche oder Chemiekonzerne verarbeiten große Mengen an Flüssigkeiten, die sie logistisch in ihre Produktion einbinden müssen. Dafür werden sie in sogenannten „Intermediate Bulk Containern" (IBC) aus Kunststoff oder Metall abgefüllt, transportiert und gelagert. Allein in Deutschland sind zehn Millionen solcher Container unterwegs, die allerdings die meiste Zeit leer und ungenutzt im Lager stehen. Weltweit sind es sogar rund 300 Millionen Container.

Das Dresdner Unternehmen Packwise GmbH will den Einsatz dieser Container sicherer, effizienter und umweltfreundlicher machen und entwickelten dazu ein Sensormodul, den sogenannten „Packwise Smart Cap“. Das etwa handflächengroße Gerät wird außen an die Container angebracht und bindet diese in das Internet der Dinge ein. Über eine Plattform im Internet kann zu jeder Zeit der Füllstand, der Standort, die Bewegung oder die Temperatur nachverfolgt werden. Die Kunden können genau nachvollziehen, wie viel Flüssigkeit noch in einem Behälter ist. So werden Prozesse planbarer, und letztendlich können die gleichen Mengen an Chemikalien und anderen Flüssigkeiten mit weniger Containern transportiert werden. Das senkt die Kosten und den Treibhausgasausstoß. „Wir vernetzen die Industrieverpackungen mit dem Internet und ermöglichen unseren Kunden aus der Chemie- und Lebensmittelindustrie, ihre Lieferkette zu digitalisieren“, erklärt Packwise-Geschäftsführerin Gesche Weger die Geschäftsidee.

Dafür wurde das Start-up-Unternehmen am Dienstagabend gemeinsam mit seinen Partnern BASF, dem Lack- und Beizenhersteller Hesse Lignal und der Beratungsgesellschaft Gocon GmbH mit dem „German Innovation Award 2021“ in der Kategorie Excellence in Business to Business – Chemical Industry“ ausgezeichnet. Mit diesem Preis werden branchenübergreifend Produkte gewürdigt, die für Anwender und Anwenderinnen einen Mehrwert gegenüber bisherigen Lösungen bieten. Ins Leben gerufen wurde der Preis vom Deutschen Bundestag, gestiftet wird er von der deutschen Industrie. Packwise hatten im vergangenen Herbst auch schon den Clusterpreis Informationstechnologie des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland gewonnen.

„In dem gemeinsamen Pilotprojekt konnten wir den Partnern durch unsere Technologie zusätzliche Transparenz in der Lieferkette bieten, vom Versand des Materials am BASF-Standort bis zum Verbrauch beim Kunden“, betont Gesche Weger. Ab dem Zeitpunkt der Abfahrt am BASF-Standort konnte der Kunde Hesse Lignal genau verfolgen, wo sich die Ware befand, wann sie beim eigenen Standort ankam, wo sie lagerte, wie sie verbraucht wird und wann die Container leer waren und wieder abgeholt werden konnten. Da durch die ständige Kontrolle vorgeschriebene Temperaturen nicht mehr unter- oder überschritten werden, muss Ware nicht mehr weggeschmissen und nachbestellt werden , Produktionsunterbrechungen aus diesem Grund verhindert. Die enge Zusammenarbeit mit BASF, Hesse Lignal und Gocon zeige, wie viel Potenzial in der unternehmensübergreifenden Integration der Lieferketten durch Nutzung von IoT-Lösungen steckt“, erklärt Philipp Rennert, Vertriebschef bei Packwise. Der Smart Cap, eine Art digitaler Zwilling der Industriecontainer, liefert Daten, auf deren Basis sich Bestell-, Einkaufs- und Lieferprozesse optimieren und Bestände reduzieren lassen, so Rennert. Im Frühjahr startete die Serienfertigung des Smart Caps. Getestet wurde die Technologie in 50 Pilotprojekten mit 30 Kunden in ganz Europa. Die Kooperation mit BASF, einem der weltgrößten Chemiekonzerne, ist jedoch das Leuchtturmprojekt.

Packwise wurde 2017 von Gesche und Felix Weger und dem IT-Entwickler René Bernhardt gegründet, nachdem sie sich im Impact Hub Dresden kennengelernt hatten. Obwohl die Kunden größtenteils in Nord- und Süddeutschland sitzen, sei die sächsische Landeshauptstadt genau der richtige Standort. „Wir profitieren sehr vom Zugang zu Talenten, dem wachsenden Startup-Ökosystem und dem großen Technologienetzwerk“, so Weger. Die meisten Menschen können mit Verpackungsmanagement und IBC-Container nur wenig anfangen, doch der Markt ist riesig. Immer mehr Unternehmen wollen und müssen sich angesichts des Ziels einer klimaneutralen Lebens- und Produktionsweise bis 2050 in Europa mit ihrer Lieferkette beschäftigen. Packwise, das zurzeit 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt, will sich in den kommenden fünf Jahren als Internet-der-Dinge-Anbieter für die Industrie im Bereich Verpackungen für Flüssigkeiten weltweit etabliert haben. Der German Innovation Award kann dabei helfen, zeigt er doch, dass die Technologie einen Reifegrad erreicht hat.