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Drewag-Strategie gegen Chlorgeruch

Die Wasserwerker haben nach Beschwerden schnell reagiert. 

Von Peter Hilbert
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Drewag-Gruppenleiter Volker Gebhard vor den Filtern im Coschützer Werk, durch die seit Freitag wieder Wasser aus Klingenberg fließt.
Drewag-Gruppenleiter Volker Gebhard vor den Filtern im Coschützer Werk, durch die seit Freitag wieder Wasser aus Klingenberg fließt. © René Meinig

Dresden soll auch in den kommenden Jahrzehnten zuverlässig mit Talsperrenwasser versorgt werden. Deshalb saniert die Drewag schrittweise die 20 Kilometer lange Verbindung zwischen der Talsperre Klingenberg und dem Wasserwerk Coschütz. Dazu zählen vier Wasserstollen und Leitungen. Seit dem 17. September war das letzte Stück eines 135 Meter langer Abschnitt des Stollens 3 im Tharandter Wald saniert worden. Deshalb musste das Wasserwerk Coschütz abgeschaltet werden, kam das Trinkwasser aus den Anlagen in Hosterwitz und Tolkewitz.

Das Problem: Über 60 Anrufe wegen anderem Geruch und Geschmack

Das 2410 Kilometer lange Dresdner Leitungsnetz mit seinen 56000 Hausanschlüssen wurde in dieser Zeit nur mit aus Uferfiltrat und Grundwasser aufbereitetem Trinkwasser versorgt, das jedoch allen Qualitätsanforderungen entspricht, versichert Volker Gebhard, der für Wasserwerke zuständige Drewag-Gruppenleiter. Seit dem 23. November riefen über 60 Dresdner an, die Geruchs- und Geschmacksveränderungen meldeten, so auch Chlorgeruch. Die Drewag habe das sehr ernst genommen und die nötigen Prüfungen veranlasst. Doch alle Werte hätten die Normen der strengen Trinkwasserverordnung erfüllt.

Der 1. Schritt: Zusätzliches Wasser aus der Gottleuba-Talsperre

Der Wasserbedarf in Dresden steigt seit Jahren, besonders in der Industrie. Derzeit liegt er bei etwa 115 000 Kubikmetern täglich, das sind etwa 8 000 Kubikmeter mehr als üblich. „Aus reiner Vorsorge haben wir reagiert und die Wasserwerke Hosterwitz und Tolkewitz Ende vergangener Woche etwas runtergefahren“, nennt der Gruppenleiter den ersten Schritt. Längere Filterzeiten würden die Qualität verbessern. Seitdem fließt Trinkwasser aus den Wasserwerken Gottleuba, Rödern sowie aus dem benachbarten Netz der Wasserversorgung Weißeritzgruppe nach Dresden.

Der 2. Schritt: Coschütz wird eine Woche früher in Betrieb genommen

Die Bergleute am Stollen 3 hatten schnell gearbeitet. Deshalb war es der Drewag möglich, die Wiederinbetriebnahme des Wasserwerks Coschütz wegen der Anrufe um eine Woche vorzuziehen. Seit Dienstag werden die Stollen und Leitungen aus Richtung Klingenberg schrittweise wieder mit dem sehr weichen Talsperrenwasser befüllt und gespült. Das war bis zum Donnerstag abgeschlossen, erklärt Gebhard. Seit Freitagvormittag kann der in Betrieb befindliche große Coschützer Wasserspeicher stündlich mit rund 1 800 Kubikmetern befüllt werden, die ins Netz fließen.

Der zweite 5 000-Kubikmeter-Speicher wurde gereinigt. Mit der ersten Füllung, die ins Kanalnetz fließt, wird er gespült. Nach den Prüfungen erreicht Sachsens größtes Wasserwerk mit bis zu 3 500 Kubikmetern stündlich am Mittwoch die nötige Kapazität. Coschütz kann bis zu 120 000 Kubikmeter, Hosterwitz bis zu 84 000 und Tolkewitz bis zu 35 000 Kubikmeter täglich aufbereiten.

Die Vorsorge: Aktivkohle gegen Geruchs- und Geschmacksprobleme

Die Drewag will sämtliche Risiken für Geschmacksbelastungen durch organische Stoffe im Wasser ausschließen. Deshalb wird vorsorglich am Coschützer Zulauf Aktivkohlepulver zugesetzt, was sonst nur im Sommer geschieht.

Die Kontrollen: Täglich 40 Proben werden im Labor geprüft

Im Coschützer Labor werden täglich 40 Proben von den Abläufen der Wasserwerke und aus dem Netz analysiert. Geprüft wird die Qualität, unter anderem die Trübung, der pH-Wert und der Gehalt von freiem Chlor.