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Durch die Nacht mit dem Zeitungsausträger

Wie die SZ entsteht (Teil 6): Sie wollen wissen, wie die Zeitung die Briefkästen erreicht? Oft im Laufschritt. Ein Report.

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© Jens Trenkler

Von Susanne Sodan

Im Eiltempo durch Görlitz. Ein Packen Zeitungen auf dem Arm, in der Hand eine Liste, immer hinter Andreas Nerlich her. Er braucht die Liste nicht. Seit zehn Jahren trägt er in Görlitz Zeitungen aus. Er weiß genau, in welchen Briefkasten eine muss, in welchen nicht. Und das um 2.30 Uhr in der Nacht. Die Zeit, in der die Zeitungsausträger mit ihrer Arbeit beginnen.

Noch vor wenigen Stunden existierte diese Ausgabe nur auf Bildschirmen. Und vor wenigen Minuten ist ein Lkw auf das Gelände des Medienvertriebs in Görlitz gefahren. Darin liegen sie, dicke Zeitungspacken, verschnürt mit Plastikbändern. Rein mit den Zeitungen in die Autos der Zusteller. Auf der Rückbank türmen sich die Stapel. Eine lockere Botenfahrt wird das nicht. Überhaupt, das Auto ist nur Hilfsmittel, um ein bisschen schneller voranzukommen. Das meiste bleibt Fußarbeit – im Laufschritt, zumindest fast. „Mir macht das Spaß“, sagt Andreas Nerlich. „Gelaufen bin ich schon immer gerne. Man bleibt auf jeden Fall sportlich.“ Rund acht bis zehn Kilometer geht es durch die Innenstadt, vorbei an all den Gründerzeit-Häusern, und vor allem: hinein in all die Gründerzeit-Häuser.

Bei jedem Schritt klirrt ein riesiger Schlüsselbund, knapp hundert Schlüssel vielleicht. Gerade bei den Altbauten sind die Briefkästen oft im Hausflur. Und mit jeder Tür öffnet sich ein kleiner Blick in den Alltag der Bewohner: Kinderwagen im Hausflur, eine Kommode mit einem Deckchen, Deckenmalereien und Rundbögen, Zettel an der Wand: „Müll sorgfältiger entsorgen.“ Haustür auf, Licht an, das Klappern der Briefkastenschlitze, ein kurzer Blick, weiter. „In jedem Haus riecht es auch anders“, sagt Andreas Nerlich. Er kennt jedes einzelne Haus, kennt die Nummerierung, zum großen Teil auch die Namen der Bewohner. Wenn er den nächsten Packen Zeitungen für den nächsten Straßenzug holt, braucht er nicht auf die Liste zu schauen: Im Kopf geht er die Straße ab, macht imaginär an den Häusern halt und zählt. Für den Anfänger ist das anders, fast schon Akrobatik mit dem Zeitungsstapel auf dem Arm, der Liste in der Hand, dem Schlüsselbund am kleinen Finger. Die zweite Hand ist damit beschäftigt, die Zeitung zu falten und einzuwerfen.

Der DDV-Erlebnistag

Wie entsteht die Zeitung? Wie kommen Nachrichten auf das Newsportal? Welchen Weg legt Ihre Post zurück? Wir geben die Antworten beim Erlebnistag der DDV-Mediengruppe am 13. September von 10 bis 18 Uhr. Es werden unter anderem spannende Blicke hinter die Kulissen und ein Bühnenprogramm hinter dem Haus der Presse geboten.

Hier können Sie den DDV-Mitarbeitern über die Schulter schauen: Haus der Presse an der Ostra-Allee, Gelände von Druckerei und PostModern auf der Meinholdstraße, in der Dresden-Information am Neumarkt und auf dem Dresdner Messegelände.

www.ddv-mediengruppe.de/erlebnistag

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Die Stapel auf dem Rücksitz werden kleiner. Je heller der Tag, desto dunkler die Hände – Druckerschwärze. In ein paar Minuten werden die Ersten ihre Briefkästen öffnen, ihre Zeitung herausholen. Sie werden lesen, was die Kollegen noch vor wenigen Stunden geschrieben haben, noch vor Andreas Nerlich. Er schaut erst ins Blatt, wenn der Rücksitz leer ist.