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Die knappe Entscheidung für Rudolf Harbig und die Tradition

Fast 30.000 Dynamo-Fans beteiligten sich im Sommer an der Abstimmung für den neuen Stadion-Namen. Lange wurde die Entscheidung geheimgehalten.

Von Tino Meyer
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Drei Jahre lang hieß dar Spielort von Dynamo DDV-Stadion.
Drei Jahre lang hieß dar Spielort von Dynamo DDV-Stadion. © Sven Ellger

Die erste Überraschung des Abends gab es schon eine Viertelstunde vor dem Anpfiff des Zweitliga-Nachholespiels zwischen Dynamo Dresden und dem Hamburger SV am 18. September. Im Grunde genommen waren es zwei Überraschungen in einem: Nämlich dass der neue Name des DDV-Stadions überhaupt so lange geheim geblieben ist und dass sich die Mehrheit für „Rudolf-Harbig-Stadion“ entschieden hat – und damit gegen „Dynamo-Stadion“.

Um 18.15 Uhr ließen die Verantwortlichen von Konsum und Drewag, die Initiatoren der Abstimmung, den neuen, alten Schriftzug enthüllen und lösten damit großen Beifall aus. Vor allem die Fans im K-Block, wo die Ultras ihren Stammplatz haben, waren hörbar zufrieden. „Von der Idee, unsere Fans, die Dresdner, all unsere Anhänger über den Stadionnamen abstimmen zu lassen, war ich von Anfang an begeistert. Dieses Fan-Voting hat uns die Chance gegeben, unsere Tradition mit einem weiteren, sichtbaren Puzzlestück nach außen zu tragen“, sagte Dynamos Sportchef Ralf Minge. Präsident Andreas Ritter setzte noch einen drauf. „Das ist wieder so ein Moment, bei dem man sagen kann: Dresden ist anders. Man kann aber auch sagen: Wir schreiben ein Stück Geschichte“, meinte er.

Das Motto: „Hier ist Heimat“

Der Abstimmung ging der Kauf des Namensrechts durch das Dresdner Energieunternehmen Drewag sowie die Lebensmittelkette Konsum voraus, und zwar vorerst bis 2021. Die beiden Unternehmen lösten damit die DDV-Mediengruppe ab, haben dabei jedoch auf den Schriftzug an der Stadionfassade verzichtet und stattdessen über die Internetseite unser-stadionname.de zu einer Wahl aufgerufen. Das gemeinsame Motto: „Hier ist Heimat.“

Vom 23. bis zum 31. August, dem Vortag des ursprünglichen Hamburg-Heimspiel-Termins wurden genau 29 512 Stimmen abgegeben – notariell überwacht und beglaubigt von Professor Dr. Heribert Heckschen. Dabei entfielen 54,34 Prozent auf Rudolf-Harbig-Stadion, 45,66 Prozent auf Dynamo-Stadion.

Das Ergebnis ist insofern überraschend, dass der Begriff „Dynamo-Stadion“ von der Mehrzahl der Dresdner und auch von vielen Fans verwendet wird. Der traditionellere Name ist aber „Rudolf-Harbig-Stadion“. 1951 wurde die Spielstätte, die zunächst den Namen ihres Stifters Hermann Ilgen getragen hat, nach dem früheren Dresdner Weltklasseläufer benannt, der zwischen 1939 und 1941 allein sechs Weltrekorde aufstellte.

Zuletzt fast drei Jahre DDV-Stadion

1970 verschwindet – ohne offizielle Erklärung – der Name Rudolf Harbig jedoch und wird durch den Vorsatz Dynamo ersetzt. Grund ist, dass Harbig seine Erfolge in der NS-Zeit errang. 1990 wird diese Änderung rückgängig gemacht. „Zweieinhalb Jahre durften wir jetzt Namensgeber der emotionalsten Immobilie der Stadt sein. Nun haben sich die Fans für den neuen alten Namen entschieden – und wir machen gern vorzeitig Platz. Es freut mich, dass wir als Exklusivpartner auch in Zukunft aktiv an Dynamos Seite bleiben“, sagte Carsten Dietmann, Geschäftsführer der DDV Mediengruppe, die auch die Sächsische Zeitung herausgibt.