Leisnig. Am 1. April wurde im Hospiz am Leisniger Hasenberg der erste Gast aufgenommen. So bezeichnen Mitarbeiter und Helfer die Menschen, die sie während ihrer letzten Tage und Stunden begleiten. Für den Verein Lebenszeit als Gesellschafter des Betreiberunternehmens war jetzt Zeit für eine erste Bilanz. Diese übernahmen Geschäftsführer Eiko Weber und Sozialarbeiterin Susann Thoma.
Von 33 bis 89 Jahren
In der Kürze der Zeit habe das Team sehr viele bewegende Momente erlebt. Ein- und Auszug der Gäste gehe manchmal rasant schnell, sagte Weber. Er sprach von bisher 166 Anmeldungen für einen Hospizplatz. 85 konnten aufgenommen werden. Der jüngste Gast war 33 Jahre alt, der älteste 89. Die Verweildauer liege im Durchschnitt bei 23 Tagen. Für alle überraschend hat sich eine Frau soweit erholt, dass sie entlassen und zu ihrer Familie zurückkonnte. Die Zahl der Anmeldungen sagt dem Geschäftsführer zweierlei: „Sie zeugt vom Bedarf und vom Vertrauen der überweisenden Ärzte in unser Haus.“
Mobil mit eigenem Fahrzeug
Selbst nach der Fertigstellung hat sich in dem Neubau noch vieles als notwendig erwiesen. Es wurden Aufrichter an Betten nachgerüstet, Beistelltische, Rechentechnik, Fliegengitter und Gartenmöbel angeschafft. Der größte Kauf aus Spenden war im September ein Auto. Damit können die Gäste Ausflüge unternehmen, die Mitarbeiter zu Schulungen fahren und Einkäufe erledigt werden.
Unermüdlich Spenden sammeln
Insgesamt sind jeden Monat 5 400 Euro notwendig, um den für den Hospizbetrieb nötigen Eigenanteil zu erwirtschaften. Dafür nutzen die Vereinsmitglieder jede Möglichkeit, um Unterstützung zu werben. In einigen Monaten konnte der nötige Betrag erreicht werden, in einigen nicht.
Der erste Mann im Team
Mit zwölf Mitarbeitern hat der Hospizbetrieb im April begonnen. Derzeit gehören 13 Frauen und ein Mann zum Team. Der hat am 1. Dezember angefangen. 15,5 Pflegefachkräfte dürften eingesetzt werden. Laut dem Geschäftsführer sei es schwer, Fachkräfte zu finden. „An die in einem Hospiz werden noch zusätzliche Anforderungen gestellt“, sagte er. Hinzu komme: „Der- oder diejenige muss zu uns passen.“
Ein schönes Abschiedsritual
Den Alltag im Hospiz ist Susann Thoma zufolge abwechslungsreich. Geburts- und Hochzeitstage werden gefeiert, im Sommer im Garten gegrillt. Mit Angehörigen und Helfern kämen häufig große und schöne Runden zusammen. Als schönes und wichtiges Ritual werde inzwischen die Abschiednahme am Fluss der Erinnerung angenommen. Angehörige kommen dazu in den Garten und an den Bachlauf. „Auch für die Mitarbeiter und Helfer ist es wichtig, sich zu verabschieden, um loslassen zu können“, gab Susann Thoma die Erfahrungen wieder. Auf Wunsch der Ehrenamtlichen soll ein fester Termin gefunden werden, damit möglichst viele teilnehmen können.
>>> Lesen Sie auch: Leben mit dem Sterben / Kommentar: Zeit und Liebe schenken