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Ein Schandfleck verschwindet

Das Klein-Tirol in Schlottwitz wird abgerissen. Im Rathaus gibt es Ideen, was folgen könnte. Wünsche gibt es noch mehr.

Von Maik Brückner
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Aus der Vogelperspektive ist der Schaden am Hinterhaus von Klein-Tirol in Schlottwitz gut zu sehen. Ein Brand zerstörte den Anbau. Aber auch der Rest des Gebäudekomplexes ist in keinem guten Zustand. Deshalb wird er abgerissen.
Aus der Vogelperspektive ist der Schaden am Hinterhaus von Klein-Tirol in Schlottwitz gut zu sehen. Ein Brand zerstörte den Anbau. Aber auch der Rest des Gebäudekomplexes ist in keinem guten Zustand. Deshalb wird er abgerissen. © Egbert Kamprath

Seit über zwanzig Jahren steht die frühere Ausflugsgaststätte Klein-Tirol leer. Jetzt soll sie abgerissen werden. Darauf verständigte sich der Stadtrat mehrheitlich in der jüngsten Sitzung – es gab nur eine Enthaltung und eine Gegenstimme. Die Abgeordneten ermächtigten Bürgermeister Markus Dreßler (CDU), den wirtschaftlich günstigsten Anbieter damit zu beauftragen. Eigentlich war nach dem Abschluss des Bieterverfahrens klar, welche Firma das ist. Wie im Stadtrat bekannt wurde, gingen mehrere Angebote ein. Allerdings konnte die Stadt den Auftrag noch nicht auslösen, weil ein Mitbewerber mit der Entscheidung nicht einverstanden war. „Der drittplatzierte Bieter hat die geplante Vergabe an die Firma Bucher aus Burkhardtsdorf gerügt“, sagte Dreßler.

Die Stadt wandte sich deshalb an die Landesdirektion Sachsen, die die Entscheidung nun prüfen soll. Dreßler geht davon aus, dass bis zum Ende der Woche Klarheit herrscht. Auf SZ-Nachfrage bestätigte die Landesdirektion, dass der Vorgang geprüft werde, ohne Details zu nennen. Über das Ergebnis werde die Stadt Glashütte zuerst informiert, erklärt der stellvertretende Sprecher der Behörde, Ingolf Ulrich.

Sobald die Entscheidung klar ist, soll es schnell gehen. Die Stadt möchte mit dem Abriss keine Zeit verlieren, wenngleich dieser nach wie vor umstritten ist. Denn in Schlottwitz gibt es auch Bürger, die das Haus erhalten wollten und hofften, dass sich letztlich doch noch ein Investor dafür findet. Dazu gehört auch Stadtrat Franz Brand (CDU), der in der Vergangenheit angemahnt hatte, offensiv nach einem Investor zu suchen. „Ich bedauere, dass ein Stück Geschichte dem Erdboden gleichgemacht wird“, sagte er in der jüngsten Stadtratssitzung. Allerdings gibt es in Schlottwitz auch andere Meinungen. Demnach wären viele froh, wenn nach Jahren des Stillstandes endlich etwas passieren würde. So habe auch der Schlottwitzer Ortschaftsrat mit Mehrheit für den Abriss gestimmt, erklärte Dreßler in der Sitzung.

Bauland für die Uhrenindustrie

Nach dem Abriss bleibt die Fläche zunächst grün. Allerdings gibt es schon Ideen, diese später weiterzuentwickeln. „Unser Ziel ist, perspektivisch einen Bebauungsplan für den gesamten Bereich zu erstellen und dort voraussichtlich Bauland für gewerbliche Erweiterungen der Uhrenindustrie bereitzustellen“, sagte Dreßler. Dies bietet sich auch deshalb an, da die Stadt nicht nur Eigentümerin des Grundstücks von Klein-Tirol ist, sondern auch der beiden großen Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die eine befindet sich unterhalb des Bahnhaltepunktes, die andere auf der gegenüberlegenden Straßenseite. Der Abriss von Klein-Tirol wird auch in den anderen Ortsteilen mitverfolgt. Auch dort stehen noch Ruinen, die manch ein Ortsvorsteher lieber heute als morgen abgerissen sehen würde, wie eine SZ-Nachfrage ergab.

In Cunnersdorf gibt es gleich mehrere Gebäude, die das Ortsbild stören. Ortsvorsteher Karl-Heinz Funke (Wählervereinigung) hat berechtigte Hoffnung, dass sich zumindest bei einer Scheune in der Reinhardtsgrimmaer Straße bald ein Privater findet, der Ordnung schafft. Bei den zwei anderen Gebäuden – einer Scheune und einem früheren Gasthof – ist die Lage dagegen völlig offen. Gern würde er hier sehen, dass auch diese maroden Gebäude wegkommen. Allerdings sieht er die Besitzer in der Pflicht. „Es kann nicht sein, dass die Stadt viel Geld ausgibt, um eine Ruine zu kaufen, um sie abzureißen“, sagt er. Auch in Johnsbach steht ein Haus, dass keiner mehr braucht und viele stört: das frühere Handwerkerheim. „Dort soll der Eigentümer gewechselt haben“, sagt Ortsvorsteher Udo Herm (Wählervereinigung). Am Zustand des Gebäudes habe sich nichts geändert. Es ist weiter dem Verfall preisgegeben. Auch er fände es gut, wenn das Haus abgerissen würde. Falls der Eigentümer nicht das Geld hat, dann wäre es schön, wenn die Stadt sich darum kümmern würde. „Politisch ist das aber nur durchsetzbar, wenn der Besitzer es zu einem symbolischen Preis abgibt und die Stadt eine hohe Förderung bekommt“, sagt Herm.

Auf SZ-Nachfrage wollte sich Bürgermeister Dreßler noch nicht festlegen, welche Ruine als Nächstes im Auftrag der Stadt abgerissen werden soll. „Eins nach dem anderen“, sagt er in Anspielung auf die noch ausstehende Entscheidung zu Klein-Tirol.