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Ein Stück Industriegeschichte verschwindet

Die Elbgeländebahn war fast 80  Jahre für Heidenauer Betriebe ein wichtiges Tor. Nun wird das letzte Relikt abgerissen.

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© Rainer Schellig

Von Heike Sabel

Heidenau. Sie war für große Heidenauer Betriebe das Tor zur Welt: die Elbgeländebahn Mügeln – Heidenau. Am 14. März 1921, also vor fast 97 Jahren, war sie für den innerstädtischen Güterverkehr eröffnet worden. Am 5. November 2000 wurde die Güterabfertigungsstelle offiziell geschlossen. Der Rückbau der Strecke begann im März 2007. Nun wird die Brücke am Elbbahndamm als letztes Relikt abgerissen. „Und kaum einer merkt es“, sagt der Heidenauer Rainer Schellig.

Die Brücke stellte im Hochwasserfall ein Abflusshindernis dar, sagt die Deutsche Bahn. Außerdem tummelten sich an und auf der Brücke immer wieder Abenteurer, was nicht ungefährlich war. Und weil sie ohnehin nicht mehr gebraucht wird, verschwindet die Brücke nun bis Ende März. Zunächst wurde der Fachwerkträger ausgehoben, nun folgt der Abriss der alten Brückenwiderlager. Dann gibt es für Elb- und Müglitzwasser keine Hindernisse mehr, was die Deutsche Bahn als wirksame Hochwasserschutzmaßnahme betrachtet.

Viel von der Bahn und der Brücke bleibt nicht. Im Heidenauer Stadtarchiv ist gar nichts zu ihr bekannt. Lediglich in Band 2 des Buches „Eisenbahn in der Sächsischen Schweiz“ setzt ihr Johannes Raddatz ein Denkmal. Beim Bau spielte das Hochwasser schon einmal eine Rolle. So überflutete im Januar 1920 ein Elbehochwasser die Baustelle. Die Mitte November 1920 geplante Freigabe der 4,3 Kilometer langen Strecke verschob sich auf drei Abschnitte zwischen Januar und März 1921. Und auch das kommt einem heute bekannt vor: Die 1912/13 veranschlagten Baukosten wurden um 3,09 Millionen Mark überschritten.

Die Bahn verband Heidenauer Betriebe wie das Elbtalwerk, das Betonwerk, das Gaswerk und die Papierfabrik. Letzter Nutzer war Rainer Schelling zufolge die Sachsenmalz-Fabrik. Zum Schluss wurde nur noch ein Stück Anschlussbahn genutzt. „Nun verschwindet wieder ein Stück Heidenauer Industriegeschichte“, sagt Schellig – und hält die letzten Tage der Bahn für die Nachwelt im Foto fest.