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Eine Pagode im Weinberg?

Unterhalb des Schlosses wollen die Weingut-Besitzer einen Bau mit Weinkeller, Probierraum und Zimmern errichten. Umstritten ist jedoch die Gestaltung.

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© Visualisierung: Heinrich von Bünau Architekturbüro

Von Marcus Herrmann

Meißen. Die Idee lässt aufhorchen. In näherer Zukunft könnte oberhalb der Proschwitzer Weinhänge ein neuer, attraktiver Standort hinzukommen, der zu den historischen Gebäuden der Umgebung passt. Im Stadtrat stellte Georg Prinz zur Lippe seine Pläne für einen dreistöckigen Pagoden-Bau mit Weinkellerei, Veranstaltungsräumen, Gästezimmern und Probierräumen öffentlich vor. Dessen Gestaltung soll japanisch-chinesischer Prägung sein, mit vorragenden Gesimsen und Dachvorsprüngen – angelehnt an das Mansarddach des Schlosses.

Wo derzeit ein kleines Zelt für Veranstaltungen steht, könnte sich in einigen Jahren ein Neubau in der Umgebung einfügen.
Wo derzeit ein kleines Zelt für Veranstaltungen steht, könnte sich in einigen Jahren ein Neubau in der Umgebung einfügen. © Claudia Hübschmann
Geht es nach den Investoren, soll das Gebäude im Pagoden-Stil entwickelt werden. Darüber herrscht aber noch Uneinigkeit.
Geht es nach den Investoren, soll das Gebäude im Pagoden-Stil entwickelt werden. Darüber herrscht aber noch Uneinigkeit. © Visualisierung: Heinrich von Bünau Architekturbüro

Der mögliche Standort liegt am Ende der Proschwitzer Straße am Übergang zu den Katzenstufen, wo sich jetzt noch mehrere kleine Baugrundstücke befinden, welche die zur Lippes bereits erworben haben. Bevor Georg Prinz zur Lippe die Planungen weiter vorantreibt, wollte der die grundsätzliche Zustimmung des Stadtrates. Diese gab es letztlich auch, jedoch mit Einschränkungen. Was die Fraktionen zu dem Projekt sagen, fasst die SZ zusammen:

CDU: Lob für mutige Gestaltung. Fraktion sagt Unterstützung zu.

Von dem Vorhaben begeistert zeigt sich die CDU-Fraktion. So erinnerte Nico Riefling an die Städtepartnerschaft mit Arita, die 2019 seit 40 Jahren bestehen wird. Deshalb seien die japanischen Gestaltungselemente an den Dächern und Giebeln passend. Dass die Planer einen mutigen Weg gehen wollen, lobten Falk Werner Orgus und Uwe Reichel. „Meißen braucht in der Stadtentwicklung dringend Ideen, wo Moderne mit Historie verbunden wird. Dies ist ein Paradebeispiel dafür, für das es seitens der CDU-Fraktion jede Unterstützung gibt“, so Orgus. Und Uwe Reichelt ergänzte mit Blick auf den Tourismus: „Das Projekt wäre ein richtiges touristisches Highlight für Meißen. Mit genau diesem Baustil würde es international Beachtung finden.“

Unabhängige Liste (ULM)/FDP: Starke Zweifel am geplanten Baustil.

Architekt Holger Metzig (ULM) berichtete von einer ausführlichen Besprechung der Pläne innerhalb der Fraktion nach der ersten Vorstellung des Vorhabens im Bauausschuss. Man habe dabei fachkundige Beratung hinzugezogen und bei Architekten nachgefragt, wie sie das Gestaltungselement der Pagode innerhalb der Weinberglandschaft beurteilen. „Die Mehrheit der Gefragten als auch unsere Fraktion kann sich im Ergebnis eine Bebauung am Weinberg gut vorstellen. Aber der geplanten Gestaltung können wir nicht zustimmen, weil es keinen Bezug zur Meißner Architektur gibt.“ Der Bauherr möge deshalb den zu etablierenden Gestaltungsbeirat der Stadt und einen weiteren Architekten zurate ziehen. Martin Bahrmann bemerkte, dass die Genehmigung für ein solches Projekt abgesichert werden müsste. Laut Georg Prinz zur Lippe gebe es dazu positive Signale des Landkreises, der bereits in erste Planungsschritte, etwa beim Thema Umwelt- und Naturschutz, einbezogen sei.

Die Linke: Geniale Idee der Architekten mit spektakulärer Blickachse zur Burg.

Für die Fraktion äußerte sich unter anderem Andreas Graff, der die Idee des Pagoden-Baus im Weinberg als genial bezeichnete. „Ich kenne die Gegend und das Schloss, war dort zu jedem Dorffest. Ich stelle es mir sehr schön vor, wenn ich an den Blick von dem geplanten Gebäude Richtung Meißen denke.“ Das Haus würde sich nach seinem Dafürhalten sehr gut in der Gegend einfügen. „Das kann wirklich ein Gewinn für Meißen sein“, befand Graff.

SPD/Grüne/Freie Bürger: Positives Gefühl, Baupläne vielleicht zu gewagt.

Gefallen finden die Pläne bei Matthias Rost, der eine architektonische Aufgeschlossenheit befürwortet. Gerade vor dem Hintergrund der Städtepartnerschaft mit Arita könne er sich den Pagoden-Bau gut vorstellen. Kritischer äußerte sich Dorothee Finzel. Wie Holger Metzig riet sie dazu, zeitnahe den Gestaltungsbeirat einzubeziehen. Man müsse bei der sich anschließenden Planung weitere Sichtachsen mit einbeziehen und jeweils prüfen, ob ein dreistöckiger Pagodenbau gegebenenfalls zu massiv wirken könnte. „Ich kann mich noch nicht entscheiden, ob ich diese Variante gut finde oder nicht. Wir haben die Pläne jetzt das erste Mal öffentlich gesehen und ich denke, es ist legitim, dass man darüber noch mal nachdenken darf.“ Fraktionskollege Rolf Gätsch bezeichnete das Bauvorhaben ebenfalls als gewagt, sprach sich jedoch grundsätzlich dafür aus. Der Pagodenstil wäre ein „Hingucker“, über den über die Stadt hinaus gesprochen würde. Abschließend machte Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) klar, dass mit der ersten Willensbekundung noch längst nicht über einen Bauantrag oder die abschließende Gestaltung entschieden worden sei.