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Emotionale letzte Ratssitzung

Nach 12 Jahren im Amt räumt der Schleifer Bürgermeister Reinhard Bork das Feld. Es sei gerade günstig, wie er sagt.

Von Constanze Knappe
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In der für Reinhard Bork (vorn) letzten Gemeinderatssitzung am 7. Juli 2020 in Schleife: Die Gemeinderäte mit CDU-Mandat Daniel Struck, Mario Klar, Thomas Schwarz, Matthias Jainsch und Jörg Funda (v.li.) haben für den Bürgermeister eine schwergewicht
In der für Reinhard Bork (vorn) letzten Gemeinderatssitzung am 7. Juli 2020 in Schleife: Die Gemeinderäte mit CDU-Mandat Daniel Struck, Mario Klar, Thomas Schwarz, Matthias Jainsch und Jörg Funda (v.li.) haben für den Bürgermeister eine schwergewicht © Constanze Knappe

Am 1. November werden die Bürger der Gemeinde Schleife einen neuen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin wählen und eventuell am 15. November ein zweites Mal an die Wahlurnen gerufen. Das beschloss der Gemeinderat am Dienstag einstimmig. Der kurz und knapp abgehandelte Punkt der Tagesordnung ließ da noch nicht erkennen, dass es im Verlaufe des Abends ziemlich emotional zugehen würde. Es war zwar noch nicht seine letzte Amtshandlung als Gemeinde-Chef, so doch die letzte Gemeinderatssitzung für Bürgermeister Reinhard Bork (parteilos). Er geht in den Ruhestand. Auf Nachfrage von Tageblatt sagte er später, dass es wohl kaum einen besseren Zeitpunkt dafür gebe als jetzt – da das neue deutsch-sorbische Schulzentrum fertig und auch so manches Andere erledigt ist. „Und mit fast 70 ist es auch Zeit dazu“, fügte er lachend hinzu.

Seit 1990 in der Kommunalpolitik aktiv, war Reinhard Bork zuerst Gemeinderat, wurde 2008 zum Bürgermeister gewählt und 2015 in diesem Amt bestätigt. Er bedankte sich bei den Bürgern für das langjährige Vertrauen. In den 12 Jahren seiner Amtszeit hat die Gemeinde Schleife „Vieles bewirkt, um die Infrastruktur auszubauen und die Lebensverhältnisse ihrer Bürger zu verbessern“. Als Beispiele benannte er den Bau des Abwasser- und des Erdgasnetzes, die Ansiedlung eines weiteren Verbrauchermarkts, die Sicherung der Trinkwasserversorgung, die Ausstattung der Feuerwehren und die Schaffung der Erholungsmöglichkeiten am Halbendorfer See. Er habe mit seiner Arbeit dazu beigetragen.

Reinhard Bork dankte ebenso der Verwaltung für die intensive Begleitung all dieser Projekte. Und die wiederum revanchierte sich bei ihrem Chef. „Ohne großes Brimborium“, wie es Bauamtsleiter Steffen Seidlich sagte. Stattdessen waren in einem Zusammenschnitt der Agentur Filmart aus Potsdam Bilder von Höhepunkten im Gemeindeleben zu sehen: von der Erweiterung des Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr in Mulkwitz 2010 und dem internationalen Dudelsackfestival im gleichen Jahr, dem Spatenstich für die Sozialstation im April 2011 in Schleife, über die Einweihung der Mehrzweckhalle in Rohne 2011 und das 550-jährige Bestehen des Ortsteils 2014 bis zur Grundsteinlegung 2017 für den Schulkomplex in Schleife, der im Februar dieses Jahres bezogen wurde. „Die Verwaltung wird noch geraume Zeit mit der Abrechnung befasst sein, währenddessen hat der Landesrechnungshof aber schon mit der Prüfung begonnen“, informierte Bauamtsleiter Steffen Seidlich. Für den Bürgermeister ist der Zeitpunkt dennoch günstig, das kommunalpolitische Feld zu räumen und stattdessen künftig nur noch „lokal tätig“ zu sein, wie er sagte.
Der Videoschnitt endete mit den Worten Reinhard Borks: „Wir sind nicht nur für unser Tun verantwortlich, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

Bürgermeister Reinhard Bork (Mi.) und Landrat Bernd Lange am 29. April 2011 beim symbolischen Bandzerschnitt für den Kindergarten Pfiffikus in Schleife.
Bürgermeister Reinhard Bork (Mi.) und Landrat Bernd Lange am 29. April 2011 beim symbolischen Bandzerschnitt für den Kindergarten Pfiffikus in Schleife. © Sabine Larbig

Blick für die Menschen bewahren

In diesem Sinne wandte er sich an den Gemeinderat, der nach seinen Worten nicht das geeignete Gremium zur persönlichen Profilierung sei. „Im Gemeinderat muss es um die Sache gehen. Bitte bewahrt euch einen Blick für die Dinge – und für die Menschen“, legte er den Räten ans Herz. Seinem Nachfolger oder einer Nachfolgerin wünschte er ein glückliches Händchen bei den kommenden Aufgaben, die nicht weniger anspruchsvoll sein werden.

Für die Abschiedsrede gab es Beifall von Bürgern. Und als dann noch die CDU-Fraktion mit einer Überraschung in Gestalt einer nicht gerade kleinen Linde aufwartete, war das für Reinhard Bork ein ziemlich bewegender Augenblick. Ebenso wie die Worte von Umsiedlungsmanager Thomas Penk der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag), der sich zusammen mit seinem Kollegen Martin Klausch, für die über die Jahre mitunter recht harte, aber immer vertrauensvolle und engagierte Zusammenarbeit bedankte.
Die Tagesordnung dieser für Reinhard Bork letzten Sitzung des Gemeinderats hatte es dennoch in sich: mit dem mit einer Enthaltung gefassten Grundsatzbeschluss zum Neubau der Kindertagesstätte Milenka in Rohne sowie dem Beschluss darüber, dass der Teil II des Schleife-Vertrags von 2008 mit den Kernpunkten Dorfentwicklung, kommunale Regelungen und kommunales Handlungskonzept erfüllt ist. Zwei Räte sehen Letzteres allerdings anders und stimmten dagegen. Beides sind Themen, die das Tun des Schleifer Bürgermeisters über lange Zeit bestimmten.

Die Amtszeit von Reinhard Bork endet am 31. Juli. Bis dahin hat der Noch-Bürgermeister einen vollen Terminkalender. Und nebenbei, so gestand er am Dienstag, werde er in den nächsten Tagen schon damit anfangen, Unterlagen zu sortieren.
Bis zum Dienstantritt eines neugewählten Bürgermeisters bzw. einer Gemeinde-Chefin wird Jörg Funda die Geschäfte der Gemeinde führen. Der CDU-Gemeinderat und bisherige stellvertretende Bürgermeister wurde einstimmig zum Amtsverweser bestellt, wie es im Fachjargon heißt. Weil er in dieser Funktion anstelle von Reinhard Bork die Gemeinde Schleife in verschiedenen Gremien zu vertreten hat, macht sich statt der ursprünglich angekündigten Sommerpause nun doch eine Gemeinderatssitzung Anfang August notwendig.

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