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Es wuchert an den Straßen

Eine Radebeulerin beschwert sich über das Unkraut. Eine bestimmte Stelle hält sie sogar für gefährlich.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Mit dem Fotoapparat hat sich C. Tatti auf den Weg gemacht. Die Radebeulerin, die ihren kompletten Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, fotografiert Ecken in der Stadt, an denen das Unkraut wuchert. Und davon gibt es viele, wie ihre zahlreichen Fotos belegen. „Es ist schlimm, wie verwahrlost Radebeul heute ist“, schreibt Tatti an die SZ. So hätte es früher in der Stadt nicht ausgesehen.

Die leeren Baumscheiben am Körnerweg sind zum Teil verwahrlost.
Die leeren Baumscheiben am Körnerweg sind zum Teil verwahrlost. © C. Tatti
Eigentlich müssen die Anlieger den Wildwuchs beseitigen.
Eigentlich müssen die Anlieger den Wildwuchs beseitigen. © Arvid Müller
Auf der Borstraße wächst ein kleiner Baum neben einem Stromkasten.
Auf der Borstraße wächst ein kleiner Baum neben einem Stromkasten. © C. Tatti
Auch an der Richard-Wagner-Straße sprießt das Unkraut.
Auch an der Richard-Wagner-Straße sprießt das Unkraut. © C. Tatti

Eine Stelle, die sie mit der Kamera festgehalten hat, ist an der Meißner Straße Ecke Richard-Wagner-Straße in Radebeul-Mitte. Dort ranken sich die Kanadische Goldrute und andere wilde Pflanzen schon am Schild empor, das die touristischen Ziele der Stadt ausweist. Gegenüber auf der anderen Straßenseite an der Einmündung zum Körnerweg sieht es nicht besser aus. Löwenzahn, Breitwegerich und eine Pflanze, die an eine Distel erinnert, wachsen dort wild durcheinander. Das nächste Foto zeigt eine Mauer in der Borstraße, vor der das Unkraut weit auf den Gehweg wuchert.

„Es war nur ein kleines Stück, was ich abgelaufen bin“, sagt die Bürgerin. „Sicherlich könnte man Hunderte von Fotos machen, liefe man durch ganz Radebeul.“ Was sie besonders ärgert: Die Ignoranz der Verantwortlichen, wie sie es nennt. „Weder die privaten noch die städtischen Anwohner sehen sich in der Pflicht, ihre Fußwege in Ordnung zu bringen.“ Auch im Rathaus habe sie das Problem schon mehrfach angesprochen.

Von dort kommt die Information, dass die Anlieger für das Sauberhalten der Gehweg zuständig sind, was auch das Entfernen von Unkraut beinhaltet. Stadtsprecherin Ute Leder erklärt, dass die Grundstückseigentümer die Wege vor ihren Häusern sauber halten müssen. Handelt es sich um städtische Grundstücke, sei natürlich die Stadt zuständig. An der Meißner Straße gebe es eine Ausnahme. Dort sind die Anlieger zwar für die Reinigung der Gehwege verantwortlich. Das Schnittgerinne müssen die Grundstücksbesitzer an Radebeuls größter Hauptstraße aber nicht reinigen.

Nachgefragt, ob die Stadt auch Anlieger anspricht, die ihrer Pflicht nicht nachkommen, heißt die klare Antwort: ja. „Das Rechts- und Ordnungsamt fordert selbstverständlich auch auf, wenn Verstöße bekannt werden“, sagt Leder. „Dies jedoch im Rahmen der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter“, fügt sie hinzu. In der Regel hätten die Anwohner nach solch einer Aufforderung dann 14 Tage Zeit, den Gehweg in Ordnung zu bringen. Geht eine Gefahr von der Stelle aus, muss der Missstand umgehend beseitigt werden.

C. Tatti findet, dass die Stadt noch nicht genügend unternimmt. „Ich war in einigen Städten unseres Landes zu Gast, aber so etwas habe ich nirgends gesehen“, sagt sie und kommt noch auf eine weitere Stelle zu sprechen, die sie ebenfalls mit Bildern dokumentiert hat. Dort gebe es Unfallschwerpunkte auf den Gehwegen, findet die Radebeulerin. Gemeint ist der untere Teil des Körnerwegs. Vor längerer Zeit standen dort Bäume an der Straße, die jedoch wieder gefällt wurden. Zurück blieben die Baumscheiben, also die rechteckigen Vertiefungen, in denen die Bäume wuchsen. Manche Anwohner kümmern sich darum, andere nicht, sagt C. Tatti. Die Radebeulerin findet die Löcher neben dem Gehweg gefährlich, vor allem in der Nacht. „Die Stadt hätte längst die Baumscheiben entfernen oder zumindest verfüllen müssen.“

Heike Funke vom Stadtgrün erklärt auf SZ-Nachfrage, dass grundsätzlich die Anlieger auch für Baumscheiben zuständig sind. Nur wenn die Vertiefungen mit Bodendeckern bepflanzt sind, übernehme die Stadt die Pflege. Oder, wenn der Aufwand für die Anlieger unzumutbar ist. „Die Grenze ist fließend und es wird von Fall zu Fall geregelt“, so Funke. Immer öfter würden Anlieger die Baumscheiben vor ihren Häusern selbst bepflanzen. Für den Körnerweg hat sie gute Nachrichten. „Wir werden die Baumscheiben reinigen und mit Wegedecke auffüllen. Danach kann die Pflege von den Anliegern so übernommen werden, als wäre es Gehweg.“