Merken

Familie verkauft Legal Highs

Eine Familie aus Reinsdorf bei Zwickau hat mit Legal Highs gehandelt. Es gab schon mehrere Urteile - jetzt auch gegen den 64 Jahre alten Vater.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Zwickau. Jahrelang machte eine Familie in Sachsen mit dem Vertrieb von sogenannten Legal Highs ein gutes Geschäft. Inzwischen gelten die Substanzen als illegale Drogen. Nachdem bereits die Ehefrau, deren Kinder und ein Komplize verurteilt worden, soll nun auch der Vater ins Gefängnis. Zwei Jahre und neun Monate Haft wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln lautete das Urteil des Landgerichts Zwickau am Donnerstag.

Der 64-Jährige hat demnach gemeinsam mit seiner Ehefrau, deren beiden Kindern und einem Komplizen jahrelang gewerbsmäßig mit sogenannten Legal Highs gehandelt. Diese Substanzen werden als vermeintlich harmlose Kräutermischungen angeboten. Lange Zeit fielen diese Rauschmittel hierzulande in eine gesetzliche Grauzone, seit 2012 unterliegen sie aber großteils dem Betäubungsmittelgesetz.

Der Vater habe in dem Firmengeflecht eine herausragende Stellung gehabt, sagte der Richter zur Begründung. Das Unternehmen habe zwar vor der Gesetzesänderung noch legal gehandelt und alle Umsätze auch ordnungsgemäß versteuert. Doch spätestens nach einem ersten Ermittlungsverfahren im Jahr 2010 hätte es das Ehepaar besser wissen müssen. Stattdessen gründeten sie jedoch mehrere Handelsgesellschaften mit Sitz im Ausland. „Dabei haben Sie die Strafbarkeit zumindest billigend in Kauf genommen“, so der Richter.

Der Angeklagte hatte sich ebenso wie die übrige Familie darauf berufen, sich der Illegalität der Geschäfte nicht bewusst gewesen zu sein. Die Verteidigung hatte daher einen Freispruch gefordert. Gegen die anderen Beschuldigten wurden in abgetrennten Verfahren bereits Bewährungsstrafen zwischen 18 und 21 Monaten verhängt.

Nach Ansicht des Gerichts machte die Familie aus Reinsdorf bei Zwickau im Quartal mindestens 100 000 Euro Umsatz. Zusammen sollen sie daher rund 120 000 Euro an die Staatskasse zurückzahlen, die sie mit dem Drogenhandel illegal verdient hatten. Zudem wird dem Mann rund ein halbes Jahr Auslieferungshaft in Portugal angerechnet, wo das Paar zwischenzeitlich lebte. Damit gelten drei Monate Haft als bereits verbüßt.

Seit 2009 soll die Familie laut Anklage deutschlandweit bis zu 2000 Kunden über das Internet beliefert haben. Das Ganze flog nach Testkäufen von Ermittlern und einer Razzia im Sommer 2014 auf. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung prüft nach eigener Aussage die Möglichkeit einer Revision. (dpa)