Carsten Collini spielt täglich zwei bis drei Runden „Siedler von Catan“, nebenher ist er im Schachverein und spielt Skat im Ligabetrieb. „Ich bin eben ein Spielekind, schon immer gewesen“, so der Rechtsanwalt. Zeit für andere Hobbys bleibt kaum. Warum auch? Brettspiele seien vielfältig genug und schon lange mehr als eine Leidenschaft: Collini ist Sachsens erfolgreichster Catan-Spieler und vierfacher sächsischer Meister.
Tatsächlich gibt es zu vielen Brettspielen offizielle Meisterschaften,
doch nirgends ist der Andrang so groß wie beim Klassiker „Siedler von
Catan“. Jedes Jahr spielen 50 bis 60 Teilnehmer um einen Platz bei der
deutschen Meisterschaft: eine bunte Mischung aus unterschiedlich
verbissenen Teilnehmern zwischen zehn und 70 Jahren. „Die meisten
Mitspieler machen aus der Freude am Spiel mit und quatschen nebenher
ausgelassen. Für sie steht der Gesellschaftsfaktor im Mittelpunkt“,
berichtet Veranstalter Marcus Bautze vom Sächsischen Spielezentrum
‚Ludothek‘. „Daneben sitzen Teilnehmer, die relativ verbissen spielen,
die Partien von Anfang bis Ende durchrechnen und sauer sind, wenn sie
verlieren.“
Zu dieser Gruppe zählt sich auch Collini, der weniger wegen des Spieles, sondern wegen des sportlichen Ehrgeizes mitmacht. Seine Verbissenheit steht ihm manchmal sogar im Weg: „Um zu gewinnen, sollte man locker sein. Wenn ich mit meinen Mitspielern um Rohstoffe handele, muss ich freundlich wirken und nicht wie ein Stinkstiefel am Tisch sitzen.“
Am Ende seien es die ehrgeizigen Spieler, die sich bei einem Turnier als
Erstes ärgern. „Weil das Spiel glücksabhängig ist, muss man
akzeptieren, auch gegen vermeintlich unerfahrene Gegner zu verlieren.“
Trotzdem sind Catan-Turniere keine willkürliche Veranstaltung, auf lange
Sicht machen Erfahrung und Können den Unterschied: „Carsten Collini
gewinnt fast jedes Jahr: Das kann nicht nur Glück sein“, unterstreicht
Bautze.
Getreide ist Trumpf
Wer weiß, worauf man achten muss, kann sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen: „Alles steht und fällt mit der richtigen Positionierung am Anfang“, erklärt der Catan-Meister. Am besten sollte man sich auf Feldern mit den am wahrscheinlichsten zu erwartenden Werten verteilen - also sechs oder acht. „Außerdem ist es wichtig, seine Siedlung an ein gutes Getreidefeld zu bauen und sich den Spezialhafen zu sichern, von dem es die meisten Rohstoffe im Spiel gibt.“
Ein weiterer wichtiger Punkt, der oft unterschätzt würde, sei das
Handeln: „Es geht darum, einen Tausch abzuschließen, der dem Gegner
möglichst keinen zu großen Vorteil bringt, einem selbst aber nutzt“,
sagt Collini. „Wer ein, zwei Züge im Voraus plant, kann sich einen
großen Vorteil verschaffen: Was könnte gewürfelt werden, was könnte mein
Gegner für eine Karte spielen? Und dann ist es natürlich nicht
verkehrt, die Züge und Rohstoffe der Gegner im Blick zu behalten und in
seine Pläne einfließen zu lassen. Wenn ich weiß, in wer in welche
Richtung bauen möchte, kann ich das Vorhaben durchkreuzen, indem ich
meinen Mitspielern zuvorkomme.“
Letztlich ist der Strategie-Faktor aber kein Kriterium für einen Brettspiel-Wettbewerb: „Auch reine Glücksspiele wie das Würfelspiel ‚Heckmeck am Bratwurmeck‘ machen im Turniermodus großen Spaß. Da kommt dann am Ende eben der weiter, der am meisten Glück hat“, sagt Bautze.