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Verrückt nach Pferden

Reiten hat viele positive Effekte für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Von Birgit Hilbig
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Richard ist praktisch im Pferdestall aufgewachsen.
Richard ist praktisch im Pferdestall aufgewachsen. © Foto: Brit Placzek

Brit Placzek wünschte sich schon mit vier Jahren ein Pony – so dringend, dass sie auf jedem Mäuerchen „ritt“ und ihr Fahrrad in der Fantasie zum Pferd werden ließ. Später putzte und striegelte sie monatelang Pferde in einer Betriebssportgemeinschaft, ehe sie endlich zum ersten Mal in den Sattel durfte. Und ihre Liebe zu den eleganten Vierbeinern hält bis heute: Die Mittfünfzigerin, die viele junge Leute das Reiten lehrte, hat ein eigenes Pferd, arbeitet im Vereinsvorstand mit und schreibt Artikel für eine Fachzeitschrift.
Deshalb kann kaum jemand so gut wie sie verstehen, welche Faszination Pferde auf Kinder und Jugendliche ausüben. Die Tiere gelten als besonders ästhetisch in Körperbau und Bewegung, sie sind stark, schnell, ausdauernd, wild und gleichzeitig friedfertig. Und bei guter Behandlung werden sie zum besten Freund und gehen mit ihrem Reiter durch dick und dünn.
Dafür, dass sich viel mehr Mädchen als Jungen fürs Reiten begeistern, gibt es mehrere Erklärungsansätze. Eine große Rolle spielt aber sicher der enge Kontakt zu einem Lebewesen, mit dem man nicht nur Sport treibt, sondern das man umsorgen und pflegen, streicheln und liebkosen kann.

Feste Aufgaben

Eng damit verbunden ist einer der wichtigsten positiven Effekte des Reitens für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen: die Stärkung des Verantwortungsgefühls. „Wer ein Pferd betreut, hat eine ganze Palette an Aufgaben“, sagt Brit Placzek. „Und er muss sie täglich erledigen – egal, ob es kalt und nass ist oder schönstes Sommerwetter zum Baden einlädt.“ Eine Studie im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ergab zudem, dass Reiten ein gesundes Selbstbewusstsein vermittelt, dass es junge Leute durchsetzungsstärker, zielstrebiger, begeisterungsfähiger, belastbarer und strukturierter macht.
Das Einfühlungsvermögen, das Reiter fürs Pferd benötigen, komme ihnen auch im Umgang mit anderen Menschen zugute. Und nicht zuletzt verbessert das Reiten Haltung, Koordination und Gleichgewicht, fördert den Spaß an der Bewegung und die Liebe zur Natur.
Den Einstieg in den Reitsport findet der Nachwuchs heute meist über Reitschulen. Zwar können Kinder schon früher an den Umgang mit Ponys gewöhnt werden, aber gezielten Unterricht empfehlen Experten erst ab dem Grundschulalter. „Wer noch nicht genau weiß, ob ihm das Hobby überhaupt liegt, kann das in Reiterferien herausfinden“, rät Brit Placzek. Auch das Voltigieren sei eine beliebte Form der Annäherung an den Reitsport – und noch dazu teamorientierter und kostengünstiger als das klassische Reiten. Für Letzteres, so der Fachverband, liege das beste motorische Lernalter zwischen zehn und 13 Jahren.

Genau hinschauen

„Gute Reitlehrer und passende Lehrpferde oder -ponys sind die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einer Schule“, heißt es bei der FN weiter. Eltern sollten unter anderem darauf achten, dass der Lehrer eine anerkannte Qualifikation und Erfahrungen im Unterrichten von Kindern besitzt. Die Beurteilung der Tiere sei für Laien schon schwieriger: Es lohne sich aber zu beobachten, wie sie sich anderen kleinen Reitern gegenüber verhalten.
„Zudem haben Reitschulen und Reiterhöfe ganz unterschiedliche Konzepte“, ergänzt Brit Placzek. „Wenn ein Kind nur das fertig gesattelte Pferd besteigt und nach dem Unterricht sofort wieder abgeholt wird, können sich Bindung und Verantwortungsgefühl kaum entfalten.“ Ebenso wie die Gepflogenheiten variieren die Preise für eine Reitstunde, die in der Gruppe bei etwa zehn Euro beginnen.
Wichtigster Ausrüstungsgegenstand ist der Reithelm, der im Ernstfall einen Huftritt aushalten muss und ab etwa 30 bis 40 Euro zu haben ist. Spezielle Stiefel, so die Fachleute, sind für den Anfang nicht nötig – es genügen knöchelhohe Schuhe mit kleinem Absatz und Gamaschen. Die Hose sollte fest sitzen, eng anliegen und keine Nähte mit Scheuerpotenzial haben. Empfohlen werden auch Handschuhe aus rutschfestem Material.