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Studie: Mehr Kinder haben psychosomatische Beschwerden

Finanzielle und zeitliche Belastungen setzen Familien stark zu. Die Sorgen übertragen sich auf die Kinder, zeigt die aktuelle Familienstudie der AOK.

Von Susanne Plecher
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Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit ihrer Familie verbringen, kommen besser im Leben klar.
Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit ihrer Familie verbringen, kommen besser im Leben klar. © dpa

Familien, wie geht es euch? Das fragte die AOK von August bis Oktober 8.500 Mütter und Väter in Deutschland. Die ernüchternden Antworten darauf sind am Dienstag in Berlin vorgestellt worden.

Demnach schätzen in Sachsen nur noch 67 Prozent der Eltern ihren Gesundheitszustand selbst als „gut“ oder „sehr gut“ ein, heißt es in der repräsentativen Expertise. Zum Vergleich: 2018, als die AOK ihre letzte große Familienstudie veröffentlicht hatte, waren es noch 75 Prozent.

Größere psychische und finanzielle Belastungen

Seither seien vor allem die finanziellen und die psychischen Belastungsfaktoren gestiegen, sagte Carola Reiman, AOK-Chefin von Deutschland. So gab mehr als ein Drittel der Befragten an, unter psychischer (32 Prozent) und finanzieller (40 Prozent) Belastung zu leiden. Vor vier Jahren waren es in beiden Kategorien noch 27 Prozent. Zeitdruck setzt mit 47 Prozent fast der Hälfte der Eltern zu.

„Zu alldem, was Eltern bei den beruflichen Aufgaben und der Organisation des Familienalltags sowieso schon zu bewältigen haben, hat die Corona-Pandemie Familien besonders herausgefordert“, heißt es in der Studie.

Hinzu kämen hohe Verunsicherungen durch die Klimakrise, den Ukrainekrieg sowie finanzielle Belastungen durch Inflation und Energiekrise.

Mehr Kinder leiden unter psychosomatischen Beschwerden

Den Gesundheitszustand ihrer Kinder schätzten die meisten Eltern als genauso gut ein wie vor vier Jahren. 94 Prozent der Kinder geht es demnach gut oder sehr gut. Allerdings haben psychosomatische Beschwerden zugenommen. 2022 leiden Kinder viel häufiger unter Einschlafproblemen, Benommenheit, Kopf- und Bauchschmerzen.

Die Sorgen der Eltern wirkten sich auch auf ihre Gesundheit und die der Kinder aus, schlussfolgern die Studienautoren.

Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit ihrer Familie verbringen, feste Regeln und Struktur vorfinden, kommen besser im Leben klar und sind psychisch stabiler. Allerdings haben diese Faktoren, die die geistige Gesundheit der Kinder schützen, abgenommen, sagt Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

Familien verbringen weniger Zeit miteinander

So widmeten statt 91 Prozent im Jahr 2018 nun 81 Prozent der Eltern ihren Kindern regelmäßig Aufmerksamkeit und gemeinsame Zeit. Das zeigt sich in täglichen Ritualen. Nun nehmen noch 80 statt 88 Prozent der Familien die Mahlzeiten zusammen ein.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei festen Regeln, die in den Familien vereinbart werden, der Bildschirmzeit zum Beispiel. Vor vier Jahren haben 87 Prozent der Mütter und Väter begrenzt, wie lange sich ihr Kind mit Handy, Tablet oder Fernseher beschäftigen darf. Jetzt sind es noch 78 Prozent.

Große Unsicherheit bei klimafreundlichen Lebensmitteln

Nach AOK-Darstellung fehlt vielen Familien auch das Wissen über eine umwelt- und klimafreundliche Ernährung. 38 Prozent der sächsischen Familien glauben sogar, dass diese nicht gesund sei. Das Wissensdefizit spiegele sich auch im Bedürfnis nach Hilfestellungen wider: 79 Prozent der Befragten wünschten sich klare Vorgaben der Bundesregierung an die Lebensmittelindustrie, um die Auswahl der Lebensmittel nach Umwelt- und Gesundheitsaspekten zu erleichtern.

„Die Familienstudie zeigt, dass unsere aktuelle Ernährungsweise unserer Gesundheit und dem Klima schadet“, so AOK-Plus-Chef Rainer Striebel. Fast 15 Prozent aller menschlichen Treibhausgasemissionen sei auf die Herstellung tierischer Produkte zurückzuführen.

Der hohe Anteil an stark verarbeiteten Produkten, Zucker und rotem sowie verarbeitetem Fleisch in der Ernährung sei zudem mitverantwortlich dafür, dass immer mehr Menschen am Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen leiden. Eine stärker pflanzenbasierte Ernährung mit mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen sei hingegen der Weg zu mehr Gesundheit in den Familien. (mit dpa)