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Streaming-Serie "Sam - Ein Sachse" gewinnt Grimme-Preis

Der Grimme-Preis ist Deutschlands wichtigste Auszeichnung für Qualitätsfernsehen. Diesmal kürt das Grimme-Institut einen Streaming-Anbieter - für eine Serie, die in Sachsen spielt.

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Er ist der echte "Sam": Samuel Meffire, der einst vom Vorzeigepolizisten in Sachsen zum Kriminellen wurde.
Er ist der echte "Sam": Samuel Meffire, der einst vom Vorzeigepolizisten in Sachsen zum Kriminellen wurde. © SZ/Veit Hengst

Marl. Der Streaming-Anbieter Disney+ hat für die Serie "Sam - Ein Sachse" einen Grimme-Preis gewonnen. Sie basiert auf der wahren Geschichte des afrodeutschen Samuel "Sam" Meffire, der in den 90er Jahren vom Vorzeigepolizisten in Sachsen zum Kriminellen wurde. Das Grimme-Institut in Marl kürte die Streaming-Serie am Donnerstag zu einem der Gewinner im Wettbewerb Fiktion.

In dieser Kategorie wurde auch die WDR-Produktion "Nichts, was uns passiert" ausgezeichnet, die sich um einen Vergewaltigungsvorwurf im Universitätsmilieu dreht. Im Wettbewerb Unterhaltung gewann Sarah Bosettis Show "Bosetti Late Night (ZDF/3sat)". Die Privatsender gingen dieses Mal völlig leer aus. Das hat es in den vergangenen 20 Jahren nur in den Jahrgängen 2011 und 2015 gegeben.

Die turbulente Biografie von Sam Meffire bietet schon ohne Zutaten den Stoff für ganz großes Drama. 1970 im sächsischen Zwenkau geboren als Sohn eines kamerunischen Vaters und einer deutschen Mutter, schlug er sich mit Jobs durch und leistete seinen Wehrdienst bei der Kasernierten Volkspolizei. Dann studierte er Kriminalistik, wurde Beamter im Sächsischen Staatsschutz und Dresdner. 1992 stand Sam Meffire Modell für eine Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit und war bald ein Medienstar.

Doch 1994 kam der Bruch: Der erst 24-Jährige bekam zu viel Höhe, stiegt bei der Polizei aus und gründete seinen eigenen privaten Sicherheitsdienst "Omega", bei dem allmählich die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verschwammen und er sich in die Kriminalität halb freiwillig begab, halb gezogen wurde. Bis hin zum bewaffneten Raubüberfall. Er musste fliehen, nach Paris, bis in den Kongo, wurde schließlich verhaftet und verurteilt und kam für fast sieben Jahre ins Gefängnis.

Mit dieser Kampagne wurde der Polizist Samuel Meffire bundesweit bekannt und zum Medienstar.
Mit dieser Kampagne wurde der Polizist Samuel Meffire bundesweit bekannt und zum Medienstar. © Sächsische Zeitung/Herausgeber

Nach der Haftentlassung hat sich am Meffire mühsam aufgerappelt und wieder gefangen. Er lebt heute im Rheinland, ist verheiratet und schreibt Bücher. Natürlich Kriminalgeschichten.

Der Grimme-Preis wird in vier Kategorien vergeben. Des Weiteren gibt es drei Sonderpreise. Insgesamt werden 17 Produktionen und Leistungen ausgezeichnet - 64 davon waren nominiert worden. Die Preisverleihung findet am 26. April in Marl statt.

Die Grimme-Preise sind nicht mit Geld verbunden, gelten unter Fernsehleuten aber als hochrenommiert. Sie sollen Fernsehsendungen und -leistungen auszeichnen, "die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind", wie es heißt. Die Auszeichnung wird seit 1964 jährlich verliehen. Preisstifter ist der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV). (dpa/SZ/or)