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So war Charly Hübners letzter "Polizeiruf"

Charly Hübner aus Meckpomm verlässt den "Polizeiruf" aus Rostock mit einem starken Abgang für "seinen" Grenzgänger-Kommissar Bukow.

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Verliebt: Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Sascha Bukow (Charly Hübner).
Verliebt: Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Sascha Bukow (Charly Hübner). © NDR

Von Rainer Kasselt

Es ist die schönste Szene in diesem knallharten Thriller. Kommissarin Katrin König, zerrissen und leidenschaftlich verkörpert von Anneke Kim Sarnau, schiebt alle Zweifel beiseite und fällt vor ihrem Kollegen Sascha Bukow auf die Knie: „Kannst du dir vorstellen, mich zu heiraten?“ Sie weiß, dass sie nie wieder „einem so tollen Typen“ begegnen wird. Es braucht Sekunden, ehe er ihre Worte fassen kann. Sein Gesicht wird weich, leuchtet geradezu. „Es ist das Größte und Schönste, was ich mir vorstellen kann“, sagt er.

Doch auf den kurzen Moment des Glücks folgt ein kaltes Bad der Ernüchterung. Wie das Leben im Krimi so spielt. Die Freunde des Rostocker Polizeirufs 110 waren vorgewarnt. Lange vor Ausstrahlung der 24. Folge hatte die ideale Bukow-Besetzung Charly Hübner erklärt, dass dies sein letzter Fall werden wird. Irgendwann habe die Figur angefangen, seine gesamte Arbeit zu dominieren, sagte er. Der wandlungsfähige Urkomödiant möchte für unterschiedliche Angebote offenbleiben, so gern er den Kommissar als hemdsärmeliges Raubein gespielt hat.

Einmal einsamer Wolf, immer einsamer Wolf

Die Frage war: Wie wird er aus der Rolle rausgeschrieben? Die Antwort: Sascha Bukow wird von seiner Vergangenheit im kriminellen Milieu eingeholt. Bereits der Titel des Polizeirufs „Keiner von uns“ schlägt den Bogen zur ersten Episode der Reihe „Einer von uns“ aus dem Jahr 2010. Bukows Erzfeind Subocek, aus der Haft entlassen, erpresst ihn. Der Kommissar hatte Katrin König geholfen, mittels gefälschter Beweise einen Frauenmörder hinter Gitter zu bringen. Subocek droht, die Sache an die große Glocke zu hängen. Bukow, Sohn eines getöteten Bandenchefs, will die Angelegenheit mal wieder auf seine Art lösen: mit einem Deal im Alleingang. Einmal einsamer Wolf, immer einsamer Wolf.

Es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod, um Rache und Vergeltung. Es kommt zu einem furiosen, schießwütigen Finale, das Bukows Karriere als Ermittler beendet und Katrin König wie eine Gestrandete zurücklässt. Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau haben zwölf Jahre den düsteren, realitätsnahen, eigensinnigen und oft überfrachteten Rostocker Krimi geprägt. Zwei verletzliche und verlorene Seelen, die uns Zuschauern fehlen werden.

Kleiner Trost: Anneke Kim Sarnau macht weiter. Die Neue an ihrer Seite wird Lina Beckmann sein – sie ist die Ehefrau von Charly Hübner. Seine „bessere Hälfte“ bleibt dem Polizeiruf also erhalten.