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"Tatort" als Gangsterthriller: Saarbrücken ist nicht Las Vegas

Der Saarbrücker "Tatort" will mit einem Glücksspiel-Thriller besonders jung und cool rüberkommen, sieht dabei aber ein bisschen alt aus.

Von Marcus Thielking
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Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, li.) ermittelt undercover im Saarbrücker Spielcasino und setzt dabei alles auf eine Karte.
Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, li.) ermittelt undercover im Saarbrücker Spielcasino und setzt dabei alles auf eine Karte. © SR/Manuela Meyer

Der Saarbrücker „Tatort“ war immer schon ein bisschen eigen. Viele Jahre lang war hier der gemütliche und glatzköpfige Kommissar Max Palu mit seinem Fahrrad unterwegs und löste seine Fälle auch mal in der Küche bei Rotwein und französischem Essen. Heute gibt sich das Krimi-Team der kleinen Sendeanstalt gern besonders jung, dynamisch und auch ein bisschen krass. Das Duo Schürke und Hölzer ermittelt in Turnschuhen und Jeansjacke, die Pistole stets offen und gut sichtbar im Halfter. So weit, so okay.

In der Folge „Der Fluch des Geldes“ wollten die Saarländer wohl mal besonders cool und draufgängerisch sein. Die Idee ist an sich spannend: Eine Gruppe von zwei Männern und zwei Frauen peitscht sich gegenseitig mit waghalsigen Wetten hoch, bei denen es um viel Geld und zum Teil auch um Leben und Tod geht. Und mittendrin Hauptkommissar Leo Hölzer, der sich undercover auf die Wettkämpfe einlässt und dabei 100.000 Euro aufs Spiel setzt. Das Geld stammt von der Beute aus einem Bankraub, an dem der inzwischen gestorbene Vater seines Kollegen beteiligt war. Hauptkommissar Adam Schürk bewahrt die Beute heimlich in einer Sporttasche im Kofferraum seines Autos auf. So weit, so saarländisch.

Kein Robert De Niro, kein Leonardo DiCaprio

Das Ganze hätte das Zeug zu einem Gangsterthriller von Martin Scorsese. Doch wir sind hier nicht in Las Vegas, sondern in Saarbrücken, und die Schauspieler heißen auch nicht Robert De Niro oder Leonardo DiCaprio. Nicht dass Vladimir Burlakov (alias Hölzer) und Daniel Sträßer (alias Schürk) schlechte Darsteller wären. Aber dieses ständige flüsternde Geraune mit zusammengekniffenen Augen wirkt auf Dauer doch zu einstudiert. Auch die Filmmusik von Daniel Hoffknecht, der in Dresden Musik studiert hat, transportiert zwar an vielen Stellen Action und Spannung. Sie hat aber nicht den Sound, den dieser Plot eigentlich gebraucht hätte, um wirklich was Besonderes daraus zu machen.

Immerhin sind manche Drehorte gut gewählt, zum Beispiel die herrlich runtergekommene Fabrikhalle, in der sich die Gruppe für ihre Wetten trifft. Echtes Saarbrücker Lokalkolorit fehlt aber, kaum Dialekt, keiner trinkt Rotwein, typische Straßen oder Gebäude sieht man nie. Nur ab und zu schwenkt die Kamera in der Vogelperspektive über die Stadt an der Saar.

Die Beute aus dem Banküberfall ist am Ende futsch, und alle lachen sich herzlich kaputt. Wie es jetzt mit den Kommissaren Hölzer und Schürk weitergeht, bleibt völlig unklar. Aber eines scheint sicher: Es kann nur besser werden. Topp, die Wette gilt!