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Der Neujahrs-"Tatort" aus Köln war verzwickt, aber nicht unlogisch

In der Neujahrs-Folge des "Tatorts" aus Köln spielt die Familie von Freddy Schenk eine zentrale Rolle. Diverse „Schutzmaßnahmen“ bringen den Kommissar dabei in die Klemme.

Von Birgit Grimm
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Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, l) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) im Einsatz.
Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, l) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) im Einsatz. © WDR Kommunikation/Redaktion Bild

Das Wort Schutzmaßnahmen will man seit Corona und seit dem Ukrainekrieg eigentlich nicht mehr hören. Nun wird der Begriff im Kölner „Tatort“ nach allen Regeln der Krimikunst und in allen anderen Schattierungen durchdekliniert.

Zu Beginn reibt man sich erst einmal irritiert die Augen: Wurden die Aufmarsch-Szenen der vermummten „Wir sind das Volk“-Skandierer mit ihren Fackeln und in ihren Springerstiefeln wirklich in Köln gedreht? Oder ermitteln Max Ballauf und Freddy Schenk diesmal in Dresden? Natürlich nicht, denn rechtsradikale Randalierer, die den Ruf der friedlichen Demonstranten von 1989 missbrauchen, gibt es freilich auch in Köln.

Ein Maskierter schert aus dem Marsch aus und will das Lokal „Wunderlampe“ mit einem Molotow-Cocktail abfackeln. Als der nicht zündet und er den Brandbeschleuniger im Raum verteilt, kriegt er eins über den Schädel und verbrennt. Freddy Schenk eilt panisch an den Tatort, um herauszufinden, wer im Restaurant seiner Tochter Sonja und ihres Freundes Karim den Brandstifter getötet hat. Weil im Viertel alle ihre kleinen und großen Geheimnisse haben, weil jeder jemanden meint beschützen zu müssen oder Schutzgeld kassiert und also alle permanent lügen, kommt Freddy ganz schön in die Zwickmühle. Am einfachsten ist es für ihn noch, Sonja und ihre Familie in einer von der Polizei geschützten Wohnung unterzubringen. Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmär Bär) suchen den Nazi im Hoolhaufen. Befangen ist Freddy sowieso, schließlich geht es um seine Familie. Aber die Familien sind es auch, wofür die Bewohner des Viertels, die Kneipen- und Cafe-Besitzer und auch die Männer der Feinkost-Dynastie Raschke kämpfen und vor allem lügen. Da fliegen noch häufig die Fäuste und die Baseballschläger, und es fließt noch jede Menge Blut, ehe mehr oder weniger überraschende Wahrheiten ans Licht kommen.

Der Plot dieses „Tatorts“ – das Drehbuch schrieb Paul Salisbury – ist einigermaßen verzwickt und eine super Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Schauspieler. So viele Akteure – da verliert man schnell den Überblick übers Personal und deren Liebes- und Leidensgeschichten. Wer am Anfang genau hingeschaut hat, wird am Ende bestätigen: Unlogisch ist es nicht.

Und wirklich cool ist der Strauß, den Freddy seinem schwer verletzten Schwiegersohn ins Krankenhaus bringt: Statt Blumen Schneebesen, Schaumlöffel, Suppenkellen für die neue Küche .