Merken

Frauenpower in Brößnitz

Warum der kleine Ortsteil von Lampertswalde innerhalb einer sächsischen Statistik eine Spitzenposition einnimmt.

Von Jörg Richter
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Einzige Frau unter Männern - in Brößnitz ist es genau umgekehrt. Dort ist Harry Heßlich der einzige Mann im Ortschaftsrat.
Einzige Frau unter Männern - in Brößnitz ist es genau umgekehrt. Dort ist Harry Heßlich der einzige Mann im Ortschaftsrat. © Rainer Jensen/dpa (Symbolfoto)

Lampertswalde. Die Brößnitzer sorgen meistens für Schlagzeilen, wenn es darum geht, Umweltsünden des benachbarten Steinbruchs aufzudecken. Nun aber taucht das kleine 80-Seelen-Dorf in einer Statistik des sächsischen Innenministeriums auf und macht erneut von sich reden. 

Denn Brößnitz besitzt einen Ortschaftsrat mit dem zweithöchsten Frauenanteil Sachsens. Neben Ortsvorsteherin Kathrin Mattheus engagieren sich Ines Grimm, Martina Kunze und Theresa Minsel als Verbindungsglied zwischen Dorfbewohnern und Gemeindeverwaltung. Harry Heßlich ist der einzige Mann im Brößnitzer Ortschaftsrat. 

Das ergibt eine Frauenquote von 80 Prozent. Diese gibt es nur dreimal in Sachsen. Lediglich in Burghammer (Landkreis Bautzen) und Heinersgrün (Vogtlandkreis) gibt es einen höheren Frauenanteil. Und zwar 100 Prozent. Allerdings bestehen die Ortschaftsräte dort nur aus drei bzw. zwei Frauen.

Das ist das Ergebnis einer kleinen Anfrage, die der Freistaat am vergangenen Freitag veröffentlichte. Danach sind die Männer nach wie vor in Kommunalgremien dominant. In Sachsen gibt es reichlich Ortschaftsräte, in denen überhaupt keine Frau mitmischt. Allein in der Gemeinde Lampertswalde verzichten drei der acht Ortschaftsräte auf weibliche Intuition. Das ist in Brockwitz, Quersa und Adelsdorf der Fall, also im westlichen Teil der Gemeinde Lampertswalde.

Brößnitz ist mit 80 Prozent Frauenanteil klar die Nummer eins aller 65 Ortschaftsräte im Landkreis Meißen. Nicht jede Kommune besitzt Ortschaftsräte. Die meisten setzen sich aus drei bis sechs Mitgliedern zusammen. Die zahlenmäßig größten Ortschaftsräte gibt es in der Gemeinde Moritzburg. Deren Ortsteile Boxdorf (14 Mitglieder), Friedewald (12), Reichenberg (12) und Steinbach (10) sind sogar zweistellig aufgestellt. Eine Eigenart, die auch im gesamten Freistaat nicht so häufig vorkommt. Im Reichenberg sind mit fünf Damen die meisten Frauen in einem Ortschaftsrat im Landkreis Meißen aktiv.

Die Initiative für die kleine Anfrage im sächsischen Landtag ging von Katja Meier aus. Die gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gilt als eine der Vorreiterinnen der Emanzipation in Sachsen. Sie hat vor Kurzem die CDU/SPD-Landesregierung dafür kritisiert, dass sich die beiden Parteien nicht auf ein sächsisches Gleichstellungsgesetz einigen konnte, so wie sie es im Koalitionsvertrag von 2014 vereinbart hatten. „Das ist ein fatales Signal an die sächsischen Frauen. So bleibt Sachsen in Sachen Gleichstellung von Frauen und Männern Schlusslicht in der Bundesrepublik“, sagt Katja Meier. „Im Freistaat gilt somit weiter das alte Frauenförderungsgesetz aus dem Jahr 1994.“