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Freitaler Kulturscheune scheitert am Geld - vorerst

FDP-Stadtrat Lothar Brandau kritisiert das vorläufige Aus für das Projekt. Der Oberbürgermeister verweist auf die Haushaltslage und gibt ein Versprechen.

Von Annett Heyse
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Stadtrat Lothar Brandau (FDP) würde für den Ausbau der alten Scheune ans Ersparte gehen.
Stadtrat Lothar Brandau (FDP) würde für den Ausbau der alten Scheune ans Ersparte gehen. © Egbert Kamprath

Von den Mauern bröckelt der Putz und legt das Natursteinmauerwerk frei. Ein altes Kabel baumelt an der Fassade, die Tore sind zwar verschlossen, aber der Wind pfeift hindurch. Lothar Brandau steht vor der alten Scheune neben Schloss Burgk und schüttelt den Kopf. "Schade, dass jetzt hier erst einmal nichts wird", sagt der Freitaler FDP-Stadtrat und gibt sich zugleich kämpferisch: "Die Kulturscheune muss kommen, die wird gebraucht!"

Brandau geht es um ein Vorhaben, welches im vergangenen Jahr von der Stadtverwaltung groß angekündigt, nunmehr aber aus finanziellen Gründen erst einmal gestrichen wurde.

Die alte Scheune, am Zugang zum Schlossareal gelegen, soll saniert und zu einer Veranstaltungsstätte ausgebaut werden. Geplant ist zudem, dort eine Tourismusinformation einzurichten. Baubeginn sollte dieses Jahr sein, doch nun fehlt das Geld.

Zwei größere Säle für Feiern und Veranstaltungen

Es geht um eine Investition von rund 5,1 Millionen Euro. Die Stadt hatte dafür Fördermittel beantragt und hoffte auf einen Zuschuss von 80 Prozent, also rund vier Millionen Euro.

Gemacht werden muss an der Scheune so ziemlich alles. Das Dach hat bereits erste Löcher. Die Gebäudehülle soll umfassend und denkmalgerecht saniert werden, ergänzt um Anbauten an den Giebelseiten.

Im Erdgeschoss der Scheune wird ein Saal für Feierlichkeiten, Seminare, Veranstaltungen, Projekte für Schulklassen eingerichtet. Im Obergeschoss der Scheune soll ein weiterer großer Saal mit Lounge-Bereich entstehen, der vor allem auch für touristische Nutzung vorgesehen ist. Denkbar sind Fachveranstaltungen, Messen, Präsentationen.

Schon 300.000 Euro für Planung ausgegeben

Doch weil die Stadt dieses Jahr mehr Ausgaben als Einnahmen haben wird, wurde die Kulturscheune aus dem Freitaler Haushaltsplan heraus gekürzt. Auch aus der mittelfristigen Finanzplanung, also für die Jahre 2024 bis 2026, ist das Projekt herausgefallen. Der Fördermittelantrag wurde erst einmal zurückgezogen, heißt es aus dem Rathaus.

Aus Brandaus Sicht keine gute Entscheidung. Denn es sind bereits 300.000 Euro in die Planung geflossen, eine Baugenehmigung liegt auch schon vor.

Derzeit werden in der Scheune Buden und Figuren für den Weihnachtsmarkt gelagert.
Derzeit werden in der Scheune Buden und Figuren für den Weihnachtsmarkt gelagert. © Egbert Kamprath

Der FDP-Mann argumentiert mit dem Mehrwert einer weiteren Veranstaltungsstätte am Schloss. "Wir brauchen die Scheune auch, um die Wirtschaftlichkeit des gesamten Schlossareals zu steigern." Angebote in der Scheune für private Feiern und öffentliche Zwecke würden mehr Leute nach Schloss Burgk locken, so Brandau.

Säle ausgelastet, Nachfrage hoch

Das meint auch Jörg Schneider. Er ist der Geschäftsführer der Technischen Werke Freital, die die Veranstaltungssäle auf Schloss Burgk bewirtschaften. Die zwei bisherigen Veranstaltungssäle würden gut angenommen, so Schneider. "Da stoßen wir an unsere Grenzen."

Der größere Raum, der Steigersaal, fasse 80 bis maximal 100 Leute. "Aber es gibt eine Nachfrage nach noch größeren Sälen. In der Scheune würden 200 Menschen Platz auf zwei Ebenen finden. Damit könnten wir flexibler agieren. Insofern sind wir stark an einem Ausbau interessiert", sagt Schneider, der mit seinen Mitarbeitern am Scheunenkonzept mitgearbeitet hat.

Interessiert sind die Technischen Werke auch deshalb an einer schnellen Umsetzung, weil in der Scheune eine Vollküche entstehen soll, die es auf Schloss Burgk bisher nicht gibt. Das Catering für Hochzeiten, Firmenfeiern und ähnlichen Veranstaltungen wird in der ohnehin schon gut ausgelasteten Küche des Technologie- und Gründerzentrums zubereitet und dann nach Schloss Burgk geliefert. Schneider: "Wir wollen flexibler werden."

Auch ein Tourismusbüro sei im Schlossareal wichtig, meint Schneider. "Und es geht natürlich auch um die optische Wahrnehmung. Da kommen Besucher nach Schloss Burgk und das Erste, was sie sehen, ist eine Ruine."

OB Rumberg: Nicht für den Reißwolf geplant

Doch was tun, wenn das Geld fehlt? Stadtrat Brandau sieht das Problem nicht wegen einer leeren Stadtkasse. "Freital hat 37 Millionen Euro auf der Bank liegen. Da kann man für so ein Projekt auch mal darauf zurückgreifen, statt immer nur zu sparen."

Auch Jörg Schneider lässt durchblicken, dass er das Risiko eingehen würde. "Aber ich bin nicht der Oberbürgermeister und verstehe auch, dass man in der jetzigen Finanzlage vorsichtig agieren möchte."

Oberbürgermeister Uwe Rumberg (Konservative Mitte) verteidigte im Stadtrat auf Nachfrage der FDP-Fraktion die Streichung des Projektes. "Wir haben die Kulturscheune für dieses Jahr ausgesetzt. Die Planung geht doch nicht in den Reißwolf! Schon Mitte des Jahres planen wir für das nächste Jahr und dann schauen wir, ob wir das hinbekommen", versprach er. Die Scheune sei soweit erst einmal gesichert, auf ein Jahr mehr komme es jetzt nicht an.